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Part 4 - Norwegen, Schneelandschaften und Gletscher auf dem Weg nach Ålesund

Briksdalsbreen - Gletscher
Briksdalsbreen - Gletscher

Dieses Teilstück unserer Tour beeindruckt mit großen Höhenunterschieden, schneebedeckten Bergen und eindrucksvollen Gletscherlandschaften. Das trockene und sonnige Wetter macht diese Etappe zu einem besonderen Erlebnis.

Über die schneebedeckten Berge nach Balestrand

Wir nehmen uns noch etwas Zeit für die Arbeit, bevor wir Bergen über die 587 nach Norden verlassen. Zügig geht es auf die gut ausgebaute E16 bis nach Vossavangen. Diese breiten Straßen sind wir gar nicht gewohnt, und so kommen wir recht flott voran bis zu unserer ersten Rast kurz vor Vossavangen. Hier gönnen wir uns ein ausführliches Frühstück und genießen die wärmende Sonne auf einer Parkbank direkt am Vangsvatnet.

 

Die Berglandschaft um uns herum wirkt bereits etwas rauer, und an den schneebedeckten Berggipfeln erkennen wir, dass wir schon ein gutes Stück weiter nach Norden gefahren sind. Noch vor wenigen Tagen waren diese Höhen durchweg schneefrei.

 

Zwischen Vossavangen und Vinje kann man schon aus einiger Entfernung den Tvindefossen sehen. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einen Stopp einzuplanen, um den über mehrere Stufen recht breit aufgebauten Wasserfall zu bestaunen. Ich persönlich habe kein gutes Händchen dafür, Wasserfälle zu fotografieren – dennoch entstehen natürlich einige Erinnerungsfotos.

 

Bei Vinje erreichen wir den Myrkdalsvatnet, einen See, der noch teilweise zugefroren ist. Das aktuell schöne Wetter arbeitet jedoch kräftig daran, die Eisschollen aufzubrechen – ein beeindruckender Anblick und nur ein Vorgeschmack auf das, was uns auf den folgenden Kilometern erwarten würde.

 

In Vinje wechseln wir auf die 13 und fahren nun in Richtung des Hafenörtchens Vikøyri.

Unsere Route nach von Bergen nach Ålesund
Unsere Route nach von Bergen nach Ålesund

Der Weg dorthin führt uns aber zunächst über einige Serpentinen und grüne Berghänge hinauf ins Stølsheimen-Gebirge. Dieses Gebirge liegt zwischen dem Sognefjord und dem Hardangerfjord und ist bekannt für seine Hochplateaus, schroffen Berge und traditionellen Almgebiete („Stølen“ = Alm). Wir fahren durch eine schneebedeckte Landschaft und vorbei an zugefrorenen Seen. Ein erster Eindruck, wie winterlich die Landschaft hier auch Ende April noch sein kann. Wir genießen die Zeit auf dem Plateau, bevor es auf der anderen Seite – leider – gleich wieder hinab ins Tal geht.

 

Wir passieren Vikøyri und erreichen kurz darauf Vangsnes, wo wir die Fähre über den Sognefjord mit Zwischenstopp in Hella bis nach Dragsvik nehmen. Eigentlich wollten wir erst am Folgetag mit der Fähre übersetzen, doch der Tveit Camping öffnet erst am 1. Mai – wir sind also eine Woche zu früh dran.

 

Es ist schon spät am Abend, und wir entscheiden uns, bis zum Touristenort Balestrand weiterzufahren. Dort können wir auf einem Parkplatz an einer Schule übernachten – allerdings müssen wir diesen am nächsten Morgen vor 7 Uhr wieder verlassen.

 

Übernachtung: Parkplatz der Schule

Abenteuer Gaularfjellet und Ankunft am Gletscher im Oldevatnet

Wir müssen zum einen früh los, weil der Parkplatz an der Schule nur bis 7 Uhr genutzt werden darf. Gleichzeitig wollen wir die frühe Morgensonne in den Bergen genießen. Daher fahren wir zurück bis nach Dragsvik, wo wir auf die Fv613 wechseln. Ab hier folgen wir der Landschaftsroute über das Gaularfjellet.

 

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Gaularfjellet – Vom Sognefjord bis Fosseheimen

Eine ruhige und landschaftlich reizvolle Alternative zu den großen Verkehrswegen zwischen Sunnfjord und Sogn. Die Strecke verläuft entlang geschützter Gewässer und malerischer Fjordarme bis zum beliebten Urlaubsort Balestrand und eignet sich gut als Teilabschnitt für verschiedene Rundreisen.

Die Norwegische Landschaftsroute Gaularfjellet erstreckt sich über 114 Kilometer – zwischen Balestrand und Moskog sowie zwischen Sande und Eldalsosen.

 

Weitere Infos findet ihr in diesem PDF

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Die Straße wird nun deutlich schmaler, verfügt aber über zahlreiche Ausweichstellen entlang der engen Serpentinen, die uns rasch auf etwa 700 Höhenmeter und in eine wunderschöne Schneelandschaft hinaufführen. Unser erster Stopp ist am Gaularfjellet Utsikten – ein architektonisch markant gestalteter Aussichtspunkt mit fantastischem Blick über das Tal, die Wasserläufe und die Serpentinen, die wir gerade noch gefahren sind.

 

Auf dem Hochplateau erwartet uns eine beeindruckende Schneelandschaft. Besonders schön finden wir, dass bereits die ersten Felsen und Grasflächen aus den Schneefeldern hervorragen und die Umgebung dennoch völlig unberührt wirkt. Eine scheinbar endlose Weite, die nur von der Straße durchzogen wird. Auffällig sind auch die vereinzelten, farbenfroh gestrichenen Häuser, die als bunte Akzente in der weißen Landschaft stehen.

 

Nach einigen Kilometern entscheiden wir uns für eine Pause am Rasteplass Holmevatnet. Der fast noch zugefrorene See mit seiner kleinen Insel direkt vor dem Rastplatz ist ein perfekter Ort, um die Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Hier nehmen wir uns Zeit für Frühstück und Arbeit – einen besseren Platz dafür kann man sich kaum vorstellen.

 

Über die Fv613 geht es später weiter, vorbei an Førde, und viel zu schnell wieder hinab ins Tal. Dort wechseln wir in die üppig grüne Fjordlandschaft. Über die E39 fahren wir zügig bis Byrkjelo und überqueren dann nochmals eine Anhöhe, um auf die andere Seite nach Utvik zu gelangen. Entlang des Innvikfjorden nähern wir uns dem Jostedalsbreen-Nationalpark.

 

In Olden biegen wir rechts ab und folgen dem schmalen Gebirgstal bis zum Oldevatnet. Über eine enge Straße mit kleinen Tunneln erreichen wir schließlich den bisher schönsten Campingplatz unserer Norwegenreise. Auch wenn der Platz mit 370 NOK nicht günstig ist, genießen wir von unserem Stellplatz aus den direkten Blick auf den Gletscher. Wir stehen unmittelbar am spiegelglatten See – ein beeindruckendes Panorama.

 

Campingplatz: Gryta Camping

 

Die Wanderung zum Briksdalsbreen sollte man idealerweise am Nachmittag unternehmen. Daher entscheiden wir uns für ein schnelles Essen und fahren dann die etwa 7 Kilometer bis zum Talende. Dort gibt es einen gebührenpflichtigen Parkplatz, auf dem nur wenige Autos stehen.

 

Der Weg zum Gletschersee ist rund 3 Kilometer lang, dabei überwinden wir etwa 250 bis 300 Höhenmeter. Der Weg ist gut ausgebaut und führt entlang des tosenden Schmelzwassers. Da der Briksdalsbreen in der Hochsaison stark besucht sein kann, gibt es sogar kleine Shuttlefahrzeuge („Troll Cars“), die bis nahe an den Gletschersee fahren. An diesem Tag bleiben wir jedoch vom Trubel verschont. Nur zwei junge Frauen begegnen uns unterwegs – ansonsten genießen wir die Wanderung und die Ruhe am Gletschersee ganz für uns allein. Die einzige Geräuschkulisse ist das Rauschen des Schmelzwassers.

 

Entlang des Weges informieren Schautafeln über die Geschichte des Gletschers und seine Ausdehnung in verschiedenen Jahrzehnten. Dabei bekommt man eine Vorstellung davon, wie diese Landschaft vor rund 150 Jahren ausgesehen haben könnte. Seit dem Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit (ca. 17. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert) zieht sich der Gletscher kontinuierlich zurück – und dieser Rückzug beschleunigt sich immer weiter.

Das unerwartete Highlight - Wanderung zum Brenndalsbreen

Heute lassen wir es ruhiger angehen und genießen den Tag bis zum Nachmittag am Campingplatz – mit Aussicht und ein wenig Arbeit. Allein die Tatsache, dass wir hier zwei Nächte bleiben, sorgt für etwas mehr Entspannung und Gelassenheit. Die Sonne strahlt auch heute von einem wolkenlosen Himmel – perfektes Wetter für diese Berglandschaft. Auch wenn wir gerne dramatische Wolkenstimmungen fotografieren, freuen wir uns natürlich über so ein Traumwetter. Und persönlich bin ich ohnehin der Meinung, dass blauer Himmel und Schneelandschaft fantastische Farbkontraste liefern. Genug geschwärmt vom Wetter …

 

Gegen 15 Uhr fahren wir wieder ein Stück weiter ins Tal. Etwas näher am Gletscher gibt es einen kleinen, gebührenpflichtigen Parkplatz an einem Bauernhof. Von dort starten wir heute zur Wanderung zum Brenndalsbreen. Dieser Gletscher ist – wie der Briksdalsbreen – ein Ausläufer des großen Jostedalsbreen, aber deutlich weniger bekannt und touristisch kaum erschlossen.

 

Der Aufstieg führt zunächst steil über eine Fahrstraße, etwa 2 Kilometer und gut 200 Höhenmeter hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den Brenndalsbreen zum ersten Mal sehen kann. Hinter uns öffnet sich der Blick ins Tal, vor uns führt die Sicht über einen Birkenwald bis zum Ende des Tals, wo die Gletscherzunge über eine steile Kuppe reicht. Dort bricht sie ab, die Fortsetzung des Gletschers setzt erst weiter unten wieder an. Schon an diesem ersten Aussichtspunkt wird klar: Dieser Gletscher ist zu Unrecht – oder vielleicht zum Glück – nur wenig bekannt. Wir sind jetzt schon beeindruckt von dem Bild, das sich hier bietet.

 

Der Weg führt ab hier unwegsamer über einen Steinpfad weiter durch den Birkenwald. Das frische Grün im späten Nachmittagslicht verleiht der Landschaft eine besondere Stimmung. Nach weiteren etwa 1,5 Kilometern erreichen wir einen Flusslauf, von dem aus der Gletscher wieder gut zu sehen ist. An dieser Stelle muss man sich entscheiden, ob man den sehr anspruchsvollen Weg bis näher an die Gletscherzunge fortsetzen möchte. Wir laufen auf den Steinen und Felsen weitere 1,5 km in den Berghang hinein. Dann endet die Tour für uns – der Weg verliert sich, das Gelände wird schwieriger, und das Risiko ist uns zu hoch.

 

Laut unserer Wander-App Komoot fehlen uns immer noch rund 200 Höhenmeter, um deutlich näher an die Gletscherzunge heranzukommen. Das letzte Stück soll stellenweise mit Drahtseilen gesichert sein. Wer die Tour bis zum Ende gehen möchte, sollte sich vorher gut informieren. 

 

Beim Abstieg hören wir plötzlich das charakteristische Donnern eines Gletscherabbruchs – und können sogar mehrere kleine Abbrüche beobachten. Der Lärm hallt eindrucksvoll durchs Tal und klingt nur langsam zwischen den Felsen ab.

 

Mit der sinkenden Sonne, die hinter den gegenüberliegenden Berghängen verschwindet, wird es merklich kühler. Gegen 20 Uhr sind wir zurück am Campingplatz und genießen unseren letzten Abend an diesem beeindruckenden Ort.

Über den Geirangerfjord bis nach Ålesund

Heute verlassen wir mit einem weinenden Auge das rund 20 Kilometer lange Gletschertal Oldedalen – und damit auch den Jostedalsbreen-Nationalpark. Hier hätten wir gerne noch etwas mehr Zeit verbracht, doch die angekündigte Wetterlage verspricht viel Regen und in den Höhenlagen sogar Schnee. Gegen 6:30 Uhr brechen wir auf, denn wir möchten den Geirangerfjord möglichst noch vor Mittag erreichen. Der Fjord selbst liegt zwar im Tal, doch die Straßen dorthin führen auf beiden Seiten über die Berge.

 

Gerade als wir das Oldedalen verlassen, legt ein Kreuzfahrtschiff am Pier an – und das nächste Schiff steuert bereits von weiter hinten im Fjord auf die Anlegestelle zu. Wir können uns gut vorstellen, wie belebt der Briksdalsbreen an diesem Tag sein wird.

 

Wir haben Glück: Zumindest der südliche Teil der Landschaftsroute Geiranger–Trollstigen ist befahrbar. Laut Google Maps wäre die Strecke gesperrt gewesen, doch die staatliche norwegische Verkehrsseite zeigte uns korrekt an, dass die Straße offen ist. Generell können wir diese Seite für die Planung nur empfehlen – sie liefert verlässliche Informationen zur aktuellen Straßenlage, oft ergänzt durch Webcams, die einen direkten Blick auf die Straßenverhältnisse ermöglichen.

 

Link zur staatlichen Webseite: Vegvesen Trafikk

 

Die Landschaftsroute erreichen wir über die Rv15. Der Anstieg führt uns auf rund 900 Höhenmeter, die wir durch einige lange Tunnel erreichen. An der Abzweigung zur Rv63 biegen wir links ab – und freuen uns, dass die staatliche Seite recht behalten hat: Die Straße nach Geiranger ist geöffnet.

 

Wir fahren durch eine eindrucksvolle Schneelandschaft und genießen die weiten Ausblicke um uns herum. Die Route führt zunächst durch eine karge, schneebedeckte Hochgebirgslandschaft, vorbei am Langevatnet und über das Djupvatnet auf etwa 1.030 Metern Höhe – dem höchsten Punkt der Strecke.

 

Kurz darauf würde der bekannte Aussichtspunkt Dalsnibba / Geiranger Skywalk liegen, von dem aus man bei gutem Wetter einen spektakulären Blick bis zum Fjord hat. Für uns war dieser Abstecher leider nicht möglich, da die Straße dorthin aktuell noch gesperrt war.

 

Anschließend beginnt die eindrucksvolle Abfahrt ins Tal: In mehreren Kehren – den sogenannten Adlerkehren – schlängelt sich die Straße steil hinunter, immer wieder mit fantastischen Ausblicken auf den Fjord, Wasserfälle und steile Berghänge. Die Gesamtstrecke von der Abzweigung bis Geiranger beträgt rund 37 abwechslungsreiche Kilometer.

 

Nach einem längeren Stopp am Aussichtspunkt Flydalsjuvet fahren wir weiter hinab nach Geiranger – und direkt auf der anderen Seite des Fjords wieder über Serpentinen bergauf. Auf dieser Strecke lohnt sich ein Halt am Ørnesvingen Viewpoint. Von hier aus führt auch ein kleiner Pfad am Hang entlang, der nach etwa 100 bzw. 300 Metern schöne Blicke auf den Geirangerfjord ermöglicht.

 

Da der nördliche Teil der Landschaftsroute Geiranger–Trollstigen noch gesperrt ist, fahren wir im Anschluss direkt weiter nach Ålesund. Die Küstenstadt erreichen wir nach etwa 90 Minuten Fahrt. Unser Stellplatz liegt direkt am Meer – perfekt gelegen, um die Stadt zu erkunden.

 

Die Straße nach Ålesund war – für unsere bisherigen Norwegen-Erfahrungen – überraschend voll. Von der Fähre Eidsdal–Linge fuhren wir nahezu in Kolonne bis in die Stadt.

 

Das typische norwegische Wetter hat uns inzwischen wieder eingeholt. Daher planen wir, in Ålesund zwei Nächte zu bleiben und auch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen.

 

 

Stellplatz: Hjelsetgården bobilparkering

 

Weiter geht es mit der Tour "Vogelinsel Runde"

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