
Von Jørpeland nach Sand
Bei herrlichem Wetter starten wir heute am Hafen von Jørpeland unsere 4-tägige Tour nach Bergen. Unser Ziel heute ist die kleine Küstenstadt Sand, direkt am Sandsfjord gelegen. Wir fahren auf der 13 entlang der Fjorde bis nach Hjelmelandsvågen. Die Straße führt uns durch enge, aber zum Teil schon frühlingshaft grüne Täler. Immer wieder scheint die Sonne über den Berghang und beleuchtet die Kuppen. Der windstille Morgen lässt das Wasser der Seen, die wir passieren, spiegelglatt erscheinen. So können wir die schöne Landschaft gleich zweimal genießen.
In Hjelmelandsvågen nehmen wir die Fähre nach Nesvik – unsere erste Inlandsfährfahrt. Wir waren gespannt, wie das mit unserem Skyttelpass funktioniert, den wir mit dem Skyttelpass for Ferry direkt an das Autopass-System angebunden haben. Und siehe da: Schon am Abend bekommen wir die Rechnung direkt per E-Mail zugeschickt. Bisher können wir den Skyttelpass-Tag wirklich empfehlen. Die Fährfahrt war sehr unkompliziert und schnell. Genial war zudem, dass die Fähren alle elektrisch betrieben werden – kein Lärm, keine Abgase … ein schönes Erlebnis.
Weiter geht es auf der 13 bis nach Sand. Das Landschaftsbild ändert sich ständig, da schon wenige Höhenmeter ausreichen, um einen sichtbaren Unterschied zu bewirken: In höheren Lagen hält sich das Laub der Bäume noch in den Knospen zurück, während auf Fjordniveau das frische Grün der Blätter bereits dominiert. Besonders prägen dabei die leuchtend grünen Birkenbäume das Landschaftsbild. An der Abzweigung zur 517 lohnt sich ein Stopp für einen Blick auf die malerischen Inseln im Lovrafjorden (Startbild des Artikels).

Wir kommen am frühen Nachmittag in Sand an und erkunden noch etwas die Umgebung. Ein besonderes Highlight kann hier die Lachswanderung zu den Laichgründen sein. Dafür wurde extra eine Beobachtungsplattform errichtet, um die Lachse dabei zu beobachten, wie sie die Stromschnellen hinauf schwimmen.
Tipp: Diese Tagesetappe ist Teil der Ryfylke-Landschaftsroute. Die Route führt durch beeindruckende Landschaften – vorbei an üppig grünen Fjorden und schroffen, kahlen Bergen. Von den Inseln im Lysefjordgebiet zieht sich die Strecke hinauf bis ins Hochland von Sauda und weiter über den Gebirgspass nach Røldal. Diese Straße erschließt ein beliebtes Erholungsgebiet, das zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen in unberührter Natur bietet. Die Norwegische Landschaftsroute Ryfylke erstreckt sich von Oanes am Lysefjord bis nach Håra und misst insgesamt 260 Kilometer.
Stellplatz am Hafen: Platz für mindesten ca. 7 Fahrzeuge
Zwischen tosenden Wasserfällen und stillen Gletscherseen
Wir setzen unsere Tour heute bei bedecktem Himmel fort und fahren auf der 13 weiter bis nach Odda. Von dort biegen wir links auf die Fv550 ab, später geht es auf der Fv551 bis nach Sundal, dem Ausgangspunkt zum Bondhusdalen.
Gleich zu Beginn kommen wir nahe Vasshus an einer kleinen Siedlung mit liebevoll gepflegten Holzhäusern vorbei. Der ursprüngliche Zweck der Gebäude und der Wasserrinnen wird allerdings nicht näher erläutert. Entlang des Vorvikfjords, noch vor Nesflaten, entdecken wir ein kleines Hinweisschild, das auf einen Fußweg zu einer ehemaligen Farm verweist. Der kurze Aufstieg von etwa 150 Metern lohnt sich schon allein wegen der großartigen Aussicht über den Fjord. Die alten Häuser sind sehr gut erhalten und vermitteln einen Eindruck vom damaligen Leben auf dem Land. Ein Blick durch die Fenster lohnt sich, denn eines der Häuser ist sogar noch teilweise eingerichtet.
Heute steht aber auch ganz im Zeichen der Wasserfälle – wobei rückblickend gesagt werden kann: Es ist wohl nur einer von vielen wasserfallreichen Tagen hier in Südnorwegen. Besonders beeindruckend waren der Flesefossen und der Låtefossen. Beide liegen direkt an der Straße und bieten Parkmöglichkeiten. Am Flesefossen gibt es sogar eine großer Picknickfläche mit öffentlicher Toilette.
Positiv fällt auf: Das Netzwerk an öffentlichen Toiletten – teils sogar mit beheizten Kabinen und warmem Wasser – ist hervorragend ausgebaut. Schade, dass so etwas bei uns nicht möglich ist.
Als wir schließlich den Stellplatz am Bondhusdalen erreichen, bleibt uns noch genügend Zeit für eine entspannte Wanderung zum Gletscher. Der Weg führt 2,5 Kilometer über einen gut befestigten Weg bis zum See und weitere 2,5 Kilometer über eine steinigen Trail zur ehemaligen Gletscherzunge am hinteren Ende des Sees. Der Weg nach hinten lohnt sich, auch wenn er am Ende etwas beschwerlich wird und Trittsicherheit gefordert ist. Nach meinen Recherchen liegt die heutige Gletscherzunge etwa 300 Meter über dem See und ist für uns nicht erreichbar. Es gibt jedoch alternative Wanderrouten, über die man den Gletscher erreichen kann.
Der Himmel bleibt zwar weiterhin bedeckt, was für die Fotos nicht ideal ist – dennoch genießen wir die insgesamt 10 Kilometer lange Wanderung, zumal wir einen Großteil des Weges entlang des Sees ganz für uns allein waren.
Praktisch: Direkt auf dem Wanderparkplatz „Bondhusdalen Parkering“ werden Stellplätze für Übernachtungen angeboten: Bondhusdalen Parkering
Ein gewagter Abstecher
Heute fahren wir zunächst zurück nach Odda. Von dort aus setzen wir unsere Reise auf der Norwegischen Landschaftsroute rund um den Hardangerfjord fort.
Entlang der Straße 13 zeigt sich uns heute eine andere Szenerie als an den vergangenen Tagen: Am Straßenrand blühen die Obstbäume – ein wunderschöner Kontrast zu den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Die Strecke selbst ist dabei weniger von einzelnen spektakulären Highlights geprägt, sondern lebt vielmehr vom eindrucksvollen Gesamtbild des Hardangerfjords mit seinen schneebehangenen Gipfeln. Der Fjord ist hier deutlich breiter, was ihn zwar majestätisch wirken lässt, fotografisch aber nicht ganz so zugänglich macht.
Weiter entlang des Fjords überqueren wir schließlich die Hardangerbrücke. Mit einer Spannweite von 1.310 Metern gehört sie zu den längsten Hängebrücken der Welt. Auch faszinierend: Vor und nach der Brücke führen Tunnel in den Berg hinein, in denen sich zwei spektakulär beleuchtete Kreisverkehre befinden – der Vallavik-Kreisel und der Kinsarvik-Kreisel. Beide beeindrucken mit ihrer blauen Lichtinstallation und spannende Tunnelarchitektur.
Unsere Route führt uns anschließend auf der Straße 7 und dann auf der 575 weiter südlich bis kurz vor Strandebarm. Von dort aus wollen wir hinauf in die Berge, auf etwa 600 Meter Höhe fahren. Die ersten vier Kilometer der Straße sind asphaltiert, aber nur einspurig – und Ausweichstellen gibt es kaum. Es braucht also etwas Glück, dass einem auf diesem Abschnitt niemand entgegenkommt. Tatsächlich biegt gerade bei unserer Ankunft eine Zugmaschine auf die schmale Straße – da hatten wir wirklich Glück.
Wir wollen weiter auf einer privaten Mautstraße fahren. Die Bezahlung funktioniert hier noch ganz klassisch: Einen Umschlag ausfüllen, das Geld hineinlegen und diesen dann in einen Briefkasten am Mautpunkt werfen. Danach geht es auf unbefestigtem und zum Teil sehr steilen Weg weitere zwei Kilometer bergauf, um die restlichen 200 Höhenmeter zu überwinden.
Warum nimmt man so ein Risiko auf sich? Die Antwort zeigt sich oben auf dem Plateau: eine wunderschöne, fast idyllisch wirkende Siedlung, die wohl schon vor vielen Jahren gebaut wurde. Die Häuser sind liebevoll gepflegt und vermutlich in den Sommermonaten auch teilweise bewohnt. Die umgebende Landschaft ist beeindruckend schön. Wir verbringen den Nachmittag mit Wanderungen auf zwei verschiedenen Wegen und begegnen überraschenderweise sogar einem Einheimischen, der hier oben ebenfalls unterwegs ist.
Am Abend müssen wir leider wieder ins Tal zurückkehren, da das Übernachten auf dem Berg nicht erlaubt ist. Glücklicherweise bleibt uns auch auf dem Rückweg eine Begegnung mit Gegenverkehr erspart – bis wir fast unten angekommen einen großen Traktor einholen, der die gesamte Breite der Straße für sich beansprucht - und wieder hatten wir Glück.
Wir parken unseren Van schließlich neben der Kirche in Strandebarm und verbringen dort unsere erste „freistehende“ Nacht in Norwegen.
Parkplatz neben der Kirche
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Kurzinfo: Hardanger – Wo Fjorde, Berge und Gletscher aufeinandertreffen
Das traditionsreiche Hardangergebiet zählt zu den bekanntesten Reisezielen Norwegens. Bereits seit über hundert Jahren zieht diese beeindruckende Landschaft Besucher aus aller Welt an. Mächtige Wasserfälle und eindrucksvolle Gletscher prägen das Bild und schaffen Kulissen, die unvergesslich bleiben. Die Natur ist hier nicht nur ein Erlebnisraum für Touristen, sondern auch die Grundlage für wichtige Wirtschaftszweige wie den Schiffbau, den Obstanbau und die örtliche Industrie.
Die Norwegische Landschaftsroute Hardanger verbindet mehrere reizvolle Streckenabschnitte: von Granvin zum Steinsdalsfossen, von Norheimsund nach Tørvikbygd, von Jondal über Utne bis nach Odda sowie von Låtefoss über Kinsarvik bis zum Skjervsfossen. Insgesamt erstreckt sich diese Route über 241 Kilometer und bietet unterwegs zahlreiche Höhepunkte der Region.
Link zu verschiedenen Landschaftsroute zusammengefasst im PDF
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Ankunft in Bergen
Am nächsten Morgen überrascht uns die Sonne, und so fahren wir zügig ein Stück weiter südlich zur Insel Omaholmen, die unterhalb von Strandebarm liegt. Im Gegenlicht der Morgensonne war die Insel von der Straße aus nur schwer mit der Kamera einzufangen – mit der Drohne hingegen gelang das problemlos, solange man ausreichend Abstand zu den Wohnhäusern hält. Der morgendliche Nebel an den Berghängen, sorgt dabei für eine besonders malerische Atmosphäre.
Anschließend setzen wir unsere Reise über die Straße 7 und die E16 in Richtung Bergen fort. Zu unserer Überraschung finden wir in Bergen selbst nur wenige geeignete Übernachtungsmöglichkeiten für Camper. Wir entscheiden uns deshalb für einen Stellplatz etwas außerhalb der Stadt, der jedoch sehr gut an das Zentrum angebunden ist. Die Straßenbahnlinie 1 hält nur etwa 100 Meter vom Stellplatz entfernt. In der Nacht ist es hier angenehm ruhig – vor allem, wenn man mit dem Rücken zur Eishalle steht.
Stellplatz: An der Bergenshalle
Da wir früh ankommen, nehmen wir uns zunächst etwas Zeit für die Arbeit. Anschließend erledigen wir Einkäufe, bevor es am Nachmittag in die Innenstadt geht. Nach den letzten Tagen inmitten der Natur brauchen wir immer einen Moment, um uns wieder an das lebendige Stadtleben zu gewöhnen.
Der Hafenbereich von Bergen ist wirklich sehenswert, und auch das ehemalige Hanseviertel „Bryggen“ beeindruckt – trotz der touristischen Ausrichtung. Die historischen Gebäude und das informative Angebot zur Geschichte der Hanse sind sehr interessant. Wir schlendern durch die Festungsanlage Bergenhus, gehen Essen und machen uns dann auf den Weg zum Fløyen.
Zwar könnte man bequem mit der Fløibanen auf den rund 300 Meter hohen Aussichtspunkt fahren, doch wir entscheiden uns für die Wanderung: Etwa 2,5 Kilometer vom Hafenviertel bis nach oben. Wir sind auf dem Weg nicht allein – viele Einheimische nutzen den Weg gerne für ihr Training.
Der Blick über die Stadt vom Fløyen aus ist großartig, doch ich stelle mir vor, dass die Stimmung bei Sonnenaufgang noch eindrucksvoller wäre. Windgeschützt an der Bergstation sitzend, genießen wir die wärmenden Sonnenstrahlen, bevor wir uns wieder zu Fuß auf den Rückweg in die Stadt machen und schließlich mit der Straßenbahn zurück zum Van fahren.
Aktuell – am 23.04. – geht die Sonne hier gegen 21:21 Uhr unter – eine Zeit, die wir aus Süddeutschland eher vom Hochsommer kennen. Doch hier in Norwegen ist das erst der Anfang der langen Tage. Schon jetzt hat man das Gefühl, dass die Tage kein Ende nehmen wollen, und verliert leicht das Zeitgefühl.
Weiter geht es mit der Tour "Schneelandschaften und Gletscher - der Weg nach Ålesund"
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