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Januar & Februar 2025 – Work & Travel: Spanien & Frankreich

Der iberische Luchs in Andalusien
Der iberische Luchs in Andalusien

Werbung & Transparenz: Dieser Beitrag enthält Markennennungen sowie Links zu Anbieter-Websites und Apps. Alle Empfehlungen basieren auf persönlichen Erfahrungen und sind nicht gesponsert.

 

Die Extremadura in Spanien ist eines jener Gebiete, von denen wir schon viel gehört haben. Vielleicht kennt ihr die faszinierenden Bilder von seltenen Tieren wie dem iberischen Luchs, dem majestätischen Kaiseradler oder den beeindruckenden Geierarten, die hoch am Himmel ihre Kreise ziehen oder geduldig am Aas sitzen.

 

Doch die Extremadura hat noch weitaus mehr zu bieten. Die Region besticht durch ihre atemberaubenden Landschaften, die von der wilden Schönheit der Dehesas – weitläufige Eichenwälder und Weideflächen – bis hin zu steilen Berghängen und sanften Tälern reichen. Hier vereinen sich Ursprünglichkeit und eine beeindruckende Artenvielfalt. Vogelfreunde aus aller Welt reisen zu verschiedenen Jahreszeiten hierher, um diese einzigartige Natur zu erleben. Wir sind gespannt, welche Begegnungen uns erwarten.

 

Gleichzeitig verspricht die Extremadura eine Oase der Ruhe und Gelassenheit zu sein. Ihre malerischen Dörfer, historischen Städte wie Cáceres und Mérida sowie die tief verwurzelte Kultur lassen das authentische Spanien lebendig werden.

 

Auf unserer Reise entdecken wir jedoch noch weitere Gebiete im Westen und Norden Spaniens. Wir durchqueren Kastilien-La Mancha, Andalusien und andere Regionen, bevor es auf der Rückreise an die Nordküste Spaniens geht – etwa nach Bilbao – und weiter entlang der Atlantikküste Frankreichs.

Der Reiseüberblick

Ein kurzer Überblick über die Aufenthalte unserer Reise.

Übernachtungen der Reise
Übernachtungen auf der Reise

Zeitraum: 27.12.2024 bis 01.03.2025

 

Die besuchten Länder der Reise:

  • Spanien
  • Frankreich
  • Portugal
  • Deutschland (Durchreise) 

Die Regionen der Reise mit Aufenthalten

  • Kastilien-La Mancha (ES)
  • Andalusien (ES)
  • Extramadura (ES)
  • Kastilien und León (ES)
  • Baskenland (ES)
  • Nouvelle-Aquitaine (FR)
  • Alentejo (PT)
Unsere Wegstrecke
Unsere Wegstrecke im Kerngebiet

Unsere Reise dauerte 65 Tage, in denen wir etwa 7.000 Kilometer zurücklegten. Allein die Anfahrt nach Spanien machte dabei bereits 2.000 Kilometer aus.

 

In dieser Zeit übernachteten wir an insgesamt 32 verschiedenen Plätzen – ein Zeichen dafür, wie viel wir unterwegs waren, um die Regionen kennenzulernen.

 

Als besonders schön empfanden wir die Möglichkeit, viele Nächte frei zu stehen. Nur an 21 Nächten mussten wir für Stell- oder Campingplätze zahlen, vor allem entlang der spanischen Nordküste und an der französischen Atlantikküste. In der Extremadura hingegen war es in dieser Jahreszeit problemlos möglich, jederzeit frei zu stehen, wenn wir es wollten. Es gibt in der Extremadura auch einige kostenlose Stellplätze die offiziell zur Verfügung gestellt werden. Hier fehlt es oft an Infrastruktur, aber wenn man alles an Bord hat, sind diese Plätze dennoch attraktiv. 

Teil 1: Die Anreise nach Spanien

Über die Weihnachtsfeiertage haben wir unseren Van mit allem, was wir benötigen, bestückt. Am Abend des 27. Dezembers ging es dann endlich los. Unser erster Halt war etwa 160 km entfernt geplant, da am nächsten Morgen noch ein Familienfrühstück auf uns wartete. Weiter ging es dann am Samstagnachmittag bei strahlend blauem Himmel in Richtung Frankreich. Ursprünglich hatten wir Lyon als Ziel ins Auge gefasst. Doch der Verkehr auf deutscher Seite war dicht und warf uns bereits eine Stunde zurück. Hinzu kam aufkommender dichter Nebel, der das Fahren zusätzlich erschwerte. So endete unsere Tagesetappe schließlich in Dole, auf einem etwas merkwürdig wirkenden Stellplatz, dem Parkplatz neben den Tennishallen. Für eine Nacht akzeptabel, aber für längere Aufenthalte wirklich nicht zu empfehlen.

*Stellplatz: Aqua Park Isis 

 

Am nächsten Tag legten wir 620 km in den Süden zurück und erreichten kurz vor der spanischen Grenze die Bucht von Leucate. Der Stellplatz direkt am Meer ist ideal für alle, die gerne autark übernachten.

 

*Stellplatz: Parkplatz Leucate

 

Unser Tipp: Vom Stellplatz kann man am Strand entlang in das etwa zwei Kilometer entfernte “Grau de Leucate” laufen und sich mit lokalen Spezialitäten verwöhnen lassen. Ganz oben auf der Liste stehen Austern und Muscheln, die direkt in der Lagune gezüchtet werden. Diese kann man entweder vor Ort kaufen oder in einem der zahlreichen kleinen Restaurants bei einem Glas Wein essen. 

 

Für uns ging es am nächsten Tag vor Sonnenaufgang über die spanische Grenze. Entlang endloser Orangenplantagen ging es Richtung Süden. Eigentlich wollten wir bis nach Valencia fahren und dort Silvester verbringen. Den Plan haben wir wegen des vorhergesagten Regens jedoch verworfen und sind dann vor Valencia ins Landesinnere abgebogen. Es war erschreckend, was wir dort gesehen haben: die Überreste des verheerenden Hochwassers, der Dreck überall, bis in die Spitzen der Bäume, auf dem Kopf stehende und verbeulte Autos in den Gräben sowie die Matschspuren an den Hauswänden und auf den Wegen. Ein erschreckender Anblick der Verwüstung, der nach diesen Wochen nur einen Bruchteil dessen zeigt, was hier wirklich geschehen war und welches Leid verursacht wurde.

 

Kurz vor 18 Uhr sind wir im Nationalpark Tablas de Daimiel, ca. 10 km außerhalb der kleinen Stadt Daimiel, angekommen. Gerade rechtzeitig, um noch eine Erlaubnis für die Übernachtung auf einem der Stellplätze am Rande des Parks zu bekommen. Nach 4 Tagen und einer Strecke von 2.000 km sind wir nun an unserem ersten spontanen Ziel angekommen.  

Teil 2: Nationalpark Tablas de Daimiel

Die Tablas de Daimiel in Zentralspanien sind ein einzigartiges Feuchtgebiet, das auch im Winter beeindruckt. Im Januar bieten die Lagunen und Schilfzonen ein Paradies für Zugvögel wie Flamingos, Kraniche und Reiher. Es handelt sich dabei um den kleinsten Nationalpark Spaniens. Der Park in der Region Kastilien-La Mancha umfasst gerade einmal etwa 30 km². Trotz seiner geringen Größe ist er ökologisch äußerst bedeutsam, da er eines der letzten erhaltenen Flussmarschen-Systeme Europas darstellt. So hatten wir es im Vorfeld gelesen, und das war für uns Grund genug, hier einen Zwischenstopp für drei Nächte einzulegen und hier auch ins Jahr 2025 hineinzurutschen.

 

*Stellplatz: Parkplatz am Eingang zum Nationalpark 

 

Am nächsten Morgen war die Sonne hinter dichtem Bodennebel verschwunden, und die Landschaft war in einen wunderschönen Eisnebel getaucht. Die Sonne ging erst gegen 8:40 Uhr auf – ein gemütlicher Start in den Tag. Wir wanderten im Nebel durch das Naturschutzgebiet und waren begeistert davon, wie man über schöne Holzbrücken von Insel zu Insel laufen konnte. Von den 95.000 Kranichen, die in dem Feuchtgebiet überwintern sollen, hörten wir nur die Rufe aus einiger Entfernung. Dafür konnten wir Kolbenenten beobachten, die dort in großer Zahl vertreten waren. Es dauerte einige Stunden, doch am frühen Nachmittag strahlte die Sonne von einem tiefblauen Himmel.

 

Am 31.12. machten wir uns auf die Suche nach den Kranichen. Trotz der Aussichtspunkte konnten wir sie jedoch nur aus großer Distanz sehen. Sehr selten verirrten sich einzelne Tiere oder kleine Gruppen in unsere Richtung. Am Nachmittag fuhren wir mit dem Van zum Staudamm und konnten dort einige Kraniche bei der Rast beobachten. Der Abend verlief sehr ähnlich: Der Einflug der Kraniche erfolgte in die für Besucher nicht zugänglichen Bereiche und war daher fotografisch nicht festzuhalten. Dennoch ist es immer wieder faszinierend, diese majestätischen Tiere zu beobachten. Die eindringlichen Rufe hallen durch die Luft, und man kann gar nicht anders, als den Himmel nach ihnen abzusuchen.

 

Der Übergang ins neue Jahr verlief hier sehr ruhig. Wir hatten zwei Nachbarn auf dem Parkplatz, und von irgendwo hörte man vereinzelt eine Rakete oder einen Böller. Es war wohl das ruhigste Silvester, das wir seit vielen Jahren erlebt haben.

 

Wir entschieden uns, noch einen weiteren Tag hier zu verbringen. Es musste noch einiges an Arbeit erledigt werden, und wir nutzten die Gelegenheit für eine weitere Runde durch das Naturschutzgebiet.

  

Am 02.01.2025 machten wir uns dann – nach einem Stopp im Supermarkt – auf den Weg und fuhren für eine Stunde in den Süden. Denn am 03.01. hatten wir einen Termin, den wir auf keinen Fall verpassen wollten.

 

Teil 3: Ein seltener Jäger - der iberische Luchs

Wir hatten nur eine einzige feste Planung für die gesamte Reise: die Buchung der Hides für den Luchs. Dafür hatten wir sechs Tage eingeplant, die wir – mit einem Tag Pause dazwischen – auf zwei verschiedene Anbieter aufteilten. Nun war es soweit, und wir starteten bei Wildwatching Spain mit den ersten vier Tagen. Der Anbieter wurde uns von vielen Seiten empfohlen, und wir hatten in der Vergangenheit bereits viele fantastische Bilder von dort gesehen.

 

Nur wenige Minuten von den beiden privaten Farmen entfernt, auf denen die Hides stehen, konnten wir mit dem Van parken. Die erste und letzte Nacht verbrachten wir auf einem Stellplatz mit Versorgungsmöglichkeiten, die weiteren Nächte hingegen auf einem Parkplatz in Las Virtudes.

 

*Stellplatz: Área de Servicio de Autocaravanas

*Stellplatz: Parkplatz in Las Virtues 

 

Die erste Begegnung mit dem Iberischen Luchs

 

Der Treffpunkt ist meist eine Stunde vor Sonnenaufgang, um alle Teilnehmer rechtzeitig in die Hides bringen zu können. Wir haben Fotografen getroffen, die sich hier für 1–2 Tage einbuchen, und andere, die sogar 9 Tage in den Hides verbringen. Je mehr Zeit man bereit ist zu investieren, desto höher sind die Chancen, den Pardelluchs – wie er auch genannt wird – zu sehen. Die Hides befinden sich im Revier der Luchse, doch ob man ihn tatsächlich sieht, ist gerade im Winter reiner Zufall. Die Wasserstelle vor dem Hide ist für den Luchs in dieser Jahreszeit nicht so entscheidend. Der Winter hat jedoch den Vorteil, dass der Iberische Luchs auch tagaktiv ist, was die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung erhöht. Ehrlich gesagt bleibt dennoch vieles dem Zufall überlassen.

 

Am ersten Tag verbrachten wir etwa 10 Stunden im Hide. Während dieser Zeit konnten wir viele Vögel an der Wasserstelle beobachten. Ein Fasan, eine Gruppe von Rothühnern, ein Iberischer Grünspecht und zahlreiche Singvögel kamen vorbei und tranken. Es herrschte fast den ganzen Tag reger Betrieb. Sogar ein Sperbermännchen ließ sich blicken und nahm ein Bad im klaren Wasser. Nur unser eigentliches Ziel, der Luchs, ließ auf sich warten.

 

Kurz vor Sonnenuntergang war es dann soweit: Ganz am Ende der Lichtung tauchte er plötzlich auf, verschwand jedoch direkt wieder hinter einem Busch. War das schon alles? Wir warteten geduldig weiter – und tatsächlich: Nach wenigen Minuten kam er erneut, dieses Mal von der Seite. Der Luchs lief langsam vor in Richtung Hide und verschwand schließlich hinter uns. Was für eine Spannung!

 

Doch nach weiteren Minuten zeigte er sich wieder, tauchte hinter dem Hide auf und lief erneut an das Ende der Lichtung. In diesem Moment brach die Sonne durch die Wolken und beleuchtete die Szene noch einmal kurz vor ihrem Untergang. Der Luchs blieb stehen, blickte sich neugierig um und posierte regelrecht. Das erste wunderschöne Foto landete auf der Speicherkarte. So viele glückliche Zufälle kamen zusammen, und es war einfach perfekt. Überglücklich schlossen wir den ersten Tag ab.

 

Am zweiten Tag ging es auf ein anderes Grundstück – zum sogenannten „Luxus-Hide“ mit WC und Platz für bis zu sechs Personen. In der morgendlichen Dämmerung hatten wir eine kurze Sichtung und am Abend, um den Sonnenuntergang, eine weitere Begegnung. Auch wenn sich das Jungtier jeweils nur wenige Sekunden zeigte, bot sich die Gelegenheit für weitere Bilder. Auch an diesem Tag hatten wir Glück, den Luchs zu sehen.

Sperber: Regenguss während dem Baden
Sperber beim Baden

Kein Luchs, aber besondere Begegnungen

 

An den Tagen 3 und 4 zeigte sich der Iberische Luchs leider nicht an unserem Hide. Das Wetter wurde deutlich windiger, und immer wieder setzte Regen ein.

 

Doch es gab dennoch einige schöne Begegnungen, die uns die Wartezeit versüßte: am vierten Tag, gegen 12 Uhr, erschien plötzlich ein Sperberweibchen an der Wasserstelle. Es verweilte zwei bis drei Minuten und prüfte aufmerksam die Umgebung, bevor es sich ins Wasser wagte. Das Weibchen badete wiederholt, ein faszinierender Anblick.

 

Knapp eine Stunde später saß plötzlich das Sperbermännchen auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserstelle. Auch dieser Raubvogel begann zu baden – genau in dem Moment, als ein kräftiger Regenschauer einsetzte. Was zunächst wie ein harmloser Regen begann, entwickelte sich zu einem regelrechten Guss. Das Wasser in der kleinen Badestelle wurde aufgewühlt, und der prasselnde Regen ergoss sich unermüdlich über den Sperber. Diese eindrucksvolle Szene, in der der Vogel sowohl vom Wasser unten als auch von oben “geduscht” wurde, konnte ich glücklicherweise festhalten.

Tag 5: Wir sehen den Luchs

 

Auch nach vier Tagen blieb unser Ehrgeiz ungebrochen, und wir entschieden uns, die Gelegenheit zu nutzen und noch einen halben Tag zu verlängern. Am fünften Tag wurden wir – wie gewohnt – etwa 40 Minuten vor Sonnenaufgang ins Hide gebracht.

 

Kaum war der Guide weitergefahren, geschah es: Aus dem Wald tauchte plötzlich das Männchen auf. In fast vollständiger Dunkelheit versuchten wir, ein paar Bilder zu machen, doch schon bald verschwand der Luchs hinter der Hütte. Unsere Anspannung blieb jedoch hoch, und tatsächlich: Rund 15 Minuten später tauchte er seitlich wieder auf, ging zurück in Richtung Wald und startete dann einen erneuten Anlauf – diesmal direkt auf unser Hide zu.

 

Ganz nach dem Motto „die sollen eine zweite Chance bekommen“ gab uns der Luchs die Möglichkeit, ihn aus nächster Nähe zu erleben. Damit erfüllte sich unser Wunsch, ein prächtiges Luchs-Männchen nicht nur zu sehen, sondern auch in schöne Bildern festzuhalten.

 

Wir waren einfach nur glücklich!

 

Wer Lust hat die Hides zu besuchen kann hierfür gerne Wildwatching Spain kontaktieren. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich als Referenz nutzen würdet. Das wäre eine schöne Geste.

 

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*Instagram Wildwatching Spain: @wildwatchingspain

*Alternativ bietet auch DieNaturreise komplette Touren: @dienaturreise 

Eine kleine Sammlung an Bildern aus den Tagen im Hide

 

Die Begegnungen mit den Vögeln waren eine schöne Abwechslung während der langen Stunden im Hide. Wir konnten einige schöne Momente festhalten, die uns für die Wartezeit verkürzten. Dabei mussten wir jedoch stets vorsichtig sein: Ein unbedachtes, wildes Schwenken der Kamera hätte auch dazu führen können, dass der Luchs der Lichtung fern bleibt. Also war entsprechende Vorsicht angesagt.

Luchse in der Sierra de Andújar

 

Noch am Nachmittag fahren wir zwei Stunden in Richtung Süden nach Andújar. Etwa 30 Minuten nördlich von Andújar liegt, eingebettet in einen wunderschönen Kiefernwald, unser Zuhause für die nächsten Tage: ein kleiner Waldparkplatz, der von den Einheimischen gerne als Picknickplatz genutzt wird. Wir fahren direkt zu unserem neuen Anbieter auf das Anwesen, das nur etwa zwei Kilometer entfernt liegt. Von NatuRoots Spain, unserem Anbieter, wurde uns mitgeteilt, dass wir mit dem Van direkt auf den Hof fahren können. Dabei wusste er natürlich nicht, dass wir mit einer Höhe von drei Metern nicht durch das Tor passen. Glücklicherweise können wir auf der engen, naturbelassenen Straße zum Anwesen wenden und erhalten die Empfehlung, draußen an der Steinmauer zu parken.

 

Soweit, so gut. Wir fahren auf unseren Stellplatz und genießen noch einen kleinen Spaziergang durch den Wald mit seinem wunderschön steinigen Boden. Hinter jedem Felsen könnte ein Luchs lauern – so fühlt es sich jedenfalls an. Wir erreichen eine Anhöhe mit einem atemberaubenden Aussichtspunkt, von dem aus wir in die Sierra de Andújar blicken können – ein Gebiet mit der höchsten Luchsdichte in Spanien. In den Tälern vor uns soll man die Luchse sogar von der Straße aus beobachten können. Hier ist es einfach nur wunderschön.


*Stellplatz: Waldparkplatz

 

Die nächsten zwei Tage verlaufen völlig anders, als wir es bisher gewohnt waren. Das “Hide” glich eher einer Veranda, vor der mit Strohmatten eine Sichtschutzwand errichtet wurde. Die Sichtfenster wurden einfach aus den Strohmatten herausgeschnitten. Es gab kein Glas, durch das man fotografieren konnte – stattdessen sollten wir etwa einen Meter Abstand von den Sichtfenstern halten, damit unsere Bewegungen die Luchse nicht störten. Wir saßen in bequemen Bürostühlen und warteten gespannt auf das, was kommen würde. Den Anfang machte ein fantastischer Sonnenaufgang, verbunden mit leichtem Dunst, der ein wunderschönes Licht zauberte. Jetzt der Luchs, denkt man sich unwillkürlich – doch er bleibt aus. Stattdessen beobachten wir eine junge Blaumerle, die auf Beutejagd geht.

 

Gegen 11 Uhr beenden wir die erste Session – leider ohne einen Luchs vor der Kamera. Da in der Mittagszeit nach unserer Erfahrung ohnehin wenig los ist, nutzen wir die Zeit außerhalb des Hides für Arbeit, ein Mittagessen und einen Spaziergang. Um 15 Uhr geht es weiter, und kurz nach Sonnenuntergang ist es dann endlich so weit: Ein Männchen aus dem Revier bewegt sich fast unbemerkt von links in unseren Sichtbereich. Erst sitzt es nur da, dann läuft es langsam weiter nach rechts. Es ist noch etwas Resthelligkeit vorhanden, und in Kombination mit dem warmen Licht der Scheinwerfer entstehen faszinierende Bilder.

 

Ach ja, das sollte ich noch erwähnen: Vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang wird der gesamte Bereich vor dem Hide durch Scheinwerfer beleuchtet. Das ist sicherlich Geschmackssache, und im Nachhinein bin ich froh, dass wir auch andere Bilder haben. Dennoch – das warme Licht auf dem Luchs mit dem kühlen Blau des Himmels nach Sonnenuntergang im Hintergrund ist schon etwas Besonderes. Aber eben nicht “natürlich”. Es erinnert ein wenig an Afrika, wenn nachtaktive Tiere vom Auto aus mit Scheinwerfern beleuchtet werden. Auch diese Bilder gehören nicht unbedingt zu meinen Highlights. Dennoch eröffnet diese Beleuchtung die Möglichkeit, die Tiere überhaupt bei Licht zu sehen – und allein das ist schon etwas Besonderes.

 

Am zweiten Tag ist es deutlich ruhiger. In der Nacht hat es geregnet, und nach Sonnenaufgang zieht der Nebel beeindruckend aus dem Tal nach oben. Ein faszinierendes Schauspiel, wie sich der Nebel seinen Weg durch die Bäume bahnt. Wir sind alle etwas abgelenkt – auch weil sich der Luchs gerade nicht zeigt. Erst wieder nach Sonnenuntergang, erscheint ein Jungtier aus dem Jahr 2024. Es versucht, in der Anlage zu jagen, bleibt dabei aber erfolglos. Für uns ist es eine schöne Gelegenheit, sein Verhalten zu beobachten und einige Bilder zu machen.

Eine Pause zum Wochenende in "Baños de la Encina"

 

Für uns war es nun an der Zeit, uns um die Vorräte, das Auto und uns selbst zu kümmern. Also fuhren wir für das Wochenende in eine kleine Stadt, etwa 20 km östlich der Sierra de Andújar. Wir hatten keine besonderen Ansprüche, benötigten aber Strom, Frischwasser für den Tank und eine Dusche.

 

In Baños de la Encina gab es einen Stellplatz, der zwar rudimentär eingerichtet war, aber alles bot, was wir brauchten. Da es immer wieder regnete, blieb uns Zeit für die Arbeit und um die Bilder der letzten Tage anzusehen. Am Ende blieb nicht einmal Zeit, die Umgebung rund um den Stausee hinter dem Ort genauer zu erkunden oder eine Wanderung zu unternehmen.

 

Erwähnenswert ist noch das “Castillo de Baños de la Encina”, eine der ältesten und am besten erhaltenen Burgen Europas. Für die Spanier ist sie ein bedeutender Ort – so wird es zumindest beschrieben. Wir sind dafür zu wenig fachkundig, um das selbst beurteilen zu können. Doch die Burg liegt malerisch auf einem Hügel am Rande der Kleinstadt und ist allein schon wegen ihrer Lage beeindruckend.

 

*Stellplatz: Área de autocaravanas y camper baños de la encina

Zurück in den Wäldern der Sierra de Andújar – ein letzter Tag mit den Iberischen Luchsen

 

Wir sind noch einmal zurück in den Wäldern der Sierra de Andújar – für einen weiteren und zugleich letzten Tag. Die Luchse lassen uns einfach nicht los. Wir hatten bereits einige schöne Begegnungen, doch das Quäntchen Glück für eine längere Beobachtung fehlte uns noch. Und dieser eine zusätzliche Tag sollte alles in den Schatten stellen, was wir bisher gesehen haben.

 

Schon vor Sonnenaufgang tauchte ein Weibchen auf, das wir bisher noch nicht gesehen hatten. Es setzte sich vor einen Baumstamm und musterte aufmerksam den Platz vor dem Hide. Gestern hatte es hier wohl einen Hasen gerissen – ja, genau, direkt vor den Augen der Fotografen. Heute war jedoch kein Jagderfolg in Sicht. Dennoch konnten wir in den etwa 20 Minuten wunderschöne Porträts aufnehmen. Kurz bevor die Sonne aufging, verschwand das Weibchen.

 

Es dauerte nicht lange, bis das Jungtier mehrere Anläufe unternahm, bei uns vorbeizukommen. Doch es schien an etwas anderem interessiert zu sein und verschwand immer wieder. Im Laufe des Tages war das Jungtier dann direkt bei uns, das Männchen schaute vorbei, und später standen Weibchen und Männchen gleichzeitig vor dem Hide. Das Männchen nahm bis zum Sonnenuntergang ein Sonnenbad und verließ schließlich als Letztes die Bühne.

 

Was für ein ausgefüllter und faszinierender Tag! Wir wussten, dass wir nun das Kapitel “Luchse” abschließen konnten.

 

Wer Lust hat das Hide zu besuchen kann dies entweder über NatuRoots Spain oder direkt über Tirso Peres kontaktieren, der das Projekt betreibt. Auch hier würde mich freuen, wenn ihr auch sagt, dass ihr über mich gekommen seit. Das wäre eine schöne Geste.

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*Instagram Tirso Peres oder Lynx Expeditions: @lynx_expeditions oder @tirsoperez_photographer

*Instagram NatureRoots Spain: @naturoots.spain

Teil 4: Die Extremadura

Am nächsten Tag ging es über eine gewagte Strecke direkt durch die Sierra de Andújar nach Puertollano. Gewagt war diese Routenführung, weil es sich um wirklich sehr kleine und teils unbefestigte Straßen handelte, die uns durch die Berglandschaft führte. Auf der rund 60 km langen Strecke kam uns nur ein einziges Auto entgegen – und darüber waren wir auch froh. Die Route war jedoch einfach wunderschön, und bei trockenem Wetter würden wir sie sofort wieder wählen.

 

Weiter ging es dann zum Mirador de Puerto Peña, wo wir unsere erste Kolonie an Gänsegeiern in Spanien beobachten konnten. Die Route endete für uns in Orellana la Vieja. Direkt am Stausee können wir entlang der Straße auf einem ruhigen Parkplatz stehen und genießen den Sonnenuntergang beim Abendessen. Nun sind wir in der Extremadura angekommen.

 

Als ich diesen Text schreibe, haben wir unseren Aufenthalt in der Region nach 31 Nächten fast beendet und sind gerade dabei, die Route für die Rückreise zu planen. Nach etwas mehr als vier Wochen in der Extremadura kann ich ein kleines Fazit ziehen. Einige besondere Momente werde ich weiter unten ausführlicher beschreiben.

 

  1. Die Extremadura ist sehr weitläufig, und ohne die Hilfe anderer Webseiten und Reiseberichte ist man bei der Suche nach der Tierwelt schnell überfordert. Daher vielen Dank an all jene, die sich bereits vor uns die Mühe gemacht haben, ihre Erfahrungen zu teilen und so mit ihren Informationen bei der Orientierung und Planung helfen. Einige Links findet ihr unterhalb des Reiseberichts.
  2. Wir waren häufig allein auf den Straßen unterwegs. Erst vor wenigen Tagen befuhren wir eine Strecke, auf der uns über 60 km lang kein einziges Auto begegnete. Die Extremadura ist eines der am dünnsten besiedelten Gebiete Europas und touristisch noch wenig erschlossen. Wenn man das mit der Jahreszeit kombiniert, hat man hier viel – wirklich viel – Land ganz für sich allein. Diese Einsamkeit ist oft mit absoluter Stille verbunden, die nur vom Zwitschern der Vögel durchbrochen wird.
  3. Wanderungen sind hier nur in ausgewiesenen Gebieten möglich. Das eingezäunte Privatland umfasst etwa 90 % der Landfläche und ist somit tabu. Wirtschaftswege außerhalb dieser privaten Flächen sind deutlich schwerer zu finden als in Deutschland. Innerhalb der National- und Naturparks ändert sich das jedoch. Dort gibt es gut markierte Wege, die sich wunderbar bewandern und genießen lassen.
  4. Wer die Extremadura im Januar und Februar bereist, kann sich auf Greifvögel, Geier, viele Kraniche und Störche freuen. Doch auch einige Singvögel lassen sich entdecken. Ganz oben auf der Liste stehen Schwarzkehlchen, Ammern und Lerchen. Für das mitteleuropäische Auge ungewohnt sind die Blauelstern und der besonders schöne Wellenastrild. Auch die wichtigsten Reiherarten, das Purpurhuhn und das Rothuhn sind zu beobachten. Natürlich sind das nicht alle Vogelarten – auf eBirds.org findet man in dieser Jahreszeit an manchen Stellen bis zu 60 gelistete Arten. Wer jedoch eine noch größere Artenvielfalt erleben möchte, sollte besser ab Mitte/Ende März bis Ende Mai hierherkommen.
  5. Das Landschaftsbild ist von Bergen und Hochebenen geprägt. Besonders in den Hügel- und Berglandschaften findet man die sogenannte Dehesa – weite Flächen mit Kork- und Steineichen, die häufig als Weidefläche genutzt werden. Diese Baumlandschaft erstreckt sich über viele Kilometer entlang der Straßen und tief ins Landesinnere. Ein wunderschöner Anblick: immergrüne Bäume, die auch heute noch ein wichtiger Teil der Wirtschaft sind. Insbesondere der Kork wird weiterhin abgebaut und verarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Olivenanbau – die Olivenhaine reichen oft bis zum Horizont. Die oft erwähnten Reisfelder haben wir hingegen nicht so häufig gesehen – das mag jedoch an der Jahreszeit liegen.
  6. Trotz der idyllischen Landschaft wird einem bewusst, dass die Extremadura auch intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Man wechselt ständig zwischen unterschiedlichen Szenerien: eben noch die Dehesa, dann plötzlich Olivenhaine oder weite Acker- und Weideflächen. Besonders beeindruckend fanden wir die teils schroffen, teils sanft abgerundeten Steinformationen und Felsen, die das Landschaftsbild prägen. Mit dem richtigen Licht kann man sich daran kaum sattsehen.
  7. Von der Römerzeit bis ins Mittelalter – wer historische Stätten sucht, wird in der Extremadura fündig. Entlang der Straßen entdeckt man immer wieder alte Brücken, verlassene Höfe, Ruinen oder versteckte Steingräber. Einige Städte – allen voran Mérida, Badajoz und Cáceres – bieten zudem beeindruckende Altstädte, Ausgrabungsstätten und weitere historische Sehenswürdigkeiten.
  8. Das Wetter war abwechslungsreich und damit perfekt für Naturfotografie. Die Temperaturen schwankten nachts zwischen 0 und 8 °C und tagsüber zwischen 5 und 17 °C. Wir hatten einige Tage mit Regen, doch meist war es nur für wenige Stunden oder nachts. Wir können uns an keinen Tag erinnern, an dem wir nicht hinausgehen konnten, um die Natur zu erkunden.
  9. Im Januar und Februar ist man auf weiten Strecken alleine unterwegs. Nur an den Hotspots - wie z.B. dem Nationalpark Monfragüe - trafen wir auch andere Gleichgesinnte. Wir hatten schöne und inspirierende Begegnungen und immer wieder einen schönen Austausch an Informationen und Tipps. 
  10. Die Zeitverschiebung - ja, richtig, es gibt keine Zeitverschiebung und das obwohl Spanien eigentlich in einer anderen Zeitzone liegt. Das wurde vor vielen Jahrzehnten geändert und an die Mitteleuropäische Zeit angepasst. Für uns hat das zur Folge, dass die Sonne im Westen Spaniens am Morgen erst zwischen 8:20 und 9 Uhr aufgeht, dafür jedoch auch erst zwischen 18:15 und 19 Uhr untergeht. Schon wenige Kilometer weiter, in Portugal, wird die Uhrzeit an die aktuelle Zeitzone angepasst. In Spanien war somit Zeit für die Arbeit vor dem Sonnenaufgang und wir hatten zusätzlich die Möglichkeit das morgendliche Licht für unsere Bilder zu nutzen.

Mérida – Ein Spaziergang durch die römische Geschichte

Unsere Reise führte uns Ende Januar nach Mérida, eine Stadt, die wie kaum eine andere das Erbe des Römischen Reiches bewahrt hat. Als einstige Hauptstadt der Provinz Lusitania gehört sie für uns zu den Highlights der Extremadura und beeindruckt mit einer Vielzahl gut erhaltener antiker Bauwerke. Neben dem berühmten Amphitheater und dem römischen Theater, die einst Schauplatz großer Spektakel waren, fasziniert die imposante Puente Romana, eine der längsten römischen Brücken der Antike. Das prächtige Tempelgebäude des Templo de Diana und der gut erhaltene Aquädukt de los Milagros zeugen von der einstigen Größe der Stadt. Auf einem Spaziergang durch Mérida kommt man unweigerlich auch am Circus Maximus vorbei – eine der am besten erhaltenen römischen Pferderennbahnen, auf der einst waghalsige Wagenrennen stattfanden. Heute zählt Mérida zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Spaniens und gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 

Unser Stellplatz lag nur etwa zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt, sodass wir entspannt entlang des Guadiana in die Altstadt laufen konnten. Das Wetter war gemischt, was den Besuch für uns umso interessanter machte. Alle Sehenswürdigkeiten sind bequem zu Fuß erreichbar und Ende Januar zudem nur wenig besucht. So kam es, dass wir sogar das römische Theater für einige Minuten ganz für uns allein hatten – ein besonderes Erlebnis. Die Fülle an römischen Bauwerken und Ausgrabungsstätten war nicht nur faszinierend, sondern auch überraschend. Das Zentrum von Mérida ist klein, aber sehr charmant, und wir können uns lebhaft vorstellen, wie voll es hier im Sommer wird. Jetzt im Januar präsentiert sich Mérida jedoch als eine ruhige, beschauliche Stadt.

 

Ein Besuch hier ist ein Muss – eine Zeitreise, bei der Geschichte an jeder Ecke lebendig wird. Wir sagen: Viel Spaß beim Entdecken!

 

*Stellplatz: Aparcamiento Recinto Ferial

Badajoz – Eine Stadt an der Grenze zu Portugal

Direkt nach Mérida ging die Reise weiter nach Badajoz, die größte Stadt der Region und direkt an der portugiesischen Grenze gelegen. Anders als Mérida und Cáceres ist Badajoz weniger für römische oder mittelalterliche Sehenswürdigkeiten bekannt, sondern beeindruckt vor allem mit seiner maurischen Vergangenheit. Die imposante Alcazaba, eine der größten Festungen Spaniens, thront über der Stadt und erinnert an ihre strategische Bedeutung in der Geschichte. Von hier oben hat man einen großartigen Blick auf die Stadt und den Fluss Guadiana, der sich durch die Landschaft schlängelt. Die alte Stadtmauer kann man komplett umrunden und dabei immer wieder neue Perspektiven auf die Stadt und ihre Umgebung genießen.

 

Die Altstadt selbst wirkte auf uns hingegen eher verlassen. Während die historischen Gassen und Plätze nur wenig belebt waren, spielte sich das eigentliche Leben am Flussufer ab. Hier reihten sich Bars und Restaurants aneinander, die bis tief in die Nacht Gäste bewirteten. Besonders am Abend zeigte sich Badajoz von seiner lebendigen Seite – mit einem ganz eigenen Charme zwischen moderner Urbanität und geschichtsträchtiger Kulisse.

 

Für uns war die Zeit in Badajoz auch eine gute Gelegenheit, mit der Kamera am Ufer des Guadiana entlangzuziehen. Und wir staunten nicht schlecht, was wir hier alles fanden. Besonders faszinierend waren die uns bisher unbekannten Wellenastrilde, die durch das flache Gras hüpften, nach Futter suchten oder ins nahegelegene Schilf flogen, um Schutz zu suchen. Wir verbrachten Stunden mit diesen farbenprächtigen Vögeln.

 

Ganz in der Nähe der Puente de Palmas – einer Brücke aus dem 15. Jahrhundert – entdeckten wir zudem eine Kolonie von Nachtreihern und konnten sogar Rallenreiher beobachten und auch einige andere Singvögel tummelten sich entlang des Flussufers. 

 

Unser Stellplatz lag direkt auf der stadtabgewandten Seite der Puente de Palmas. Abgesehen von der Musik der Bars, die bis 2:30 Uhr zu uns über den Fluss hallte, war es ein sehr guter Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden.

 

*Stellplatz: Parking Autocaravanas   

Marvão – Ein Abstecher nach Portugal

Wenn man entlang der portugiesischen Grenze fährt, fällt einem schon von Weitem ein Bergdorf ins Auge. Der Anblick zieht einen magisch an, und man fragt sich unweigerlich: Was ist das nur für ein Dorf auf diesem steilen Bergmassiv? Wir wollten es nicht bei der Frage belassen und sind kurzerhand über die Grenze nach Portugal gefahren. Unser erster Stopp war am Fuße des Berges in der Stadt Santo António das Areias. Dort gibt es einen wunderbaren Campingplatz, der von einem jungen Paar aus Österreich betrieben wird. Hier verbrachten wir zwei Nächte – eine perfekte Gelegenheit, um uns um das Auto zu kümmern und etwas zu arbeiten.

 

*Campingplatz: Camping Asseiceira

 

Am Nachmittag ging es dann aber auf Wanderschaft. Unser Ziel war das etwa sieben Kilometer entfernte Marvão – ein kleines, aber beeindruckendes Bergdorf, das wie ein Adlernest auf einem hohen Granitfelsen thront. Die abwechslungsreiche Wanderung führte uns durch die Dehesa auf Wegen, die wir ohne Wikiloc (eine App mit lokalen Touren) vermutlich nicht gefunden hätten. Die letzten Kilometer wurde der Aufstieg steiler, bis wir schließlich 300 Höhenmeter weiter oben am Tor der alten Stadtmauer standen. Uns erwartete eine nahezu perfekt erhaltene mittelalterliche Festung mit weiß getünchten Häusern, engen Gassen und atemberaubenden Ausblicken auf die weite Landschaft des Alentejo.

 

Wir hatten nur wenig Zeit, da wir vor Sonnenuntergang zurück sein wollten. Doch es war uns schnell klar: Wir mussten eine Nacht auf dem Stellplatz direkt neben der Stadtmauer verbringen – mit einem atemberaubenden Blick über das Tal und uns mehr Zeit für dieses Bergdorf nehmen. Also ging es erst einmal zurück zum Campingplatz für eine weitere Nacht, und am nächsten Morgen machten wir uns noch vor Sonnenaufgang auf den Weg zum neuen Stellplatz.

 

*Stellplatz: Area De Serviço De Autocaravanas

 

Ein wunderschöner Tag lag vor uns – mit Wolken, Nebel, Regen und Sonne. Wir hatten Zeit, Marvão in aller Ruhe zu erkunden, diese beeindruckende Festung und das kleine Dorf auf dem Gipfel des Felsmassivs. Natürlich suchten wir auch nach der Blaumerle, die hier oben lebt, und beobachteten die Gänsegeier, die auf Augenhöhe oder sogar unter uns um die Felsen kreisten und umwanderten die Stadtmauer, um diese traumhafte Aussicht zu genießen.

 

Wir können diesen Besuch nur empfehlen. Es war eines der beeindruckendsten Erlebnisse unserer Reise. Wir haben uns hier unglaublich wohl gefühlt – angefangen beim schönen Campingplatz, über den Stellplatz mit grandioser Aussicht, bis hin zum guten Essen und der entspannten Atmosphäre. Wir hätten hier problemlos noch mehr Zeit verbringen können.

 

Restaurant Tipps:
- Vegane Küche bei Jardim de Borboletas - individuell und frisch zubereitet.

- Gehobene Küche bei fago - so macht Essen Spaß!

Cáceres - ein Blick ins Mittelalter

Fast zum Ende unserer Zeit in der Extremadura fuhren wir nach Cáceres, eine Stadt, die mit ihrer beeindruckenden Altstadt wie ein Fenster in die Vergangenheit wirkt. Sie ist deutlich größer als Mérida und hat fast doppelt so viele Einwohner, was sie – sagen wir mal – städtischer wirken lässt. Das historische Zentrum gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe und zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtbildern Europas. Enge, kopfsteingepflasterte Gassen, wehrhafte Paläste und imposante Stadtmauern prägen das Bild. Bei einem Spaziergang durch die Ciudad Monumental, wie die Altstadt genannt wird, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.

 

Was uns sofort auffiel: Das historische Zentrum der Ciudad Monumental ist bemerkenswert, weil es – im Gegensatz zu vielen anderen historischen Altstädten – weitgehend frei von Geschäften, Restaurants oder touristischen Läden ist. Stattdessen prägen alte Adelspaläste, Kirchen und Wohnhäuser das Bild. Viele dieser Gebäude sind noch bewohnt oder werden für kulturelle Zwecke genutzt. Das verstärkt den Eindruck einer nahezu unberührten mittelalterlichen Stadt, die eher wie eine Filmkulisse wirkt – nur, dass hier tatsächlich Menschen leben.

 

Abgesehen von der historischen Altstadt haben wir für uns in Cáceres nicht viel entdeckt. Dennoch verbrachten wir vier Nächte hier – Zeit für Arbeit und sonstige Admin-Aufgaben. Vom Campingplatz erreichte man die Innenstadt mit dem Bus in etwa 30 Minuten (inklusive Fußweg). Er fährt alle 30 Minuten bis spät in den Abend. Wir haben auch Camper getroffen, die Cáceres als Ausgangspunkt für ihre Reise nutzten und am Abend immer wieder auf den Campingplatz zurückkehrten.

 

*Campingplatz: Camping Cáceres

Monfragüe – Ein Paradies für Greifvögel

Der Parque Nacional de Monfragüe ist eines der bedeutendsten Schutzgebiete für Greifvögel in Europa. Dieses einzigartige Naturparadies im Herzen der Extremadura erstreckt sich über 18.000 Hektar und ist geprägt von mediterranen Wäldern, steilen Felsklippen und dem Fluss Tajo. Die Landschaft wirkt rau und ursprünglich – ein idealer Lebensraum für eine beeindruckende Vogelwelt.

 

Mit dem Auto lässt sich das Kerngebiet über zwei Routen erkunden. Die Hauptverbindung, die EX-208, verläuft auf der Nord-Süd-Achse durch das Naturschutzgebiet und führt an den nördlichen und zentralen Informationszentren vorbei. Entlang der Straße gibt es Haltebuchten und Parkplätze an den wichtigsten Aussichtspunkten. Deutlich enger wird es auf einer Nebenstraße, die in der Nähe des zentralen Infozentrums nach Osten abzweigt – eine Strecke, die man unbedingt nutzen sollte. Einer der letzten und interessantesten Aussichtspunkte dieser Tour ist der Mirador de la Portilla del Tiétar. Auch hier gibt es eine Population von Geiern, den Spanischen Kaiseradler haben wir im Vorüberflug gesehen, und den Uhu konnten wir zwar hören, trotz langer Suche aber nicht entdecken.

 

Der zentrale Punkt für die Geierbeobachtung ist jedoch der Aussichtspunkt Salto del Gitano entlang der EX-208 im südlichen Teil von Monfragüe. Laut Beschilderung leben hier über 100 Gänsegeierpaare. Während der fast fünf Tage, die wir im Park verbracht haben, verging kein Tag, an dem wir nicht mehrere Stunden an dieser Felsformation standen. Hinter uns erhebt sich der Berg bis hoch zum Castillo de Monfragüe, vor uns ein über 300 Meter hohes Bergmassiv, auf dem die Geier ruhen oder über den Felsen in der Thermik kreisen. Besonders in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag kamen einige Geier immer wieder auf unsere Seite des Flusses und setzten sich auf die nahegelegenen Felsen – teilweise in beeindruckender Nähe. Wir hatten Begegnungen mit Gänsegeiern auf weniger als 20 Metern. Zudem war deutlich zu beobachten, dass die nächste Brutsaison bevorstand: Die Geier sammelten immer wieder Gras und Zweige entlang der Hänge und brachten sie zu ihren Nestern, um diese für die kommende Brutzeit vorzubereiten.

 

Wir hatten zudem das Glück, den deutlich seltener vorkommenden Mönchsgeier zu sehen, der mit seinem dunklen Gefieder und seiner enormen Spannweite einen imposanten Anblick bot. Den Spanischen Kaiseradler, der ebenfalls in Monfragüe heimisch ist, konnten wir leider dort nicht entdecken. Dafür jedoch ein Wanderfalkenpärchen, das sich weit über uns in den Felsen niederließ.

 

Im Naturschutzgebiet gibt es viele Wanderwege, von denen einige frei zugänglich sind, während andere eine Genehmigung erfordern. Besonders empfehlen können wir die Tour zum Castillo de Monfragüe, bei der man etwa 250 Höhenmeter auf den Berg hinaufsteigt. Die Belohnung: Gänsegeier, die nur knapp über den Köpfen im Sturzflug in die Felswand eintauchen – ein fantastischer Anblick. Auch von der Burg aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Flusslandschaft und kann die Geier aus der Nähe beobachten.

 

Eine weitere lohnende Tour startet vom zentralen Infopunkt in Richtung Westen und führt zu einem weiteren Aussichtspunkt. Auf dieser Wanderung konnten wir die beeindruckende Natur, wilde Flussläufe und verschiedene Greifvögel – darunter den seltenen Gleitaar – am Himmel beobachten.

 

Während unserer fünf Tage in Monfragüe erlebten wir abwechslungsreiches Wetter. Sonne, Regen, blauer Himmel und teilweise dichter Nebel bis in die Mittagszeit sorgten für vielfältige Lichtstimmungen – was sich auch in unseren Fotos widerspiegelt. Besonders unser letzter Tag, an dem es immer wieder regnete, bescherte uns einige der schönsten Bilder der Woche. Sicherlich auch, weil die Geier an diesem Tag keine großen Strecken fliegen konnten und immer wieder damit beschäftigt waren, ihr Gefieder zu trocknen.

 

In Monfragüe verbrachten wir einige fantastische Tage – mit spektakulären Aussichtspunkten, an denen man diese majestätischen Tiere aus nächster Nähe erleben kann. Eine ganz klare Empfehlung von unserer Seite!

 

Übernachtet haben wir südlich des Naturschutzgebiets, am Rande eines Friedhofs.

Dehesa – Die Kulturlandschaft der Extremadura

Die Dehesa ist eine für die Extremadura typische, weitläufige Kulturlandschaft, die sich über große Teile der Region erstreckt. Sie besteht aus einer Mischung aus Weideland und locker stehenden, immergrünen Steineichen und Korkeichen, die das Landschaftsbild prägen. Diese einzigartige Form der Landnutzung ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Koexistenz von Landwirtschaft, Viehzucht und Naturschutz.

 

Die Dehesa spielt eine zentrale Rolle in der traditionellen Tierhaltung der Region. Hier weiden iberische Schweine, die sich von den Eicheln der Steineichen ernähren und so den berühmten Jamón Ibérico mit seinem einzigartigen Aroma hervorbringen. Auch Rinder und Schafe finden in dieser offenen Landschaft reichlich Futter. Gleichzeitig bietet die Dehesa Lebensraum für eine beeindruckende Artenvielfalt – von Rot- und Damwild über Füchse und Ginsterkatzen bis hin zu zahlreichen Greifvögeln wie Geiern, Adlern und Milanen.

 

Auch Kraniche nutzen die Dehesa als Futterquelle, wenn sie im Winter in der Extremadura überwintern. Immer wieder sieht man einzelne Familien oder große Gruppen fressend unter den Bäumen stehen. Eine eher unerwartete Entdeckung war für uns, dass auch Weißstörche die immergrünen Bäume als Nistplatz nutzen. Während man in Mitteleuropa Storchennester meist auf Hausdächern oder Pfählen findet, bauen sie hier in der Extremadura ihre Nester gelegentlich auf Steineichen.

 

Trotz ihrer scheinbar wilden Natur ist die Dehesa ein sensibles Ökosystem, das auf nachhaltige Bewirtschaftung angewiesen ist. Die Bäume spenden Schatten und verhindern Bodenerosion, während die Beweidung das Landschaftsbild offen hält. Die Flächen wirken überraschend aufgeräumt und erlauben einen schönen Weitblick in die Landschaft.

 

Korkherstellung – Eine jahrhundertealte Tradition

 

Korkeichen gibt es in Südeuropa schon seit Millionen von Jahren. Bereits in der Antike wurde Kork genutzt, später im Mittelalter weiter ausgebaut und systematisiert – eng verknüpft mit der Weidewirtschaft (Dehesa-System), der Schweinemast (Eicheln) und der Holzwirtschaft. Diese immergrünen Bäume prägen das Landschaftsbild und sind neben Olivenbäumen und Felslandschaften einer der wichtigsten Bestandteile dieser Region.

 

Die Steineiche erkennt man leicht an ihrer dünnen, dunklen Rinde. Die Korkeiche hingegen bildet eine dickere Rinde, die für die Korkproduktion genutzt wird. Diese Bäume können bis zu 150 Jahre alt werden und werden über Jahrzehnte hinweg geerntet. Das erste Schälen erfolgt jedoch erst im Alter von etwa 25 Jahren. Dabei wird die äußere Rinde im unteren Bereich des Baumes entfernt, was das Landschaftsbild mit den rötlichen, “nackten” Stämmen besonders markant erscheinen lässt. Oft werden die Bäume mit dem Jahrgang markiert, in dem sie zuletzt geschält wurden. Die Rinde wächst nach und kann alle 9 bis 12 Jahre erneut geerntet werden.

 

Nach der Ernte werden die Korkplatten für mindestens sechs Monate an der Luft getrocknet. Dabei verlieren sie Feuchtigkeit und ihre chemische Zusammensetzung stabilisiert sich. Die Lagerung erfolgt gestapelt auf speziellen Unterlagen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Anschließend werden die Platten für etwa eine Stunde in heißem Wasser gekocht – ganz ohne Chemikalien. Das macht sie elastischer, entfernt Verunreinigungen und tötet Mikroorganismen ab. Nach dem Kochen kühlen die Platten ab und werden erneut mehrere Wochen gelagert, bevor sie kontrolliert und für ihre spätere Verwendung sortiert werden.

 

Stauseen der Extremadura – Wasserreservoirs und Vogelparadiese

Die Extremadura ist geprägt von zahlreichen Embalses (Stauseen), die eine entscheidende Rolle für die Wasserversorgung, Landwirtschaft und Energieerzeugung der Region spielen. Die größten unter ihnen sind der Embalse de Alcántara, der Embalse de Gabriel y Galán und der Embalse de Orellana. Diese künstlichen Seen wurden geschaffen, um die teils trockene Region mit Wasser zu versorgen und hydroelektrische Energie zu gewinnen.

 

Neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sind die Stauseen auch ökologisch wertvoll. Viele von ihnen haben sich zu wichtigen Rückzugsorten für Wasservögel entwickelt. Graureiher, Löffler, Schwarzstörche und zahlreiche Entenarten nutzen diese Gewässer als Brut- und Rastplätze. Einige Stauseen sind auch für den Fischreichtum bekannt, was sie zu beliebten Angelrevieren macht.

 

Ein besonders spannender Stausee ist der Embalse de Arrocampo, der durch seine Funktion als Kühlwasserspeicher für das nahegelegene Kernkraftwerk ungewöhnlich warme Wassertemperaturen hat. Dadurch bleibt das Wasser im Winter eisfrei und zieht zahlreiche Wasservögel an, darunter auch seltene Arten wie die Purpurreiher oder der Schwarze Milan.

 

Für Naturfotografen und Vogelbeobachter sind die Stauseen der Extremadura eine wichtige Anlaufstelle. Viele bieten ruhige, unberührte Landschaften mit hervorragenden Möglichkeiten zur Tierbeobachtung – und natürlich spektakuläre Spiegelungen der typischen Steineichen in der Abendsonne.

Hides in der Extremadura

Um unsere Chancen auf die Sichtung seltener Greifvögel zu erhöhen, haben wir uns dazu entschieden, bei PhotoRaptors drei Hides anzumieten. Es gibt viele Anbieter – einige betreiben eigene Hides, andere arbeiten als Vermittler für lokale Guides. PhotoRaptors bietet seinen Service seit einigen Jahren an und erweitert kontinuierlich sein Angebot an Fotomöglichkeiten.

 

Der Wanderfalke 

 

Die Treffpunkte für die Hide-Sessions lagen nahe der portugiesischen Grenze, bei Valencia de Alcántara und Salorino. Am ersten Vormittag ging es noch vor Sonnenaufgang mit dem 4x4 zunächst in den Wald und dann weiter hinauf auf einen Bergkamm. Nach einem kurzen Fußmarsch von 10–15 Minuten erreichten wir den Hide für den Wanderfalken – direkt auf dem Gipfel, optimal gelegen. Leider erfuhren wir erst kurz vor der Session, dass als Lockvogel eine lebende Taube eingesetzt wird. Glück gehabt: Am Ende des Vormittags war die Taube noch am Leben – und der Wanderfalke ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich war es einfach zu windig, um nicht zu sagen stürmisch. Für die Geier in der Gegend stellte das jedoch kein Problem dar, sodass wir während des Wartens zumindest reichlich Abwechslung hatten. Die Regel besagt, dass man – falls das Zielmotiv nicht erscheint – entweder eine Wiederholungssession bekommt oder nur die Unkosten zahlt. In unserem Fall waren das 60 EUR, da wir auf eine zweite Chance verzichteten.

 

Uhu-Ansitz am Abend

 

Am Nachmittag führte uns eine andere Route erneut hinauf in die Berge. Wir waren froh, mit einem 4x4-Fahrzeug unterwegs zu sein, denn die Wege wären für Mietwagen absolut unpassierbar gewesen – es sei denn, man nimmt Kratzer und Unterbodenschäden in Kauf.

 

Das Ziel des Abends: Ein Uhu-Pärchen. Nach unserer Ankunft wurden mobile Blitzsysteme an den vorbereiteten Stellen montiert. Jeder von uns bekam einen Funkauslöser für die Kamera, sodass wir bis tief in die Nacht hinein in absoluter Dunkelheit fotografieren konnten. Ein kleines, gezieltes Licht diente als Fokusunterstützung, als der Uhu ankam. Wir hatten etwa 30 bis 40 Minuten Zeit, zuerst das Männchen und später kurz das Weibchen zu fotografieren. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, in der fast vollständigen Dunkelheit den Autofokus der spiegellosen Kameras richtig zu nutzen. Wir brauchten einige Versuche, bis wir eine funktionierende Methode gefunden hatten – eine echte technische Herausforderung.

 

Das Highlight: Iberischer Kaiseradler

 

Am nächsten Morgen stand das eigentliche Highlight für uns an: der Iberische Kaiseradler. Wir hatten das große Glück, dass nicht nur das Weibchen erschien, sondern auch das Männchen. Zunächst zog es einige Runden über der Szenerie, versuchte mehrfach zu landen und wollte schließlich etwas von der Beute abbekommen. Diese majestätischen, aber scheuen Tiere konnten wir rund 45 Minuten lang beobachten, bevor das Aas vollständig gefressen war und beide Adler wieder verschwanden.

 

Das Geschehen lockte auch zahlreiche Gänsegeier an. Da die Äste der vorbereiteten Sitzwarten für die Geier zu dünn waren, konnten sie nicht landen. Stattdessen kreisten sie ständig über uns und umkreisten die Futterstelle.

 

* Link zum Anbieter PhotoRaptors, photoraptors@gmail.com  | José Gordillo

Falls ihr euch für eine Session interessiert, könnt ihr mich gerne als Referenz erwähnen – lieben Dank!

Sonstige Tierwelten

Wer in den Wintermonaten die Extremadura besucht, wird hier hauptsächlich Greifvögel, Geier, Störche und Kraniche finden – lohnenswerte Fotomotive, für die es jedoch auch wirklich Zeit braucht. Mit Ausnahme des Nationalparks Monfragüe gibt es nicht den einen Spot, an dem man mit hoher Sicherheit eine bestimmte Art antrifft. Es gibt jedoch einige Hotspots, die ihr in diesem Artikel oder über die Tourenangebote in den Links unterhalb des Artikels finden könnt.

 

Wir haben Fotografen kennengelernt, die nur wenige Tage vor Ort waren und dennoch Steinkauz und Großtrappen entlang der Straße entdeckt haben. Wir selbst sind durch die typischen Steppengebiete, etwa zwischen Cáceres und Trujillo, gefahren – allerdings ohne eine einzige Großtrappe zu sehen.

 

Ein wertvoller Tipp: Schaut Euch auf jeden Fall die Touren in “Birding Routes in Extremadura” an. Die in diesem PDF aufgeführten Routen lohnen sich – auch wenn man im Winter nicht immer auf viele Tiere trifft, sind sie landschaftlich auf jeden Fall sehenswert.

 

Vögel, die euch mit hoher Wahrscheinlichkeit begegnen werden

 

Einige Arten lassen sich in der Extremadura recht einfach entdecken:

  • Haubenlerchen, Grauammern und Schwarzkehlchen – sie sind allgegenwärtig, man hört und sieht sie fast überall.
  • Iberischer Raubwürger – mit hoher Sicherheit entlang der Straßen, auf Radtouren oder Spaziergängen zu finden.
  • Samtkopf-Grasmücke – oft zu hören und mit etwas Geduld gut zu fotografieren.
  • Kuhreiher – oft in größeren Trupps auf Feldern nach Nahrung suchend.
  • Seidenreiher – häufig an den Stauseen oder auf Feldern zu beobachten.
  • Wiedehopf – begegnete uns fast täglich, allerdings meist flüchtig. Beim Wandern oder aus dem Auto heraus konnten wir ihn zwar oft sehen, aber er war meist schneller weg, als wir reagieren konnten. Mit dem Fernglas war er aber immer mal wieder gut versteckt in Bäumen auszumachen.
  • Kiebitze – oft in Trupps auf Feldern, aber selten gut zu fotografieren, da es kaum geeignete Haltemöglichkeiten gibt.
  • Seidensänger – oft aus dem Schilf oder einem Busch rufend, mit Geduld gut zu fotografieren.
  • Blaumerle – erstaunlich häufig vertreten.

Seltener haben wir dagegen Silberreiher und Graureiher gesehen, während Nachtreiher und Rallenreiher in Badajoz besonders gut zu beobachten waren (siehe Kapitel dazu). Insgesamt war Badajoz einer der besten Orte für seltene Arten, dort konnten wir auch das Purpurhuhn und den Stelzenläufer am Fluss entdecken.

 

Überraschende Begegnungen

• Zippammer – wir hatten zweimal das Glück, sie zu sehen.

• Blaukehlchen – zweimal gesichtet.

 

 

Fotografie entlang der Straße – eine Herausforderung

 

Wir haben es an anderer Stelle bereits erwähnt: Das Fotografieren entlang der Straßen ist in der Extremadura eine Herausforderung. Es gibt kaum Haltebuchten oder Feldwege, an denen man kurz anhalten kann. In einigen Reiseberichten liest man, dass man einfach auf der Straße stehenbleiben, die Warnblinkanlage einschalten und die Vögel fotografieren kann.

 

Wir haben es mehrfach versucht, insbesondere bei Kranichen – und wurden dreimal von der Polizei aufgefordert, sofort weiterzufahren. Das mag in manchen Regionen funktionieren, aber in unserem Fall war es keine praktikable Lösung.

 

Teil 5: Die Nordroute

Kurz nach Sonnenaufgang geht es los von Cáceres. Wir wollen nochmals durch den Nationalpark Monfragüe fahren und bei den Geiern vorbeischauen. Es wird ein kurzer Besuch – die Blaumerle ist zwar wieder am gewohnten Platz, doch die Geier haben sich heute weit zurückgezogen. So entscheiden wir uns nach einer Stunde, weiter nach Plasencia zu fahren, um dort unsere Vorräte aufzufüllen.

Meandro del Melero - die Flussschleife

Meandro del Melero
Meandro del Melero

Entlang des Embalse de Gabriel y Galán fahren wir auf der gut ausgebauten CC-12.2, der EX-205 und später über die EX-204 bis nach Riomalo de Abajo. Entlang der Strecke gibt es wunderschöne Aussichten auf das Tal rund um den Stausee: weiche Hügel mit Olivenhainen, soweit das Auge reicht, das Wasser des Stausees im Tal und die schneebedeckten Berge der Sierra de Béjar im Hintergrund – was für eine traumhafte Landschaft! Wir sind in Las Hurdes angekommen, einer wildromantischen Region mit dichten Wäldern und Hügeln.

 

In Riomalo de Abajo muss es ganz schnell gehen. Es sind zwar nur drei Kilometer und 150 Höhenmeter bis zu unserem Tagesziel, aber diese wollten wir zu Fuß zurücklegen, da wir uns wegen der Beschaffenheit der Straße, die durch den Wald führt, unsicher sind. Für uns war es eine gute Entscheidung. Auch wenn die Straße durchgängig asphaltiert ist, haben am späten Nachmittag einige Spanier dasselbe Ziel wie wir.

 

Unser Ziel: Meandro del Melero, eine spektakuläre Flussschleife des Río Alagón an der Grenze zwischen Kastilien und León sowie Extremadura. Diese beeindruckende Flussbiegung liegt inmitten unberührter Natur und ist besonders von diesem Aussichtspunkt aus gut zu bestaunen. Wir kommen gerade rechtzeitig an, bevor der Schatten der umliegenden Berge die Schleife abdunkelt. Was für ein faszinierender Anblick! Wir empfehlen die frühen Morgenstunden (Vorsicht wegen möglichen Nebels) bei Gegenlicht oder etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang, um das beste Licht zu nutzen. Und dann muss man nichts tun – einfach nur genießen.

 

Die Nacht verbringen wir am Rande von Riomalo de Abajo, direkt an einem Bach.


*Stellplatz: Parkplatz in Riomalo de Abajo oder alternativ der Campingplatz Riomalo direkt daneben.

Die Lagunen bei Villafafila

Am Samstagmorgen ging es bei Sonnenaufgang weiter in den Norden. Der erste Teil der Strecke war dabei besonders beeindruckend. Am nördlichen Rand der Extremadura entlang fahren wir auf der CC-158 eine wunderschöne Strecke in die Berge. Schon nach wenigen Kilometern machen wir den ersten Fotostopp – und so geht es immer weiter. In einem Dorf beobachten wir einen Mann, der die Rahmen der Imker sortiert und in mehreren Stufen auskocht. Das konnten wir mit ein paar Bildern dokumentieren. Weiter geht es dann über die EX-366 bis hinauf zum Mirador De Las Carrascas, einem 360°-Aussichtspunkt auf etwa 1150 m. Die Berghänge sind erschreckend kahl, da in dieser Gegend im Mai 2023 rund 8.500 Hektar Wald durch ein Feuer zerstört wurden.

 

Kurz darauf verlassen wir die Extremadura und wechseln nach Kastilien und León. Die Straße führt uns bergab auf eine Hochebene. Nach langer Zeit sehen wir wieder die berühmten Ibérico-Schweine unter den Steineichen – ein fast schon idyllisches Bild. Leider jedoch auch mit dem Hintergedanken, warum sie hier die Eicheln fressen dürfen. Bevor wir die Dehesa verlassen und in eine von Ackerbau geprägte Landschaft weiterfahren, entdecken wir noch ein paar letzte Kraniche, die sich auf den Feldern für die Abreise in den Norden vorbereiten. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang kommen wir in Villafáfila an und machen noch eine Rundtour entlang der Lagunen.

Die CC-158, eine wunderschöne Strecke in die Berge
Die CC-158, eine wunderschöne Strecke in die Berge

Kurzbeschreibung des Standorts (zusammengefasst aus verschiedenen Quellen)

Die Lagunas de Villafáfila in der Provinz Zamora sind eines der wichtigsten Feuchtgebiete Spaniens für Zug- und Brutvögel. Im Februar sind die Lagunen ein Hotspot für Wintergäste und durchziehende Vögel. Besonders auffällig sind die riesigen Schwärme von Großtrappen (Otis tarda), da hier eine der größten Populationen Europas lebt. Auch Gänse, insbesondere Saat- und Blässgänse, sind zu dieser Zeit zahlreich, da viele hier überwintern. Zudem lassen sich verschiedene Entenarten, Greifvögel und Limikolen beobachten. Die Landschaft ist karg und offen, was die Vogelbeobachtung erleichtert.

 

Die Realität sieht dann meist doch etwas anders aus – zumindest, wenn es darum geht, dass sich die Vögel in für uns als Fotografen relevanter Entfernung aufhalten. Laut eBird wurden an den verschiedenen Stellen bis zu 68 Arten gemeldet. Wer mit dem Spektiv unterwegs ist, kann hier einiges entdecken. Wir hatten die Hoffnung, dass wir den Großtrappen – die in großer Zahl zu sehen sind – am Sonntag etwas näher kommen würden. Jedoch ist ihre Fluchtdistanz so hoch, dass ein hochwertiges Bild unmöglich war. Recht häufig vertreten waren jedoch die Rothühner. Auch sie nahmen Reißaus, als wir mit dem Van vorbeifuhren, dennoch ergab sich die eine oder andere Fotomöglichkeit.

 

Am Sonntagnachmittag hatten wir jedoch das Glück, einen Rötelfalken beobachten zu können, und wir haben einen Steinkauz gefunden, der den Tag in einem alten Dach verbrachte. Das waren fotografisch unsere beiden Highlights. Ich bin überzeugt, dass das Gebiet viel zu bieten hat. Man sollte sich dafür jedoch mehr Zeit nehmen – und es braucht einfach auch etwas Glück.

 

Landschaftlich ist die offene Fläche über unbefestigte Feldwege zu befahren. Es gibt eine Hauptrunde und einige kurze Abzweigungen. Weitere Wege lassen sich jedoch auch mit dem Auto erkunden.

*Stellplatz: Parkplatz am See oder den offiziellen Parkplatz

Nationalpark Picos de Europa

Blick in Richtung Picos de Europa
Blick in Richtung Picos de Europa

Die letzte Etappe an die Küste führte uns entlang der Picos de Europa. Los ging es bei Nebel, der auch die ersten 140 km andauerte. Daher können wir über die Landschaft nicht viel sagen. Gegen Mittag waren wir dann in Riaño, einem kleinen Ort am Fuße der Berge, selbst aber auch schon auf 1110 m Höhe. Der Stausee vor dem Ort lädt zum Verweilen ein, und so haben wir uns kurzerhand entschieden, den zweiten Teil der Tour auf den Folgetag zu verschieben. Bei strahlendem Sonnenschein unternahmen wir stattdessen lieber eine kleine Tour entlang des Sees.

 

*Stellplatz: Parkplatz am See 

 

Bei trübem, aber trockenem Wetter ging es am nächsten Morgen auf die letzten 130 km bis zur Küste. Über gut ausgebaute Strecken fuhren wir durch teils enge Schluchten entlang des Río Yuso bis auf 1609 m. Wir hatten uns für die N-621 entschieden, da sie uns weiter nach Osten brachte. Die N-625 wäre dagegen ein deutlicher Umweg gewesen, aber sicherlich auch eine schöne Alternative.

 

Nach dem Pass, auf dem wir noch vereinzelt Schneereste fanden, schlängelte sich die Straße deutlich enger in die Tiefe. Schnell waren wir wieder auf 800 m Höhe, und die ersten Häuser säumten die Straße. Etwa 30–40 Kilometer vor der Küste ging es dann nochmals in eine enge und wirklich schöne Schlucht. Etliche Baustellen „ermöglichten“ uns dabei, das Tal näher anzusehen, denn die Straße wurde auf eine Spur reduziert, während die jeweils andere komplett erneuert wurde. Und für uns war somit immer wieder Warten angesagt, wenn der Gegenverkehr Vorrang hatte. 

 

Gegen 11:30 Uhr verließen wir die Schlucht und erreichten die letzten Kilometer bis zur Küste. Die Straße nach San Vicente de la Barquera bot uns einen fast schon malerischen ersten Blick auf die Nordküste Spaniens. Hier hatten wir einen Campingplatz herausgesucht, uns dann aber kurzfristig dagegen entschieden, da er keine Sicht aufs Meer bot – im Nachhinein war das wohl ein Fehler. Denn schnell stellte sich heraus, dass im Februar viele Campingplätze noch geschlossen sind.

 

Wir machten jedoch erst einmal einen Spaziergang über einen langen Strandabschnitt von San Vicente de la Barquera, bevor wir die Küstenstraße weiter nach Cóbreces fuhren. Dort gibt es einen Stellplatz, der – sagen wir mal – für eine Zwischenübernachtung gut geeignet ist, aber unsere Vorstellung vom Meer weit verfehlte. Dennoch verbrachten wir einen schönen Nachmittag mit einem Spaziergang zur Steilküste und zum lokalen Strand.

 

*Stellplatz: Motorhomes area Las Hazas 

 

Ein weiterer Hinweis für die Route von Cáceres bis an die Küste: Es gibt einige vielversprechende Routen nach Norden. Die Tour von Cáceres nach León wird als die Silberroute bezeichnet. Wir sind jedoch eher auf Nebenstraßen gefahren. Mit mehr Zeit hätten sich auch Abstecher zum Grenzfluss Douro nach Portugal gelohnt. Der Douro hat sich dort tief in die Berge gegraben und eine wunderschöne Landschaft erschaffen, die an verschiedenen Stellen bewundert werden kann. 

 

Die Nordküste Spaniens und Bilbao

Romantisch Wild, rauh, hügelig - das sind unsere die ersten Eindrücke von der spanischen Nordküste. Dadurch, dass jedoch die meisten Campingplätze geschlossen waren, kam auch etwas das Gefühl der Enttäuschung auf. Wir hatten uns auf einige Nächte in Strandnähe gefreut. Egal wir lange wir in unseren Apps suchten, finden konnten wir nichts passendes. So entschieden wir uns, ca. 100 km östlich zu fahren und die Stadt Bilbao zu besuchen. 

Guggenheim-Museum Bilbao
Guggenheim-Museum Bilbao, Spanien

Den Stellplatz hatten wir schon im vor einigen Tage herausgesucht. Der Weg führte uns auf eine der vielen Hügel um Bilbao und endete an einem faszinierenden Stellplatz. Wir bekommen noch einen Parkniche in der ersten Reihe und thronen nun ca. 145 m über der Stadt mit einem wunderschönen Blick. Das hatten wir nicht erwartet und sind total begeistert. 

 

Info zu Bilbao

Die Stadt hat eine reiche Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Stadt wurde 1300 gegründet und entwickelte sich dank ihres Hafens schnell zu einem wichtigen Handelszentrum. Im 19. Jahrhundert erlebte Bilbao durch die Industrialisierung und den Stahl- und Schiffbau einen enormen Aufschwung. Heute ist die Stadt ein Symbol für den erfolgreichen Wandel von einer Industriestadt zu einem modernen Dienstleistungs- und Kulturzentrum. Das Guggenheim-Museum zieht viele Besucher an, was der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung im Bereich Tourismus gebracht hat. Zudem gibt es viele Unternehmen aus den Bereichen Finanzen, Technologie und Dienstleistungen. Auch die Kreativwirtschaft und Start-ups spielen eine immer größere Rolle.  Die Stadt bietet auch eine lebendige Kulinarikszene, mit vielen Pintxos-Bars, wo man baskische Tapas genießen kann. Außerdem ist die Altstadt, Casco Viejo, mit ihren engen Gassen und historischen Gebäuden sehr sehenswert. Es gibt also viel zu entdecken!

 

Wie jede Stadt, ist auch Bilbao im ersten Moment eine Herausforderung, wenn man gerade aus einer mehrwöchigen Reise wieder in einem solchen Getümmel landet. Wir dürfen 48 Stunden auf dem Stellplatz verbringen und damit stehen uns ein Nachmittag und ein ganzer Tag zur Verfügung.

 

*Stellplatz: Camper bilbao 

 

Wir entscheiden uns in die Stadt zu laufen, da wir dann auch gleich einige der wichtigsten Punkte sehen können. Der Weg führt uns erst über viele Stufen durch die Wohngebiete, vorbei am einem sehr schönen Krankenhauskomplex und dann entlang dem Stadium des Athletic Club de Bilbao. Nun sind wir am Nervion River angekommen und laufen weiter entlang des Itsasmuseums (dem lokalen Schifffahrtsmuseum) mit einigen historischen Schiffen im Trockenbecken der alten Werft. 

 

Entlang des Nervion Rivers und der gesamten Altstadt wird den Fußgängern viel Platz eingeräumt. Das macht es uns einfach und sich durch die Stadt zu bewegen ist recht stressfrei. Mehrere schöne Brücken führen über den Fluss, die wir passieren, bis wir das berühmte Guggenheim-Museum erreichen. Ein prächtiger und architektonisch meisterhaft gestaltetes Gebäude. Einen Besuch des Museums planen wir nicht ein, aber um das Museum herum verbringen wir einige Zeit bevor es weiter über das geschäftige moderne Zentrum der Stadt bis in die Altstadt geht. Auf dem Weg dorthin gibt es viel zu entdecken und wir merken auch, jedoch gehen wir erst einmal zur alten Markthalle "Erriberako Merkatua" um dort ein paar Pintxos zu essen. Leider waren wir jedoch von der Qualität der Produkte sehr enttäuscht und können den Besuch nicht wirklich empfehlen. Wir verbringen noch etwas Zeit in der Altstadt bevor wir uns auf der anderen Seite des Flusses auf den Rückweg zum Stellplatz machen.

 

Die Sonne ist schon untergegangen und die Stadt die sich vor uns ausbreitet erhält nun einen ganz neuen Charm. Die nächtliche Beleuchtung in der blauen Stunde ist fantastisch und es gibt wohl kaum einen anderen Spot, um das besser zu betrachten als von diesem Ort. 

 

Am zweiten Tag lassen wir uns Zeit, gehen jedoch vor Sonnenaufgang auf einen weiteren Aussichtspunkt ca. 1,3 km entfernt. Eine weitere schöne Sicht auf die Stadt von dem wir erleben dürfen, wie die Nacht langsam in den Tag übergeht. Am Nachmittag geht es nochmals in die Stadt und wir bleiben dort auch bis zum späten Abend. Heute wollen wir die Stadt bei Sonnenuntergang in der Innenstadt erleben. Einige Motive hatten wir uns schon herausgesucht. 

San Juan de Gaztelugatxe – eine beeindruckende Filmkulisse

Nachdem wir Bilbao verlassen haben, geht es etwa 35 km nach Osten. Unser heutiges Ziel ist San Juan de Gaztelugatxe.

 

Diese beeindruckende Felseninsel ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen Spaniens. Eine atemberaubende Filmkulisse erwartet uns – in der 7. Staffel von Game of Thrones wurde dieser Ort als Drachenstein, der Sitz des Hauses Targaryen, genutzt. Das zieht viele Besucher an, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschengruppen zuerst auf den steilen Abstieg von über 100 Höhenmetern machen, um dann über eine Steinbrücke auf die vorgelagerte Halbinsel zu gelangen und dort 241 Treppenstufen hinaufzusteigen.

 

Auf dem Gipfel befindet sich eine Kapelle, die dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet ist, sowie ein kleiner Unterstand. Eine wirklich beeindruckende Szenerie – und man versteht schnell, warum dieser Spot für den Film ausgewählt wurde.

 

Hinweis: In Game of Thrones wurden digitale Effekte eingesetzt, um die vorhandene Kapelle durch die Festung Drachenstein zu ersetzen. Das natürliche Felsenmassiv und der schmale Pfad in die Höhe blieben jedoch erhalten.

 

Am Nachmittag fahren wir weiter nach Kortezubi, direkt an das Urdaibai Bird Center. Dort gibt es auch einen Stellplatz und zwei Beobachtungshütten in Fußentfernung. Der See ist jedoch sehr ruhig und laut den Meldungen auf eBirds ist es hier aktuell eher ruhig.

 

*Stellplatz: Urdaibai Bird Center 

 

Teil 9: Der Abschluss in Frankreich

Durch die vielen geschlossenen Stellplätze entlang der Nordküste kamen wir deutlich schneller voran als gedacht. So überquerten wir die Grenze nach Frankreich und fuhren bis nach Labenne. Unser Ziel war das Réserve Naturelle Nationale du Marais d’Orx. Wir unternahmen eine schöne Wanderung in dem gut angelegten Naturschutzgebiet. Entlang der ausgewiesenen Wege gibt es viele Schutz- und Beobachtungshütten. Viele Vögel waren für uns Fotografen jedoch nicht zu entdecken. Für Birder mit Spektiv gab es jedoch jede Menge Limikolen und Enten, die weit entfernt auf dem Flachwasser standen bzw. schwammen. Das Highlight für uns waren die vielen Nutrias, die am Wegrand verweilten, während Spaziergänger vorbeigingen.


*Unseren Stellplatz für die Nacht finden wir unter Pinien: Aire Camping-Car Park

 

Entlang der Küste in Frankreich fanden wir zu unserer Überraschung deutlich mehr Stellplätze, die ganzjährig geöffnet sind. Teilweise handelt es sich sogar um Stellplätze, die nur durch die Dünen vom Meer getrennt sind. Wir entscheiden uns am nächsten Tag diese Möglichkeit zu nutzen und die Tierwelt gegen den Strand einzutauschen. In Capbreton - nur wenige Kilometer weiter - finden wir einen geeigneten Platz. Wir stehen an einem schönen, rauen und bei Surfern beliebten Strandabschnitt. 

 

Was uns dort erwartet, kann man eigentlich nur auf der Karte erfassen: Der Strand entlang der französischen Atlantikküste bei Labenne gehört zur Côte d’Argent, einem der längsten Sandstrände Europas. Dieser erstreckt sich praktisch ununterbrochen über ca. 230 km von der Mündung der Gironde im Norden bis zur spanischen Grenze im Süden. Nur einzelne Flussläufe oder Hafenbecken unterbrechen den Verlauf.

 

*Stellplatz: Parking Les Oceanides in Capbreton

 

Wir verbringen zwei Nächte auf dem Stellplatz, und für uns ist es an der Zeit, das Tempo etwas zu reduzieren. So genießen wir die Tage am Strand, beobachten die Wellen und die Menschen – vor allem die Surfer, die geduldig im Wasser liegen und auf die perfekte Welle warten. Die Stunden vergehen dabei wie im Flug.

 

Entlang der Küste, ganz in der Nähe von Capbreton, findet man auch alte Bunker – Überreste des Atlantikwalls, einer von den deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs errichteten Verteidigungslinie entlang der europäischen Atlantikküste. Seither sind die Bunker den Kräften der Natur ausgesetzt. Erosion, Gezeiten und Wetterbedingungen haben dazu geführt, dass einige von ihnen beschädigt oder verschoben wurden. Heute dienen sie als Leinwand für Graffiti-Künstler und als ungewöhnliche Sehenswürdigkeiten für Besucher.

 

Wir fahren weiter die Küste entlang mit einer Zwischenübernachtung in Biscarrosse bis nach Le Teich. In Biscarrosse landeten wir nur, da wir den halben Tag auf der Suche nach einer Peugeot-Werkstatt waren, die in die eine Fehlermeldung aus dem Bordcomputer auslesen konnten. Kurz nach dem Start in Capbreton leuchtete leider die Motorwarnleuchte gelb und das musste geklärt werden. Ein Anruf bei unserem Händler deutete jedoch schon auf den Fehler. Es gab eine Rückrufaktion von Peugeot wegen eines Problems mit dem Motoröl, das getauscht werden musste. Dieser Fehler konnte dann von der dritten Werkstatt, die wir besucht haben auch ausgelesen werden. Der nette Mann füllte noch etwas Öl nach, um die Mischung zu verbessern und entließ uns dann wieder.


Le Teich – Ein Paradies für Wasservögel an der Atlantikküste

Am nächsten Tag erreichten wir das Réserve Ornithologique du Teich ist eines der bekanntesten Vogelschutzgebiete Frankreichs und liegt an der Atlantikküste, südlich von Bordeaux, im Bassin d’Arcachon. Dieses etwa 120 Hektar große Schutzgebiet bietet eine beeindruckende Mischung aus Sümpfen, Wasserflächen, Salzwiesen und Waldgebieten, die Lebensraum für zahlreiche Vogelarten schaffen und es zu einem Hotspot für Vogelbeobachter macht.

 

Le Teich ist ein bedeutender Rastplatz für Zugvögel, da das Bassin d’Arcachon auf einer der wichtigsten Vogelzugrouten Europas liegt. Je nach Jahreszeit kann man hier bis zu 300 verschiedene Vogelarten beobachten, darunter zahlreiche Limikolen, Reiher, Enten und Greifvögel. Besonders im Frühjahr und Herbst wird das Reservat von Tausenden von Zugvögeln als Zwischenstopp genutzt.

 

Wir konnten an einem Tag 37 Vogelarten mit zum Teil über 150 Vögeln zählen, darunter auch Löffler, Säbelschnäbler, Seidenreiher, Uferschnäpfen, Brandganz, Höckerschwan, Löffelenten, Krickenten, Kormoran, Nachtreiher und viele Singvögel. Auch Greifvögel wie der Fischadler oder der Schwarzmilan nutzen das Gebiet zur Nahrungssuche, wir haben sie jedoch nicht gesehen.

 

Perfekte Bedingungen für Naturfotografen

 

Das Naturschutzgebiet ist hervorragend erschlossen: Ein rund 6 Kilometer langer Rundweg führt durch das Areal und bietet an mehreren strategisch platzierten Beobachtungshütten und Plattformen ideale Bedingungen für Vogelbeobachter und Fotografen. Dank der gut angelegten Wege und der gezielt geschaffenen Wasserflächen lassen sich viele Vögel aus nächster Nähe und mit natürlichem Verhalten beobachten.

 

Ein Besuch in Le Teich ist ein absolutes Muss für Vogelbegeisterte und Naturfotografen. Die Vielfalt der Arten, die wunderschönen Landschaften und die Nähe zu den Tieren machen diesen Ort zu einem der besten Vogelschutzgebiete Frankreichs. Der Eintritt lag im Frühjahr 2025 bei 9,90 EUR pro Person. Es gibt jedoch Sondertarife für Mehrtagesbesuche sowie spezielle Zugangsoptionen von Freitag bis Sonntag, die bereits vor den regulären Öffnungszeiten starten. Die offiziellen Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit, doch am Vormittag öffnet das Gebiet in der Regel erst um 10 Uhr.

 

Bei all den Lobeshymnen auf das Reservat muss man jedoch sagen, dass auch hier Zeit und Geduld erforderlich sind, wenn man mehr als nur ein schnelles Porträt eines Vogels aufnehmen möchte. Die Beobachtungspunkte sind zwar hervorragend positioniert, doch das Fotografieren erfolgt fast ausschließlich aus den festen Hütten heraus. Die Sichtschlitze bieten eine gute Perspektive und sind ausreichend groß für ein 400mm f/2.8, aber bei größeren Teleobjektiven wie einem 600mm f/4 kann es in manchen Hütten etwas eng werden. Fotografieren auf Augenhöhe ist natürlich auch hier nicht möglich. 

 

Ein weiterer Wermutstropfen sind die eingeschränkten Öffnungszeiten: Leider startet der Zugang nicht zum Sonnenaufgang und reicht auch nicht bis zum Sonnenuntergang. Während unseres Besuchs konnten wir nur von 10 bis 18 Uhr im Park verweilen – genau dann, als das Licht am schönsten wurde, mussten wir das Gebiet verlassen. Das volle Potenzial des Reservats entfaltet sich daher vor allem für Fotografen, die regelmäßig über das Jahr verteilt vorbeischauen können und verschiedene Lichtstimmungen, Jahreszeiten und Tierarten erleben.

 

Ein Stellplatz befindet sich direkt vor der 2-Meter-Schranke des PKW-Parkplatzes. Hier gibt es ausreichend Platz für bis zu sechs Vans und Camper. Während unseres Besuchs haben zudem einige Camper die Nacht im angrenzenden Hafenbereich verbracht, was offenbar eine gängige Alternative ist.

 

*Stellplatz: Parkplatz am Eingang

 

Die Homepage des Parks auch mit Kartenmaterial und Infos zu den optimalen Eingangszeiten abhängig von Ebbe und Flut.

 

Heimfahrt

 

Nun ging es auf die Heimfahrt, die wir auf den leeren Autobahnen selbst auf deutscher Seite mühelos in zwei Tagen geschafft haben.  Zwei Monate mit wunderschönen Momenten gehen zu Ende. Wir sind sehr dankbar über die Möglichkeit, das so zu erleben. 

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Hilfreiche Seiten

 

Für uns war es in dem weiten Land der Extremadura sehr hilfreich, dass auch schon andere wichtige Informationen aus Ihren Reisen dokumentiert haben. Es gibt jedoch auch viele regionale Webseiten oder von Organisationen, die in der Vorbereitung oder bei spontanen Suchen vor Ort sehr hilfreich sind. Damit ihr nicht auch nach diesen Informationen suchen müsst, hier eine Liste unserer wichtigsten Quellen:

  • Die-Naturreise.de - ein Anbieter von Reisen für die Vogelbeobachtung, der auf seiner Seite jedoch auch viele weitere Informationen zur Verfügung stellt.
  • Tournatur-online.de - eine fantastische Seite mit Reiseberichten u.a. aus Spanien. Eine tolle Inspiration und Informationsquelle. 
  • ebird.org - aktuelle Meldungen zu Sichtungen werden hier dokumentiert und können recherchiert werden.
  • birdingplaces.eu - hilft beim Finden von spannenden Gebieten für die Vogelbeobachtung.
  • Birding-Routes-in-Extremadura - PDF Dokument mit 92 Seiten in Englisch mit tollen Natur- und Vogelrouten im gesamten Gebiet
  • Birding in Extremadura - Tolle Webseite mit vielen Tipps und Informationen
  • Rutas Birding in Extremadura (provincia de Badajoz) - geteilte GoogleMaps-Karte mit einigen schönen Touren
  • www.birdmap.ch - eine weitere geteilte GoogleMaps-Karte mit Vogelhotspots in vielen Teilen Europas

Apps, die wir auf den Reisen gerne nutzen

  • park4night.com -  fast 100% bei der Stellplatzsuche erfolgt über diese App (oder deren Webseite) 
  • Georgy - Reisetagebuch mit lokalem GPS Tracking (alles bleibt auf deinem Gerät)
  • Wikiloc - App mit vielen Touren u.a. in Spanien und Portugal

Feedback und Kommentare

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Wir wünschen dir eine gesunde und erfolgreiche Reise!