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September 2024 – Work & Travel: Niederlande

Sonnenaufgang in den Dünen
Nationalpark De Loonse en Drunense Duinen

Eine neue Reise steht an. Wir starten mit dem Gedanken, die Nordseeküste über einen Zeitraum von etwa zwei Monaten zu erkunden. Wie die Reise verlaufen würde, wussten wir zu Beginn noch nicht genau. Wir starteten die Tour in den Niederlanden und beschlossen nach wenigen Tagen, dass wir dort auch die gesamte Zeit verbringen wollten. Der Vogelzug und die Hirschbrunft standen auf unserer Wunschliste – alles Weitere entschieden wir spontan. Eine beeindruckende und sehr abwechslungsreiche Tour, die uns über 54 Tage durch die Niederlande führte:

 

Unsere Stationen der Reise:

Teil 1: Nationalpark De Loonse en Drunense Duinen

Diese Reise starteten wir nicht in Aalen, sondern in Karben, wo wir das Wochenende mit Freunden verbrachten.  Am Freitag reisten wir an und genossen am Abend ein Konzert der Band Soulmate, in der unser Freund mitspielt. Ein perfekter Einstieg in das Wochenende unter Freunden. 

 

Am Sonntagabend machten wir uns auf den Weg nach Wetzlar, nur eine Stunde entfernt. Da wir nicht mehr lange fahren wollten, nahmen wir den Tipp unseres Freundes dankend an.

 

Stellplatz: Wohnmobil-Stellplatz Wetzlar (Goethe Camping)

 

Am späten Montagvormittag erkundeten wir die Altstadt von Wetzlar. Abgesehen von den Baustellen ist es eine charmante Innenstadt mit vielen Fachwerkhäusern, die die Geschichte der Stadt förmlich atmen lassen. Besonders interessant für uns: Der Firmensitz von Leica. Einen Besuch hoben wir uns jedoch für einen anderen Tag auf.

 

Weiter ging die Fahrt zur Wahner Heide, direkt am Flughafen Köln/Bonn – eine weitere kurze Etappe von etwa 1,5 Stunden. Unser Stellplatz lag direkt neben dem Flughafen, sodass eine ruhige Nacht nicht zu erwarten war. Die schöne Heidelandschaft und die angrenzenden Wälder erkundeten wir am späten Nachmittag zu Fuß. Die Tierwelt zeigte sich erwartungsgemäß um diese Jahreszeit recht ruhig, doch wir hatten einige schöne Begegnungen.

 

Nach einer unruhigen Nacht neben dem Flughafen wollte ich bei 12 Grad am Morgen die Heizung einschalten. Doch plötzlich meldete das System ein Problem mit der Dieselzufuhr. Zum Glück gab es einen Service-Techniker nur etwa 10 Kilometer entfernt, der uns vielleicht drannehmen konnte – ganz wie beim Arzt ohne Termin: warten und hoffen. Um 11:30 Uhr waren wir gerade noch rechtzeitig an der Reihe. Gegen 14 Uhr war der Fehler behoben, und wir konnten das Bett über der Heizung wieder zusammenschrauben. Am Nachmittag fuhren wir dann etwa drei Stunden weiter in die Niederlande. Unser Ziel: der Nationalpark De Loonse en Drunense Duinen, nahe Tilburg im Süden des Landes.

 

Info zum Nationalpark: Dieses einzigartige Naturschutzgebiet zeichnet sich durch große Wanderdünen, weite Sandflächen und dichte Wälder aus. Oft als „Brabantse Sahara“ bezeichnet, ist es eines der größten Sanddünengebiete Westeuropas. Der Park erstreckt sich über etwa 35 Quadratkilometer und bietet Wanderern, Radfahrern und Reitern zahlreiche Möglichkeiten, die beeindruckende Landschaft zu erkunden. Die Vielfalt an Flora und Fauna sowie die abwechslungsreiche Landschaft machen den Nationalpark zu einem beliebten Ziel für Naturliebhaber.

 

Stellplatz: Camping De Zandley

 

Nach unserer Ankunft auf dem schönen und ruhigen Stellplatz machten wir uns zum Sonnenuntergang auf den Weg in den Nationalpark, direkt zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt auf einer der vielen Wanderdünen. Wir setzten uns auf einen alten Baumstamm und waren einfach nur begeistert von dem atemberaubenden Anblick.

 

Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, wanderten wir durch die Dünen, auf der Suche nach Perspektiven, die dieser einzigartigen Landschaft gerecht werden. Vorbei an Wasserstellen, kleinen Baumgruppen und Heideflächen, die noch in einen leichten Dunstschleier gehüllt waren. Wir verbrachten viel Zeit damit, die Natur zu erkunden und fanden einige schöne Fotomotive, als plötzlich ein Vogel aus einem Baum aufflog und etwa 100 Meter weiter in einer Kiefer zur Ruhe kam. Es war ein Tannenhäher, der sich so gut in seinem neuen Ansitz versteckte, dass er kaum zu erkennen war. Weiter ging es durch die Heide, auf der Suche nach Spinnennetzen, die durch die Feuchtigkeit in der aufgehenden Sonne besonders schön leuchteten. Nach einer Weile kehrten wir zurück, da die Sonne nun zu hart wurde und der Frühstückshunger sich bemerkbar machte.

 

Am späten Nachmittag entschieden wir uns, einen Teil des Nationalparks mit dem Rad zu erkunden. Der gut ausgebaute Radweg führte uns durch die umliegenden Wälder und bot an diesem warmen Tag viel Schatten. Allerdings hatten wir nur selten einen freien Blick auf die Dünen. Um die Kernzone zu erreichen, hätten wir die Räder abstellen und über die bewaldeten Dünen laufen müssen. Fotografisch hatten wir uns von der Tour etwas mehr erhofft, dennoch war es eine schöne Strecke. Unterwegs hätten wir mehrfach in hübsche und gut besuchte Restaurants mit Außenbereichen einkehren können.

 

Den Abendspaziergang nutzten wir, um das Feuchtgebiet „De Brand“, direkt am Campingplatz, zu erkunden. Leider waren wir etwas spät dran, um eine längere Wanderung zu machen. Doch zu unserer Überraschung entdeckten wir einen Süßwasserkrebs auf dem Weg und sahen wenig später zwei Löffler, die durch einen Tümpel wateten. In einem nahegelegenen See, der von Enten und Gänsen bevölkert wurde, saßen zwei Silberreiher in den Bäumen und wachten über das Wasser. Ein schöner Abschluss für diesen eindrucksvollen Tag.

 

Den zweiten wunderschönen Sonnenaufgang verbrachten wir erneut in den Dünen. Wir unternahmen eine lange Wanderung durch andere Bereiche des Nationalparks, allerdings blieb unsere Suche nach Tieren recht erfolglos. Zwar waren viele Spuren im Sand zu sehen, besonders von Vögeln und Nagetieren, doch die Tiere selbst blieben uns verborgen. Auf dem Rückweg entdeckten wir zwei Schwarzkehlchen, jedoch leider nicht in Fotodistanz.

 

Nach einem Arbeitstag machten wir am Abend nochmals eine Runde durch „De Brand“. Auf feuchten und morastigen Wegen durchquerten wir den anliegenden Wald. Die Feuchtigkeit war wohl auch der Grund, warum wir dort ganz allein unterwegs waren.

 

Am nächsten Morgen setzte unerwartet Regen ein, was uns einen gemütlichen Start in den Tag bescherte. So hatten wir Zeit für etwas Arbeit, bevor wir uns auf die Suche nach einem neuen Stellplatz machten und weiterfuhren.

Teil 2: Zeeland

Im Süden der Niederlande, nahe der belgischen Grenze, liegt das beliebte Reiseziel Zeeland. Die Region besteht aus mehreren Inseln und Halbinseln, die von der Nordsee umgeben sind. Ihre endlosen Strände laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Wie beliebt Zeeland auch im September noch ist, durften wir feststellen, als wir versuchten, spontan einen Stellplatz an der Küste zu bekommen. Alles war auf 2-3 Wochen ausgebucht. Nach einigen Telefonaten fanden wir jedoch einen Stellplatz abseits der Küste, in der Hauptstadt von Zeeland, Middelburg, wo wir vier Nächte verbrachten.

 

Stellplatz: Stadscamping Zealand | Middelburg

 

Middelburg - die Provinzhauptstadt 

 

Vier Tage Zeit, um die historische Stadt Middelburg und das Umland per Rad und zu Fuß zu erkunden. Auf unserer Birdingmap waren einige interessante Spots verzeichnet, die wir jedoch ohne großen Erfolg besuchten. Einmal mehr zeigte sich, dass viele der Vogelbeobachtungen von Birdern gemacht werden, die mit Spektiven unterwegs sind und auch mit Sichtungen aus weiter Ferne zufrieden sind. Für uns Fotografen sind diese Entfernungen jedoch unüberwindbar, und gute Fotos lassen sich kaum machen.

 

Während unserer Erkundungen entdeckten wir jedoch einige schöne Ecken der Stadt. Middelburg wurde im Mittelalter gegründet und spielte eine bedeutende Rolle im Handel, insbesondere als eine der wichtigen Städte der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Das Stadtbild wird von prächtigen Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert geprägt, darunter das imposante Rathaus im gotischen Stil und die Abtei von Middelburg, die heute als Museum und Kulturzentrum dient.

 

Viele Tagestouristen kommen mit dem Rad oder Auto von der Küste nach Middelburg, weshalb die Stadt schon am Morgen recht voll wird. Besonders reizvoll sind jedoch die Abendstunden, wenn die Wasserläufe das Licht der untergehenden Sonne spiegeln. Das warme Licht der Straßenbeleuchtung, insbesondere rund um die Abtei und den Abteiturm “Lange Jan”, hat uns besonders gefallen.

 

 

Heizungspropleme & der Eisvogel

 

Kurz nach unserer Ankunft in Middelburg fiel unsere Truma Kombi 6 Heizung wieder aus – mit der gleichen Fehlermeldung wie schon in Deutschland. Trotz des Wochenendes erreichten wir am Samstag drei Techniker im Umkreis von 30 km, aber nur einer kannte sich mit Dieselheizungen aus. Am Dienstag war es soweit: Wir ließen Middelburg hinter uns und fuhren nach Osten, in die Nähe des kleinen Ortes Kapelle. Diagnose nach zwei Stunden beim Servicetechniker: Die Dieselpumpe der Truma-Heizung muss ausgetauscht werden. Lieferzeit: 2-3 Tage. Letztlich dauerte es drei Tage.

 

Für diese Zeit fanden wir eine neue Unterkunft auf einem ehemaligen Bauernhof, der erst seit kurzem Stellplätze anbietet. Der Innenbereich war unglaublich liebevoll gestaltet, alles war sehr sauber, und sogar ein kleines Schwimmbecken in der ehemaligen Scheune fehlte nicht. Uns mangelte es an nichts, um die Wartezeit zu überbrücken. Kein Wunder, dass dieser Platz auf Park4Night mit fünf Sternen bewertet ist.


Stellplatz: Hoeve ‘t Uitje

 

Wir hatten noch einiges an Arbeit zu erledigen, daher war uns das wechselhafte Wetter egal. Der Küstendamm bot endlose Radwege, und wir hatten ein paar schöne Stunden bei Radtouren zur Robbenbank, etwa 12 km südlich, und beim Versuch, Uferschnepfen und Austernfischer entlang des Damms zu fotografieren. Besonders schön war die Zeit am nahegelegenen See, an dem sich eine Eisvogelfamilie tummelte. Zwei Jungvögel wurden noch im Revier der Eltern akzeptiert und lieferten mit ihren Flügen über den See ein beeindruckendes Schauspiel. Es war nicht einfach, die beliebten Ansitzstellen der Eisvögel zu finden, doch letztlich gelangen uns ein paar schöne Portraits.

 

Am Freitag war es dann soweit: Die neue Dieselpumpe wurde eingebaut, doch die Heizung lief noch immer nicht. Der Techniker vermutete „schlechten Diesel“, was sich jedoch nicht bestätigte. Schließlich stellte sich heraus, dass Luft in der Dieselleitung das Problem war. Nach sieben Stunden Reparatur – inklusive dem Öffnen der Revisionsöffnung des Dieseltanks – lief die Heizung endlich wieder. 

 

Am späten Nachmittag fragten wir noch einmal auf dem Bauernhof an und konnten glücklicherweise auf einem der drei “Notplätze” eine weitere Nacht bleiben. Uns blieb noch Zeit für einen Spaziergang und die Suche nach einem Stellplatz für die nächsten Tage, denn wir waren noch nicht an den berühmten endlosen Stränden Zeelands gewesen.

 

Zahnsuche am Strand

 

Leider gab es auch in Cadzand keine freien Stellplätze direkt am Meer – kein Wunder, das Wochenende stand vor der Tür. Wir wichen ins Landesinnere aus und fanden einen Stellplatz etwa 3-4 km von der Küste entfernt. Glücklicherweise lieben die Niederländer das Campen, und das Angebot ist groß. Unser Stellplatz für die nächsten drei Nächte war autofrei: Rein- und rausfahren war nur bei An- und Abreise erlaubt. Ansonsten gab es keine Autobewegungen auf dem ruhigen, überschaubaren Rasenplatz.

 

Stellplatz: Minicamping De Couter

 

Der Strand von Cadzand-Bad, dem Küstenort vor Cadzand, ist nicht nur für seine Schönheit bekannt, sondern auch für die Möglichkeit, fossile Haifischzähne zu finden. Diese stammen von längst ausgestorbenen Haiarten, wie dem Megalodon, und werden von der Meeresströmung - insbesondere an stürmischen Tagen - an die Küste gespült.

 

Auch wir durchkämmten die Küstenlinie auf der Suche nach diesen faszinierenden Relikten der Urzeit. Stundenlang durchsuchten und siebten wir den Sand, durchforsteten Muschelhaufen und gingen der Wasserlinie entlang. Obwohl wir bei vielen Funden unsicher waren, ob es ein Stein oder ein Zahn war, hatten wir schließlich Erfolg: Ein winziger, nur wenige Millimeter großer, polierter Haifischzahn – ein schöner Erfolg.

 

Unsere Zeit am Strand war herrlich. Besonders in den frühen Morgenstunden, wenn der Strand noch leer ist, genossen wir die Wanderungen entlang der Küste. Erst kamen die Hundebesitzer und Sportler, dann Spaziergänger und Paare, und schließlich füllte sich der Strand mit Familien. Besonders gut ließ sich das Geschehen aus einem der vielen Strandrestaurants entlang der Küste beobachten, die zu einer Pause einladen.

 

Für uns war es ein schöner Abschluss für den Besuch in Zeeland und es war an der Zeit weiter zu fahren.

Teil 3: Die Windmühlen von Kinderdijk

Weiter ging es nach Alblasserdam auf einen Stadtstellplatz. Da das Wetter für die nächsten Tage als wechselhaft vorhergesagt war, planten wir zunächst nur zwei Nächte ein – vor allem, um die berühmten Mühlen von Kinderdijk zu besuchen.

 

Stellplatz: Wohnmobilstellplatz Kinderdijk

 

Die Mühlen von Kinderdijk sind eine beeindruckende Ansammlung von 19 historischen Windmühlen, die seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Sie sind ein faszinierendes Beispiel für das niederländische Wassermanagement und wurden im 18. Jahrhundert gebaut, um das tiefgelegene Poldergebiet trocken zu halten. Die Mühlen pumpten damals Wasser aus den Feldern in höher gelegene Flüsse, um das Land bewohnbar zu machen. Da Kinderdijk unter dem Meeresspiegel liegt, spielt das Wassermanagement hier seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle. Die Windmühlen sind noch heute funktionstüchtig und stehen als Symbol für die jahrhundertealte Fähigkeit der Niederländer, den Herausforderungen des Wassers zu begegnen. Malerisch entlang von Kanälen gelegen, bieten sie besonders bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang eine spektakuläre Kulisse.

 

Die 20 Minuten mit dem Rad dorthin waren leicht zu bewältigen. Der Weg führte durch idyllische Straßen, vorbei an hübschen Häusern und sorgfältig gepflegten Gärten. Entlang der Kanäle näherten wir uns allmählich den Mühlen. Als wir kurz nach Sonnenaufgang ankamen, fiel das Licht perfekt auf die erste Reihe der Windmühlen – ein beeindruckender Anblick. Das Wetter spielte mit und sorgte für eine tolle Mischung aus Wolken und Licht, die ständig wechselte. Auch den Regen nahmen wir in Kauf, denn er brachte wunderbare Bilder. Am Abend fuhren wir nochmals zu den Mühlen, und das Spektakel vom Morgen wurde sogar übertroffen: Ein Gewitter zog über uns hinweg, während die untergehende Sonne im Westen durch die Wolken brach – einfach atemberaubend.

 

Es lohnt sich auf jeden Fall, auch eine Radtour durch die Umgebung zu unternehmen. Die 19 Windmühlen von Kinderdijk sind nicht die einzigen in der Region. Richtung Nordosten führen wunderschöne Radwege an vielen weiteren Windmühlen vorbei. Wer möchte, kann auch das Wassertaxi nach Rotterdam nehmen und die Skyline der Stadt vom Wasser aus bewundern.

Teil 4: Nationalpark Biesbosch

Nach diesen zwei regenreichen, aber wunderschönen Tagen bei den Mühlen, ging es weiter in den Nationalpark Biesbosch, ein einzigartiges Süßwasser-Gezeitengebiet und einer der größten Nationalparks der Niederlande. Der Park liegt in der Nähe von Dordrecht und erstreckt sich über etwa 9.000 Hektar. Der Biesbosch ist ein Netzwerk aus Flüssen, Inseln, Kanälen und Auenwäldern und bietet damit ein Paradies für Wasservögel und zahlreiche andere Tierarten. Besonders bekannt ist der Park für seine wieder angesiedelten Biber, die heute in großer Zahl dort leben.

 

Für Naturfotografen ist der Biesbosch ein faszinierendes Reiseziel, da hier viele seltene Vogelarten wie Fischadler und Seeadler zu finden sind. Auch Rehe, Füchse und andere Säugetiere streifen durch die Wälder und Wiesen. Ein besonderes Highlight sind die Gezeiten, die für ständige Wasserstandsänderungen sorgen. Dieses Phänomen, das durch die Nähe zu den Flussmündungen von Maas und Rhein entsteht, verleiht der Landschaft ihre besondere Dynamik. Der Nationalpark eignet sich hervorragend für Vogelbeobachtungen, Bootsfahrten, Kanutouren und Wanderungen.

 

Stellplatz: Natuurkampeerterrein de Knotwilg

 

Diese Aktivitäten prägten auch unsere drei Tage im Biesbosch. Da wir nicht zur besten Beobachtungszeit – im Frühling und Frühsommer – angereist waren, hatten wir bereits erwartet, dass die Sichtungen spärlicher ausfallen würden. Unsere Wanderungen und Radtouren im Park führten zu gelegentlichen Tierbeobachtungen. In dieser Jahreszeit lag der Fokus jedoch eher auf der beeindruckenden Natur selbst als auf der Tierwelt. Dennoch konnten wir zahlreiche Wasservögel beobachten, darunter verschiedene Reiher, zahlreiche Entenarten, Gänsesäger und Haubentaucher. Zu unserem Glück sahen wir auch einen Fischadler recht nahe und mehrere Seeadler weit über uns kreisen.

 

Die schönste Art, die Landschaft zu erkunden, war für uns mit dem Ruderboot. Schon vor Sonnenaufgang starteten wir unsere Tour, und nach wenigen hundert Metern entdeckten wir zwei schwimmende Biber. Kurz darauf begegneten uns drei Eisvögel, von denen einer lange genug auf seinem Ansitz verweilte, um ein erstes Foto zu machen. Außer unseren Paddelschlägen und den Rufen der Vögel war nichts zu hören. Das Licht war fantastisch, und dank der vielen Biegungen der Kanäle änderte sich die Lichtrichtung ständig. Die Stimmung mit dem leichten Dunst über dem Wasser blieb uns einige Zeit erhalten. Immer wieder wechselten sich ruhige Phasen mit lebhafteren Abschnitten ab. Trotz des Bootes blieben die Tiere sehr scheu, und die Fluchtdistanz war oft überraschend groß. Der eine oder andere Zeitgenosse blieb dann doch eine Weile sitzen oder schwamm in aller Ruhe an uns vorbei. Wir wussten nie, was hinter der nächsten Kurve auf uns wartete. So war die Begegnung mit einer Rohrdommel wohl für beide Seiten eine Überraschung. Die Rohrdommel verharrte in Schockstarre, während wir versuchten, mit möglichst wenigen Bewegungen das Tier zu fotografieren, während unser Boot langsam auf das Schilf zusteuerte. Leider waren wir für unser Objektiv viel zu nah am Vogel. Schließlich löste sich die Rohrdommel aus ihrer Starre und flog davon.

 

Wir paddelten rund 23 km durch eine beeindruckende Fluss- und Auenlandschaft. Nach zehn Stunden auf dem Wasser kehrten wir etwas erschöpft, aber glücklich zum Steg zurück – ein unvergessliches Erlebnis.

Teil 5: Nationalpark De Hoge Veluwe

Für uns ging es in einen weiteren Nationalpark: De Hoge Veluwe ist eines der größten und vielseitigsten Naturschutzgebiete der Niederlande. Mit seiner beeindruckenden Mischung aus dichten Wäldern, weiten Heideflächen, Sanddünen und Graslandschaften bietet der Park eine einzigartige Kulisse für Naturfreunde, Wanderer und Fotografen. Der Park lässt sich wunderbar mit dem Rad erkunden und ist nicht nur ein Rückzugsort für zahlreiche Tierarten, darunter Rothirsche, Wildschweine und seltene Vögel, sondern auch ein kulturelles Highlight mit dem berühmten Kröller-Müller-Museum, das eine bedeutende Sammlung von Van-Gogh-Gemälden beherbergt.

 

Wir haben hier insgesamt 10 Nächte verbracht, um ausreichend Zeit für die Landschaft und Tierwelt zu haben. Als wir Mitte September ankamen, war es auch Zeit für die Hirschbrunft – ein besonderes Schauspiel, bei dem die männlichen Rothirsche um die Gunst der weiblichen Tiere (Kühe) werben. Während dieser Phase verändert sich das Verhalten der Hirsche deutlich. Das Röhren – die lauten, tiefen Rufe der männlichen Tiere – erklingt in den Wäldern und auf den Lichtungen. Diese Rufe dienen dazu, Rivalen zu warnen und die Weibchen auf sich aufmerksam zu machen.

 

Für uns und viele andere Fotografen ist die Hirschbrunft eine faszinierende Zeit. Der Hoge Veluwe Park bietet die Möglichkeit, die Hirsche in ihrem natürlichen Verhalten zu erleben und mit etwas Glück ihre beeindruckenden Rufe und Kämpfe aus nächster Nähe zu beobachten. Es gibt in den Niederlanden wohl keinen besseren Ort, um die Rotwildbrunft zu verfolgen – das bestätigten uns auch die Fotografen, die wir hier getroffen haben.

 

Da der Park jedoch erst um 9 Uhr die Tore öffnet, blieb uns für die Brunftbeobachtung nur die Abende. Man sollte nicht überrascht sein, wenn man um 16 Uhr in den Park fährt und an zwei der fünf bekannten Beobachtungspunkte bereits viele, viele Fotografen auf das Spektakel warten. Man spricht von 200 bis 300 Fotografen, die sich in der Hochphase der Brunft dort versammeln. Friedlich sitzen sie, teilweise schon ab 12 Uhr oder früher, auf ihren Campingstühlen, das Stativ vor sich positioniert, wartend auf den richtigen Moment. Die freundliche und offene Stimmung lässt die Masse an Fotografen weniger störend erscheinen. Zudem zeigt dies das große Interesse der Niederländer an ihrer Natur, die Vielzahl an Naturfotografen und die besonderen Bedingungen im Hoge Veluwe Park. Ausländische Fotografen sind kaum zu finden. Gegen 17 Uhr kommt der Ranger meist am Millelamel Beobachtungspunkt in der Nähe des Besucherzentrums an. Dieser ist nicht so stark frequentiert, und dort kommen die Tiere oft besonders nah heran, da die Beobachter sich sehr leise verhalten. Mit einem Eimer voller Apfelstücke und einem weiteren mit Mais und Wildfutter läuft der Ranger durch das Gelände und verteilt das Futter so, dass es geschützte Bereiche für die Tiere gibt, aber auch offene Bereiche, die für Beobachter und Fotografen besonders attraktiv sind. Danach fährt er zu anderen Beobachtungspunkten und verteilt auch dort Futter. Im Süden, am sogenannten Sonnenuntergangsplatz, kommt er meist erst gegen 18 Uhr an.

 

Nachdem der Ranger weitergezogen ist, beginnt das Warten. Werden die Hirsche heute erscheinen? Wie werden sie sich verhalten? Kann man Brunftverhalten oder sogar Kämpfe beobachten? Glücklicherweise können wir nach den 10 Tagen sagen, dass wir nur an zwei Abenden keine Hirsche und an einem weiteren Abend die Hirsche nur aus großer Entfernung gesehen haben. An den übrigen Abenden fanden sie sich an den von uns besuchten Beobachtungsplätzen ein und blieben dort manchmal für 20 bis 30 Minuten oder sogar mehrere Stunden, bis nach Sonnenuntergang. Wir konnten viele schöne Situationen beobachten und fotografieren. An zwei Abenden erlebten wir intensives Brunftverhalten. Mehrere Hirsche befanden sich gleichzeitig auf der Lichtung, doch zweimal überließ der ältere Hirsch das Rudel dem jüngeren Hirsch kampflos. Das war überraschend und so hatten wir es auch noch nie beobachtet.

 

An einigen Tagen fahren wir auch morgens in den Park. Die abwechslungsreiche Landschaft, die man auf rund 40 Kilometern Radwegen erkunden kann, ist ist in den frühen Morgenstunden bei leichtem Dunst wunderschön. Viele Tiere konnten wir entlang der Radwege nicht entdecken. Nur machmal war auf der Heide ein Braunkehlchen oder ein Schwarzkehlchen zu sehen. Anders sah es bei einer der drei Vogelbeobachtungshütten aus, dort kamen innerhalb von zwei Stunden 13 Vogelarten an die Wasserstelle. Das besondere Highlight waren jedoch die Waldkäuze, die wir durch einen Tipp entdeckten. Wir besuchten beide Plätze mehrfach, und die zwei schönen Eulen waren jedes Mal zu sehen. Unsere erste Begegnung mit dem Waldkauz!

 

Zum Abschluss besuchten wir auch das Museum. Man muss sagen, diese Kunstsammlung, insbesondere die Werke von Van Gogh, ist äußerst beeindruckend. Der Großteil der Sammlung stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert, beherbergt jedoch Kunstwerke, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. 

 

Stellplatz: Camping Otterlo & De Veluwe

 

Nach 10 Tagen verlassen Otterlo und fahren in den Norden

 

Teil 6: Lauwersmeer

Wir fahren 2,5 Stunden, bis wir im Norden der Niederlande ankommen. Unser Ziel: das Lauwersmeer, ein faszinierender Nationalpark, der aus einer ehemaligen Meeresbucht entstanden ist. Seit der Trockenlegung durch den Bau von Deichen und das Abpumpen von Wasser (Einpoldern) im Jahr 1969 hat sich das Küsten- und Marschland zu einem einzigartigen Naturparadies entwickelt. Mit seiner Mischung aus Süßwasser, weitläufigen Schilfgebieten, Feuchtwiesen und Wäldern bietet es zahlreichen Vogelarten Lebensraum, darunter Seeadler und seltene Watvögel.

 

Unseren ersten Stellplatz finden wir auf einem Hof mit einem schönen Ausblick auf einen Kanal. Die Wettervorhersage ist alles andere als rosig, und so nutzen wir die noch verbleibende trockene Zeit am Abend und laufen direkt über den Damm ins Marschland. Hinter einigen Häusern entdecken wir eine kleine, jedoch recht alte Schleusenanlage, die ursprünglich 1717 erbaut wurde. Eine schöne Brücke aus dem Jahr 1901 führt uns über die Schleuse auf die andere Seite. Bei den anliegenden Booten werden wir gleich von einem Eisvogel, einem Graureiher und einem Kormoran begrüßt. Nach etwa 2-3 Kilometern erreichen wir eine Flachwasserzone auf der sich unglaublich viele Vögel befinden. Zum einen treffen hier die Wintergäste ein und viele sind wahrscheinlich auch auf der Durchreise. Wie ein Teppich aus Punkten erstreckten sich die Wasservögel vor uns. Wir entdeckten verschiedene Entenarten, Limikolen – insbesondere Tausende von Goldregenpfeifern aber auch Kiebitze, Säbelschnäbler, viele Reiherarte und verschiedenste Gänsearten. Plötzlich, mit einem tosenden Lärm, erhob sich zuerst in weiter Ferne und dann die gesamte Ansammlung der Vögel in unserer Nähe in die Luft. Ausgelöst wurde das Spektakel durch den größten Greifvogel, den man hier finden kann – den Seeadler. Nachdem die Vögel in den Himmel geflohen waren, entfaltete sich ein wunderschönes Schauspiel, bei dem die Vogelschwärme in den unterschiedlichsten Formationen wie Wolken über den Himmel zogen. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Tiere wieder beruhigten und langsam auf das Wasser zurückkehrten. Allmählich legte sich die Aufregung, und es wurde wieder ruhiger.


Stellplatz: Camperplaats Ezumazijl

 

Insgesamt verbrachten wir vier Nächte am Lauwersmeer. Das stürmische Wetter und der anhaltende Regen der ersten Tage ließen uns jedoch nur wenige Gelegenheiten, die Tiere zu sehen oder zu fotografieren. Das Potenzial des Gebiets ist jedoch groß, und man kann sich nur vorstellen, wie es hier in 4-6 Wochen an einem ruhigen, sonnigen Wintertag aussehen mag. In den Regenpausen konnten wir dennoch schöne Spaziergänge unternehmen und die Landschaft genießen. Mit dem Van fuhren wir einmal um das Lauwersmeer herum und wurden bei einem Zwischenstopp an der Nordsee ordentlich durchgepustet.

 

Mit dem Rad besuchten wir Dokkum, eine charmante Kleinstadt, etwa 17 km von unserem Standort entfernt. Die Stadt ist vor allem für ihre reiche Geschichte und ihre malerischen Grachten bekannt. Einst eine bedeutende Festungsstadt, besticht Dokkum heute durch gut erhaltene Windmühlen und historische Gebäude. Wir fahren entlang der Überreste der alten Stadtmauern und genießen ein windgeschütztes Mittagessen an der Wand eines Restaurants, während uns die Sonne wärmt. Eine schöne Abwechslung nach dem Regen.

 

Schließlich entscheiden wir uns, den Aufenthalt nicht zu verlängern und weiterzufahren. Es geht wieder nach Westen.

 

Teil 7: Die Insel Texel

Die Fahrt nach Texel führte uns entlang der beeindruckenden niederländischen Nordküste, vorbei an kilometerlangen Dämmen. An der Fähre angekommen, war der Übergang zur Insel denkbar einfach: Ein kurzes Bezahlen am Kassenhäuschen, und schon ging es mit der Fähre, die alle 30 Minuten ablegt, hinüber. Auf dem Campingplatz angekommen, genossen wir die Ruhe – es war fast menschenleer, denn die Saison neigt sich im Oktober dem Ende zu.

 

Insgesamt verbrachten wir sieben Nächte auf Texel. Die ersten beiden Tage waren geprägt von stürmischem Wetter und Regen, was uns allerdings wenig störte, da wir ohnehin einige Arbeiten zu erledigen hatten. In den Nachmittags- und Abendstunden blieb dennoch Zeit, die Insel zu erkunden.

 

Stellplatz: Mini camping de Rugediek

 

Bereits in den ersten Tagen wurde klar: Wir waren etwas früh dran. Der große Vogelzug, den wir erhofft hatten, hatte noch nicht wirklich begonnen. Anhand der Meldungen von Helgoland orientierten wir uns, doch unser Eindruck war, dass sich der Zug in diesem Jahr um etwa 10 bis 14 Tage verzögert hatte. Dennoch konnten wir einige schöne Beobachtungen machen. Besonders der “Große Schlammläufer” im Hafen von De Cocksdorp war ein Highlight. Entdeckt von den zahlreichen Ornithologen, fiel er trotz seiner Unauffälligkeit durch seinen ungewöhnlich langen Schnabel auf.

 

Unsere Erkundungstouren führten uns entlang der Küste sowohl am Leuchtturm im Norden als auch am Strand von De Hors im Süden. Die schier endlosen, breiten Strände und die weiten Dünenlandschaften sind ein Paradies für Naturliebhaber und Fotografen. Mit etwas Glück entdeckt man auch immer wieder Vögel, die auf den Büschen der Dünen sitzen.

 

Besonders früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, lohnt sich ein Abstecher zum alten Holzsteg östlich des Leuchtturms. Dort kann man beobachten, wie die Fischer ihr Boot für das Auslaufen vorbereiten und sich pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Weg machen  – ein idyllisches Bild, das trotz der weiteren Zuschauer seine Magie behält.

 

Es war das erste Mal, dass wir unseren Van als Erkundungsfahrzeug genutzt haben. Zwar lässt sich die Insel auch hervorragend mit dem Rad erkunden, aber die Tiere bleiben einfach ruhiger, wenn man aus dem Auto heraus fotografiert. So fuhren wir fast täglich einige Kilometer mit dem Van entlang der Kanäle, immer auf der Suche nach etwas Besonderem. Die größte Überraschung war zweifellos die Rohdommel, die wir direkt neben der Straße entdeckt haben.

 

Ein echtes Highlight unserer Zeit auf Texel waren die Steinwälzer, die sich westlich des Leuchtturms an den Steindämmen aufhielten. Jeden Tag waren sie dort zu finden und boten uns einige wirklich beeindruckende Fotomotive. Nach dem wechselhaften Wetter zu Beginn der Woche wurden wir an den letzten vier Tagen mit spektakulärem Licht belohnt, das uns die perfekten Bedingungen für schöne Aufnahmen bescherte.

 

Auch wenn der Vogelzug später einsetzte, haben wir die Zeit auf Texel in vollen Zügen genossen. Die Insel bietet enormes Potenzial für Naturfotografie, und vielleicht ist das Frühjahr oder der frühe Sommer die bessere Zeit für Vogelfotografie. Doch auch jetzt konnten wir viele schöne Momente festhalten und eine sehr kurzweilige Woche erleben.

Tiel 8: Amsterdam

Amsterdam bei Tag

 

Wir reisen weiter zurück aufs Festland, ca. 2 Stunden in den Süden, und besuchen die Hauptstadt der Niederlande. Es gab zwei Campingplätze zur Auswahl, und wir haben uns für “Camping Vliegenbos Amsterdam” entschieden und waren mit dieser Wahl über die Zeit von 6 Nächten sehr zufrieden. Der Platz liegt etwa 2 km von der Fähre und damit auch vom Bahnhof entfernt. Die Strecke kann man entweder zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen und dann die kostenlose Fähre auf die andere Seite des Kanals nehmen; schon ist man am Bahnhof und damit auch mitten in der Stadt. Alternativ gibt es auch eine U-Bahn-Station etwa 800 m vom Campingplatz entfernt, diese haben wir jedoch nie genutzt.


Stellplatz: Camping Vliegenbos Amsterdam 

Die ersten Eindrücke von Amsterdam waren sehr unterschiedlich, denn es scheint, als ob jeder den Müll einfach auf den Boden wirft und dieser viel zu selten gereinigt wird. Überall in den Ecken liegen Kippen, Verpackungsreste von Fastfood und sonstiger Abfall. Es ist nicht ganz so schlimm, wie es sich jetzt anhört, aber wenn man bisher die Niederlande bereist hat, ist das hier sehr überraschend. Wenn man dann den Blick etwas weitet, fällt uns als Erstes ein: Diese Stadt bebt, sie ist jung, multikulturell, spannend und unglaublich beeindruckend. Und dieses Gefühl verstärkt sich mit jedem Schritt, den wir durch die Stadt gehen.

 

Wir kommen nicht weit, denn wir haben Hunger und finden einen Platz bei einem Libanesen direkt an einer kleinen Gracht. Während wir auf das Essen warten, haben wir Zeit, das lebendige Treiben zu beobachten. Ich habe keine Ahnung, wie groß der Touristenanteil der Menschen ist, die wir sehen. Es lässt sich einfach nicht unterscheiden, denn die Menschen, die hier leben, kommen aus allen Teilen der Welt. Da wundert es auch nicht, dass man mehr Menschen Englisch sprechen hört als Niederländisch. Nach dem Essen streifen wir durch die Altstadt auf der Suche nach schönen Fotomotiven. Was uns auch sehr schnell auffällt: Fahrräder gibt es überall. Entweder fahren die Menschen gemütlich die Gracht entlang, flitzen über eine der vielen Radschnellstraßen durch die Stadt, oder man sieht die Fahrräder angekettet an Geländern oder abgestellt am Straßenrand.

 

Dann fallen uns diese wunderschön verzierten Gebäude auf, die zum Teil ganze Straßenzüge säumen. Es sind die klassischen Häuser von Amsterdam, die wir schon auf so vielen Bildern gesehen haben – beeindruckend und schön. In Kombination mit den vielen Grachten, die sich durch Amsterdam ziehen, ergibt sich ein faszinierendes Stadtbild. Ihr müsst Euch Amsterdam einmal auf der Karte ansehen (wenn ihr die Stadt noch nicht kennt): Dort sieht man einige Kanäle, die sich wie Ringe um die Altstadt winden, und dazu die vielen Querkanäle. Kein Wunder, dass hier viele Touristenboote die Grachten befahren – es ist eine besondere Art, die Stadt kennenzulernen.

 

Was auch zum Stadtbild von Amsterdam gehört, sind die Hausboote. Entlang der großen Grachten gibt es eine Anlegestelle nach der anderen. Soweit wir das verstanden haben, werden diese Anlegestellen wie Grundstücke zum Teil zu horrenden Preisen verkauft. Wie bei den Fahrrädern findet man auch hier alles, von alt bis neu, von verrostet bis wunderschön gestrichen oder mit Pflanzen begrünt. Von außen lässt sich auf keinen Fall erkennen, wie luxuriös diese Boote teilweise ausgestattet sind. Auf jeden Fall prägen sie das Stadtbild nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Außenbezirken. Wasser ist ein Teil des Wohnraumes.

 

Wir haben Amsterdam meist nachmittags erkundet und uns immer wieder andere Bereiche der Altstadt vorgenommen. An den letzten beiden Tagen ging es dann mit dem Rad in die Außenbezirke von Amsterdam. Hier hat uns insbesondere das “Sluishuis” interessiert. Ein sehr fotogenes, modernes Wohngebäude, das quasi auf dem Wasser gebaut ist und uns durch seine faszinierende Architektur beeindruckt. Nach Stunden, in denen wir das Gebäude von allen Seiten fotografiert hatten, ging es noch auf das Dach. Ja, genau, man kann die 11 Stockwerke über eine lange Treppe bis auf das Dach hochsteigen und einen atemberaubenden Blick über die tolle Enneüs-Heerma-Brücke und das umliegende moderne Wohnviertel genießen. Aktuell werden neue Bereiche trockengelegt, und in den nächsten Jahren soll hier ein Wohnviertel für weitere 25.000 Anwohner entstehen. Zum Abschluss unserer Radtour ging es am letzten Tag zur Pythonbrug, einer wunderschön rot gestrichenen Fußgängerbrücke mit Holzstufen, die sich in einem 90 m langen Bogen über den Kanal spannt.

 

Amsterdam bei Nacht

 

Besonders beeindruckt hat uns die Stadt in den Abendstunden. Wenn die Straßenbeleuchtung angeht, das erste Licht aus den Wohnungen nach draußen dringt und eine warme, ganz besondere Atmosphäre die Stadt durchzieht. Orte, die am Tag noch schön, aber irgendwie normal anzusehen waren, werden nun interessant und lebendig. Zum Glück für uns ging die Sonne in diesen Herbsttagen schon früh unter, und wir hatten genug Zeit, diese Stimmung auch in Bildern festzuhalten. Auf der einen Seite haben wir versucht, das zu fotografieren, was wohl schon tausende vor uns gesehen haben, und dann aber auch unsere ganz eigenen abendlichen Motive zu finden. Es war eine spannende Suche und eine ganz andere Art, die Stadt zu erkunden.

Bicyles of Amsterdam 

 

Eine Projektarbeit aus unserer Zeit in Amsterdam, angelehnt an das bekannte Bild „Doors of Amsterdam“. Man kann kaum glauben, wie viele Fahrräder in Amsterdam an den Straßenrändern angekettet stehen – manche nur vorübergehend, andere scheinbar herrenlos schon seit vielen Jahren. Die Fahrräder prägen das Stadtbild von Amsterdam wie kaum etwas anderes; sie sind überall zu sehen. 

Teil 9: Amsterdamse Waterleidingduinen

Nicht einmal eine Stunde westlich der Hauptstadt liegen die Amsterdamer Wasserversorgungsdünen (Amsterdamse Waterleidingduinen), ein faszinierendes Naturgebiet im Westen der Niederlande, das etwa 3.400 Hektar umfasst und sich zwischen Zandvoort und Noordwijk entlang der Nordseeküste erstreckt. Ursprünglich wurde es angelegt, um Trinkwasser für Amsterdam zu gewinnen, und ist bis heute eines der wichtigsten Wassergewinnungsgebiete der Region.

 

Neben der Funktion als Wasserversorgungsquelle bieten die Dünen eine reiche Flora und Fauna. Besonders bekannt sind sie für ihre große Population von Damhirschen, die dort in der oft sandigen und rauen Dünenlandschaft frei herumlaufen und sich in den letzten Jahrzehnten ungestört entwickeln konnten. Da es in den Dünen keine natürlichen Feinde für die Hirsche gibt und die Jagd stark reguliert ist, wächst die Population kontinuierlich an. Aktuell wird sie auf mehrere tausend Tiere geschätzt, was sie zu einer der dichtesten Ansammlungen von Damhirschen in den Niederlanden macht.

 

Im Oktober beginnt in den Wasserversorgungsdünen die Brunftzeit der Damhirsche, eine der spektakulärsten und lautstärksten Zeiten im Jahr für diese Tiere. Während dieser Zeit konkurrieren die männlichen Hirsche (auch als „Schaufler“ bekannt) um die Gunst der Weibchen. Typisch für die Brunft ist das markante „Röhren“ der Männchen, das durch die Dünen hallt und anderen Männchen ihre Anwesenheit und Stärke signalisiert. Diese Laute, kombiniert mit Kämpfen zwischen rivalisierenden Männchen, bei denen die Tiere ihre imposanten Geweihe gegeneinander schlagen, machen die Brunft zu einem spannenden und eindrucksvollen Naturereignis.

 

Während der Brunft versammeln sich die männlichen Damhirsche an sogenannten „Brunftplätzen“, wo sie ihre Kräfte messen und Weibchen umwerben. Diese Plätze sind oft gut zugänglich und bieten die Möglichkeit, das Spektakel aus nächster Nähe zu erleben. Die Paarungszeit dauert in der Regel einige Wochen und erreicht Mitte bis Ende Oktober ihren Höhepunkt.

 

Was die Amsterdamer Wasserversorgungsdünen besonders attraktiv macht, ist die Freiheit, sich abseits der Wege zu bewegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Naturgebieten in den Niederlanden ist das Betreten der Dünen hier erlaubt. Für uns als Fotografen eine tolle Möglichkeit, die Landschaft und natürlich auch die hier lebenden Tiere aus ganz anderen Perspektiven zu fotografieren.

 

Wir verbrachten sechs Nächte auf einem Campingplatz, von dem aus wir drei Eingänge sehr gut mit dem Rad erreichen konnten. So spät im Jahr und kurz vor Saisonende waren wir die meiste Zeit fast allein auf dem Campingplatz. Leider wurden die Sanitäranlagen entsprechend selten bzw. gar nicht gereinigt, und bei den Herren wollte man wohl auch am Warmwasser sparen. Für uns war es jedoch ein toller und absolut ruhiger Ausgangspunkt für unsere Touren.

 

Stellplatz: Camping Vogelenzang

 

Mit dem Rad waren es nur 2 km bzw. 4 km zu den jeweiligen Eingängen im Osten der Dünenlandschaft. Der Parkeintritt von 1,50 EUR pro Person gilt für den ganzen Tag und kann an den vorhandenen Automaten einfach mit der Karte bezahlt werden. Den Park darf man nur zu Fuß erkunden; die Fahrräder oder das Auto bleiben auf den Parkplätzen. Bis auf die Betriebsfahrzeuge trifft man nur Spaziergänger, was den Park wunderbar ruhig und stressfrei macht.

 

Wir mussten nicht weit laufen, um die ersten Hirsche zu entdecken. Es scheint, als hätten sie kaum Scheu vor Menschen und würden einfach das tun, was sie gerade tun wollen – meistens fressen oder langsam durch die Dünen laufen. Ein etwas unerwartetes Erlebnis, wenn man gerade die Hirschbrunft des Rotwilds erlebt hat, bei dem die Tiere wesentlich scheuer sind. Das Damwild hier ist dagegen wirklich entspannt, solange man etwas Abstand hält. In Kombination mit der Freiheit, sich auch abseits der Wege bewegen zu dürfen, bietet diese Landschaft eine eindrucksvolle Möglichkeit für die Hirschfotografie.

 

Über die nächsten Tage fanden wir zwei schöne Brunftplätze, an denen wir regelmäßig vorbeischauten. Allerdings lohnen sich auch Spaziergänge durch das gesamte Gebiet. Man wird dort nicht so viel Damwild sehen wie in den Brunftgebieten, doch immer wieder ergeben sich schöne Begegnungen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und wechselt ständig zwischen kleinen Waldflächen, Dünen und sandigen Ebenen mit leichtem Baumbewuchs. Immer wieder liegt ein Hirsch unter einem Baum in seiner Mulde und ruht sich aus oder schläft. Es wirkt fast unwirklich, diese Dichte an Damwild zu erleben: so viele Hirsche in einer beeindruckenden Landschaft lassen die Stunden wie im Flug vergehen.

Der Rotfuchs in den Dünen

 

Die Amsterdamse Waterleidingduinen sind auch für eine weitere Tierart bekannt, die man hier sehr gut beobachten kann: den Fuchs. Als wir jedoch nach fünf Tagen noch keinen Fuchs gesehen hatten und auch die Fotografen und Besucher, mit denen wir uns unterhielten, von keiner Sichtung berichten konnten, dachten wir schon, es sei nur ein Gerücht oder eine Geschichte aus alten Zeiten. Doch dann, am letzten Tag unseres Aufenthalts, gerade mal 200 Meter vom Eingang entfernt, sahen wir einen Fuchs auf einem Weg rechts von uns laufen. Wir waren jedoch nicht allein – die ersten Fotografen hatten den Fuchs ebenfalls schon entdeckt. Zu unserer Überraschung konnten wir uns dem Fuchs bis auf wenige Meter nähern. Die Anwesenheit der Menschen schien ihn überhaupt nicht zu stören. Er putzte sich, legte sich hin, gähnte und wanderte durch das halbhohe Gras, immer mit einem halben Dutzend Kameras auf sich gerichtet. Plötzlich kam ein „Jungtier“ aus dem Gebüsch und versuchte, sich dem Elterntier zu nähern, wurde aber schnell und grob zurückgewiesen. Nun hatten wir zwei Füchse auf der Lichtung. Nach etwa 45 Minuten wanderten die Füchse weiter, zum Teil auch getrennte Wege. Wir hatten die unglaubliche Chance, an diesem Nachmittag bis zu drei Füchse gleichzeitig zu beobachten. Wir begleiteten sie über fast fünf Stunden und durften wunderschöne Szenen erleben. Dankbar für diese Zeit und ein unglaublich schönes Erlebnis verließen wir die Dünenlandschaft.

Teil 10: Tilburg und die sibirischen Streifenhörnchen

Unsere Zeit in den Niederlanden ging langsam zu Ende. Auf dem Rückweg nach Deutschland wollten wir jedoch noch einen Zwischenstopp in Tilburg einlegen. Ja, ganz in der Nähe, wo wir auch die ersten Nächte unserer Reise verbracht haben. Während unserer Reise haben wir erfahren, dass es in Tilburg eine ungewöhnliche Tierart zu finden gibt: das Sibirische Streifenhörnchen.

 

Das Sibirische Streifenhörnchen (auch Burunduk genannt) ist eigentlich in den Wäldern Sibiriens und Nordasiens beheimatet. In Tilburg gibt es jedoch eine Population, die in den 1970er-Jahren bei einem Zoo-Umzug entflohen ist. Heute hat sich diese Population in städtischen Parks und Wäldern angesiedelt und an die dortige Umwelt angepasst. Sie sind bekannt für ihre Streifen entlang des Rückens und ihren buschigen Schwanz, ähnlich wie unsere einheimischen Eichhörnchen, nur viel kleiner. In Tilburg, speziell im Warande-Wald, sieht man sie immer wieder, wo sie sich von Nüssen, Samen und Beeren ernähren.

 

Wir verbringen den Nachmittag in dem kleinen Waldstück und können die Tiere über einen längeren Zeitraum beobachten, wie sie sich flink im Unterholz bewegen. Immer auf der Suche nach Futter eilen sie von einer Stelle zur anderen, durchsuchen das Herbstlaub, wandern über Baumstämme und erklimmen flink die Astspitzen, um einen guten Ausblick zu bekommen oder gemütlich ihre Eichel oder Kastanie zu fressen.

 

Anfang November beginnt die Zeit des Winterschlafs, und so sind sie gerade auch fleißig dabei, Futter zu sammeln und zu verstecken. Haben sie eine Futterquelle gefunden, wird gehamstert und so viel wie möglich in die Backen gestopft, bevor es zum Winterversteck für die Vorräte geht.

 

Dieser Nachmittag war ein gelungener Abschluss unserer Reise in den Niederlanden.

 

Wir verbringen die Nacht auf einem Campingplatz ganz in der Nähe. 

 

Stellplatz: Camping Petit013

 

Am nächsten Tag ging es über Belgien nach Deutschland. Wir werden in Saarbrücken bei unserem Händler erwartet. Es haben sich einige Kleinigkeiten über die nun 171 Nächte und ca. 12.000 km angesammelt, die nun repariert werden sollen. 

Hilfreiche Seiten

 

In den Niederlanden bekommt man gute Informationen über aktuelle Sichtungen und Wildbeobachtungspunkte. Einige Webseiten möchten wir euch auflisten, da sie uns bei der Recherche – insbesondere auch während des Aufenthalts – sehr geholfen haben:

  • waarneming.nl - Sehr gute Übersicht der Tiermeldungen in den ganzen Niederlanden. Diese Seite können wir euch nur wärmstens empfehlen. Auch die Sichtungen werden auf Deutsch angezeigt.
  • vogelkijkhut.nl - Übersicht über Vogelbeobachtungspunkte, Hides, Verstecke, Sichtwände etc.
  • birdingplaces.eu - Hilft beim Finden von spannenden Gebieten für die Vogelbeobachtung.