
Der Preikestolen - ein Sehnsuchtsort
Ihr habt doch sicherlich auch schon bei eurer Norwegenplanung den Preikestolen als Ziel mit aufgenommen. Wenn nicht, dann wäre das eine absolute Empfehlung. Und wenn ihr dieses Felsmassiv schon besucht habt, dann wisst ihr sicherlich, von welchem grandiosen Erlebnis wir hier sprechen. Die Wanderung zum Preikestolen (auch „Pulpit Rock“ genannt) zählt zu den bekanntesten Touren Norwegens. Aber nun erst einmal von Beginn an.
Von Stavanger zum Campingplatz „Preikestolen Camping AS“ geht es durch zwei kostenpflichtige Tunnel auf die andere Seite des Fjords bis nach Tau. Insbesondere der zweite Tunnel, der Ryfylke-Tunnel, ist einer der längsten und tiefsten Unterseetunnel der Welt. Mit seiner Länge von 14,4 km und der Tiefe von unglaublichen 292 Metern unter dem Meeresspiegel ist er mehr als beeindruckend. Wir sind diesen Tunnel am Karfreitag durchfahren – vielleicht lag es am Feiertag, aber wir sahen über die 14,4 km nur zwei Autos. Über weite Strecken hatten wir den Tunnel komplett für uns allein.
Auf der anderen Seite tauchen wir bei dem kleinen Ort Tau wieder aus der Tiefe auf und fahren der Küste entlang einige Kilometer, bevor es links Richtung Basecamp und Campingplatz geht. Den Campingplatz lassen wir erst einmal rechts liegen und fahren die Straße weiter steil bergauf bis zum Parkplatz. Wir wollen uns die Situation vor Ort kurz ansehen und staunen nicht schlecht, da schon am Ausweichparkplatz (Parkplatz 2) kaum noch Plätze frei sind. Die Menschengruppen wandern uns auf der Straße entgegen, als wir in Richtung Basecamp weiterfahren. Mit dem Wissen, dass am Osterwochenende hier doch so viel los ist, steht unsere Entscheidung fest: Wir wollen vor Sonnenaufgang in den Berg starten.
Zurück am Campingplatz fahren wir durch die offene Schranke und suchen uns einen der vielen freien Stellplätze aus. Hier ist erstaunlich wenig los. Gegen 19 Uhr ist das Büro besetzt, und wir können die Nacht für 340 NOK (ca. 28,60 EUR) bezahlen. Das ist sicherlich kein Schnäppchen, jedoch bevorzugen wir den kurzen Weg am nächsten Morgen.
Campingplatz: Preikestolen Camping AS
Der Aufstieg auf den Preikestolen
Am nächsten Morgen geht alles sehr schnell, da wir am Abend zuvor alles vorbereitet haben. Viele Besucher gehen auf den Preikestolen nur mit einer Ersatzjacke und etwas Wasser. Wir hatten jedoch unsere Fotoausrüstung im Rucksack, ein zweites Frühstück und Ersatzkleidung dabei. Wir wollten gerne einige Zeit oben auf der Plattform verbringen.
Gegen 5:35 Uhr waren wir auf dem Parkplatz, auf den man per Nummernschilderkennung auffahren kann. Die Parkgebühr von 275 NOK zahlt man nach der Wanderung, kurz bevor man den Parkplatz verlässt. Wir sind heute der erste Camper auf dem Parkplatz, und auch sonst stehen nur vereinzelt einige Autos auf der Parkfläche. Gegen 5:45 Uhr geht es dann los, und wir machen uns an den Aufstieg. Für heute wurden 13 Stunden Sonne vorhergesagt – noch können wir nur erkennen, dass der Himmel wolkenlos ist.
Zu Beginn der 8 km Tour, die mit 4-5 Stunden beschrieben wird, folgen wir einem steilen Schotterweg. Das Basecamp können wir bald schon von oben betrachten. Dann geht es steinig, aber gut begehbar weiter. Viele fleißige Helfer haben den Aufstieg präpariert, und so ist er zwar anstrengend, aber abwechslungsreich. Anstelle unebener Flächen gibt es Steinstufen. Diese haben zwar nicht für jedermann die passende Höhe, aber es ist machbar. Nach dem ersten Anstieg folgt eine Moorebene, dann geht es wieder steil über viele Steinstufen in die Höhe. Wir bemerken nun das erste Mal eine Gruppe von drei Personen hinter uns, die uns langsam näher kommt und uns an einem späteren Abschnitt auch überholt.
Hinter uns sehen wir ins Tal bis nach Stavanger, wo bereits die Sonne die Stadt erleuchtet. Wir kommen gerade an der Schutzhütte vorbei, die bei etwa 70–80 % der Strecke aufgestellt wurde, als auch uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen. Dann geht es noch eine weitere Kuppe hinauf. Im Gegenlicht haben wir zum ersten Mal die Sicht in den Lysefjord. Nun ist es nicht mehr weit. Wir wandern gesichert um einen langen Felsvorsprung und dann hinauf über eine riesige Felsplatte. Nun stehen wir an der Kante zum Lysefjord, laufen diesen entlang – und dann ist es so weit: Plötzlich steht man auf dem Preikestolen.
Die Kleingruppe von drei Personen, die uns beim Aufstieg überholt hat, verlässt bereits wieder den Preikestolen. Eine weitere Gruppe, die hier wohl zum Sonnenaufgang war, packt auch gerade zusammen. Wir stehen nun allein auf dem Felsvorsprung mit zwei jungen Männern, die – wie wir – die wärmende Sonne und die Aussicht genießen.
Ganz ehrlich: Ich bin kein Held, wenn es um steile Abhänge geht. Carmen ist hier schon deutlich entspannter. Wir beide nahmen uns aber die Zeit, nach dem Aufstieg die Umgebung auf uns wirken zu lassen und etwas zu Atem zu kommen. Langsam nähern wir uns den Rändern und versuchen, einen Blick nach unten zu wagen. Die magische Zahl hierbei sind 604 Meter – das ist die Höhe des Preikestolen über dem Fjord. Nun ist erst einmal Zeit für die Kamera, denn wir wissen nicht, wann die nächsten Besucher um die Ecke kommen. Die zwei Jungs geben uns sogar die Plattform für einige Zeit frei, und so gelingen uns einige einmalige Bilder, die hoffentlich die Eindrücke ein wenig festhalten. Die Erlebnisse haben sich bei uns fest ins Gedächtnis eingebrannt. Diese Landschaft, die Aussicht, das Glück mit dem Wetter und die Tatsache, hier quasi allein zu stehen, machten diesen Moment einzigartig.
Wir waren überrascht, wie lange es dauerte, bis die nächsten Touristen auf dem Preikestolen erschienen. Am Anfang waren es einzelne Wanderer oder Paare, dann jedoch die erste Gruppe. Gegen 8:45 Uhr war für uns die Zeit gekommen, und wir machten uns auf den Rückweg. Dutzende weiterer Wanderer begegneten uns auf dem Abstieg, und für uns war klar: Der frühe Aufstieg hat sich gelohnt.
Weiter nach Jørpeland
Nach der Ankunft am nun fast wieder gefüllten Parkplatz am Basecamp lassen wir uns etwas Zeit, bevor wir überlegen, wie es weitergeht. Wieder zum Campingplatz der letzten Nacht oder an den Hafen von Jørpeland? Wir entscheiden uns für den Stellplatz am Hafen.
Zuvor fahren wir jedoch noch einmal mit dem Van in Richtung Fjord, um zu schauen, wie die Aussicht von unten im Tal ist. Entlang der 523 gibt es den „Høllesli Viewpoint“, der einen spektakulären Blick in den Lysefjord ermöglicht. Leider darf dieser nur bergauf angefahren werden. Daher geht es zunächst hinunter bis über die Brücke, und hinter der Brücke gibt es die Möglichkeit zum Wenden.
In Jørpeland angekommen, gibt es zwei Angebote am Hafen. Wir schauen uns zuerst den Platz etwas außerhalb an, fahren dann jedoch weiter zum Hafen in der kleinen Stadt. Dort haben wir den Vorteil, dass die Geschäfte heute am Samstag noch bis 16 Uhr geöffnet sind und auch Sanitäranlagen vorhanden sind. Den Preis von 200 NOK können wir an einem Automaten etwa 100 Meter entfernt bezahlen – etwas ungewöhnlich, aber dort befinden sich auch die Sanitäranlagen.
Stellplatz: Jørpeland Bobilcamp
Uns bleibt noch viel Zeit für einen Einkauf im nahegelegenen Supermarkt und einen ruhigen, späten Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein. Diesen Tag werden wir noch lange in Erinnerung behalten.
Am nächsten Tag geht es weiter mit der mehrtägigen Fahrt nach Bergen - siehe Part 3
Der Lysefjord und seine Ausflugsziele
Ihr könnt euch gut vorstellen, dass man am Lysefjord noch viel mehr unternehmen kann. Diese Aktivitäten sind aber auch von der Jahreszeit abhängig. Wir waren zumindest für die Flørlitrappene und den Kjeragbolten zu früh unterwegs.
1. Bootsfahrt von Stavanger in den Lysefjord
Den Lysefjord kannst du entweder mit dem Schnellboot in kleiner Gruppe oder gemütlich auf einem größeren Ausflugsschiff entdecken. Die Fahrt mit dem Schnellboot dauert rund 2 Stunden, während die Tour mit dem Schiff etwa 3,5 Stunden in Anspruch nimmt. Je nach Saison gibt es unterschiedliche Anbieter und Abfahrtszeiten – eine rechtzeitige Planung lohnt sich hier besonders in der Hauptsession.
2. Wanderung über die Flørlitrappene
In Flørli am Lysefjord erwartet dich die längste Holztreppe der Welt mit beeindruckenden 4.444 Stufen. Die Tour führt entlang der alten Versorgungsleitung eines ehemaligen Wasserkraftwerks und bietet spektakuläre Ausblicke auf den Fjord. Flørli ist nur per Fähre oder Boot erreichbar, da es keine Straßenanbindung gibt. Die Wanderung ist zwar fordernd, aber auch für aktive Familien geeignet. Für den Aufstieg über die Treppe solltest du etwa 1,5 bis 2,5 Stunden einplanen – je nach Tempo und Pausen.
3. Wanderung zum Kjeragbolten
Die Wanderung zum Kjeragbolten ist eine anspruchsvolle Tour am Ende des Fjords, die sowohl körperliche Fitness als auch Trittsicherheit erfordert. Der Rundweg ist etwa 11 Kilometer lang und beinhaltet einen Höhenunterschied von rund 800 Metern. Je nach Kondition und Wetterbedingungen dauert die Wanderung zwischen 6 und 10 Stunden. Startpunkt ist der Parkplatz Øygardstøl, von dem aus der markierte Pfad über mehrere steile Anstiege führt, die teilweise mit Stahlseilen gesichert sind. Die Route bietet spektakuläre Ausblicke auf den Lysefjord und führt zum berühmten Kjeragbolten – einem in einer Felsspalte eingeklemmten Felsblock, der etwa 1.000 Meter über dem Fjord schwebt. Die beste Zeit für diese Wanderung ist zwischen Juni und September; außerhalb dieser Monate können Schnee und Eis die Route unpassierbar machen. Eine sorgfältige Vorbereitung mit geeigneter Ausrüstung, ausreichend Proviant und das Einholen aktueller Wetterinformationen sind unerlässlich für ein sicheres und unvergessliches Erlebnis.
Quellen für weitere Informationen
Gerne noch einige Links zu passenden Webseiten.