
Wir sind unterwegs im hohen Norden Norwegens – dort, wo Berge direkt aus dem Meer ragen, wo das Licht nie ganz verschwindet und Fischerdörfer wie aus der Zeit gefallen wirken. Willkommen auf den Lofoten.
Der Süden der Lofoten

Als wir mit der Fähre von Bodø ablegen, hat es die Sonne nach Tagen endlich geschafft, sich gegen die dichte Wolkendecke etwas durchzusetzen. Auf den Lofoten kommen wir jedoch bei Schneeregen und tief hängenden Wolken an – willkommen im arktischen Frühling.
Wir fahren direkt zu unserem ersten Stellplatz in der Nähe von Sakrisøy und stehen dort mit einigen anderen Campern direkt am Meer. Schnell wird uns klar: Der Hotspot Lofoten ist selbst in der Nebensaison deutlich stärker frequentiert als viele der Orte, die wir in den letzten vier Wochen besucht haben. Wer auf der Fähre am Heck steht, kann gut beobachten, wie die Parkbuchten entlang der E10 direkt nach der Ankunft zügig gefüllt sind. Auch in Sakrisøy war der Stellplatz später komplett belegt.
Wir fragen uns, wie sich das wohl in der Hauptsaison entwickelt.
💳 Stellplatz direkt am Wasser
Glücklicherweise kam noch eine Frau mit einem mobilen Bezahlgerät bei uns vorbei. Laut Hinweisschild sollte man 200 NOK in einem Umschlag in eine Box werfen – passende Scheine hatten wir gerade nicht. Bei der Frau mussten wir hingegen nur 150 NOK zahlen. Das hat uns zwar etwas gewundert, aber wir hatten schon zuvor gelesen, dass es gelegentlich solche abweichenden Preise geben kann – vielleicht je nach Saison oder Belegungsstand.

Der erste Tag auf den Lofoten
Als wir am Morgen die Fensterblenden öffnen, begrüßt uns ein freundlicher Tag. Die Wolken haben sich über die Berggipfel zurückgezogen, und für den späten Vormittag ist zunehmend Sonne angekündigt, die das Bergpanorama in ein wunderschönes Licht tauchen soll. Diesen Tag wollen wir so lange wie möglich genießen – denn wir wissen, dass in den kommenden Tagen wieder mehr Regen und deutlich weniger Sonne auf uns warten.
Wenn man zum ersten Mal auf die Lofoten kommt und über den Süden einreist, kann es leicht passieren, dass man sich in der Fülle beeindruckender Ausblicke und Fotomotive verliert. Wir haben uns erst einmal mehrere Stunden in der Nähe unseres Stellplatzes aufgehalten – zum einen, weil wir dort erst gegen 13 Uhr auschecken mussten, zum anderen, weil es bereits dort mehr als genug zu entdecken gab.
Das Wetter wechselte ständig, und mit ihm das Licht. Zu jeder Minute sieht die Landschaft ein wenig anders aus. Es braucht also Geduld, wenn man auf den perfekten Moment warten will – den Augenblick, in dem ein Berg, das Wasser oder eine Häuserfront für wenige Sekunden von der Sonne beleuchtet wird.
Wir sind überwältigt von der Landschaft und den vielen schönen Motiven. Zugegeben: Viele davon wurden schon tausendfach fotografiert. Und trotzdem – wir wollen sie auch für uns festhalten.
Besonders der Blick auf die Häuserfront von Sakrisøy, das markante orangene Haus unterhalb der Bergspitze oder der zu Fuß erreichbare Aussichtspunkt auf der Brücke mit Blick auf Hamnøy gehören zu den bekanntesten und schönsten Fotomotiven der Lofoten. Kein Wunder, dass viele Menschen genau diese Bilder im Kopf haben, wenn sie an die Lofoten denken.
Wir kommen mit einem Touristen-Guide und Fotografen ins Gespräch. Er gibt uns drei Tipps, wo wir mit etwas Glück besonders schöne Tierbeobachtungen machen können. Zwei der Orte – Eggum und Kvalnes – stehen ohnehin schon auf unserer Liste. Den dritten Punkt – den entscheiden wir spontan – wollen wir noch am selben Abend ansteuern.
🔭 Tipp: Immer wieder lohnt sich ein Blick in die Bucht von Hamnøy. Dort lassen sich gelegentlich besondere Entenarten beobachten – und mit etwas Glück zeigt sich sogar ein Wal in der Bucht.
Ein Wal hat sich bei uns leider nicht blicken lassen – dafür konnten wir zwei Gryllteisten beobachten. Diese kleinen, schwarz-weißen Meeresvögel mit den auffällig roten Füßen gehören zur Familie der Alkenvögel und sind typisch für die nordatlantischen Küstenregionen. Besonders in der Brutzeit sind sie gut zu sehen, wenn sie in Küstennähe nach Fischen tauchen.

Stockfisch – eine lokale Delikatesse und ein Exportschlager
Typisch für die Lofoten sind auch die Trockenplätze für den Stockfisch – große Holzgestelle, auf denen von Februar bis Mai unzählige Kabeljaue an der frischen Luft getrocknet werden. Diese traditionellen Gerüste, oft direkt an der Küste oder in Dorfnähe, prägen das Landschaftsbild der Inseln bis heute. Auch wenn der intensive Geruch nicht jedermanns Sache ist, lohnt sich ein Blick auf diese jahrhundertealte Handwerkstradition.
Verarbeitet wird hier vor allem der Skrei – ein besonders magerer, wandernder Winterkabeljau aus der Barentssee. Stockfisch ist dabei nicht gleich Skrei, aber: Skrei wird besonders häufig zu Stockfisch verarbeitet, da er sich durch seine Qualität und den niedrigen Fettgehalt ideal zum Trocknen eignet.
Der fertige Stockfisch ist ein Exportschlager: Er wird nicht nur in Norwegen geschätzt, sondern vor allem nach Italien, Portugal und Nigeria exportiert – und dort zu traditionellen Gerichten verarbeitet.
🍽️ Typische Gerichte mit Stockfisch:
• Italien: Baccalà alla vicentina (in Milch und Olivenöl geschmort)
• Portugal: Bacalhau à Brás (mit Ei, Zwiebeln und Kartoffelstroh)
• Nigeria: Egusi Soup mit Stockfisch (kräftige Melonenkernsuppe)
Außerhalb der Trockensaison stehen viele der Gerüste leer – aber sie bleiben ein fotogenes und typisches Element der Lofotenlandschaft.


Direkt neben dem bekannten orangen Haus mit der Bergspitze gibt es ein kleines Restaurant und einen angeschlossenen Laden mit lokalen Spezialitäten. Wir gönnen uns eine leckere Fischsuppe und decken uns für die nächsten Tage mit geräuchertem Fisch ein – eine köstliche Stärkung für unterwegs.
Anschließend fahren wir weiter Richtung Süden, vorbei an Reine, bis zu einer Bucht, die wir bereits gestern bei unserer Ankunft entdeckt hatten. Heute wirkt sie allerdings nur noch halb so spektakulär – die dramatischen Wolken vom Vorabend fehlen, und das Licht ist längst nicht mehr so stimmungsvoll.
Weiter nach Süden geht es für uns auf dieser Tour durch die Lofoten nicht – wir drehen hier um und setzen unseren Weg in eine andere Richtung fort.
Wir versuchen unser Glück stattdessen im kleinen Ort Reine. Auch dieser Ort ist bekannt für seine roten Häuser, die – besonders im Kontrast zu den schneebedeckten Bergen – eine fantastische Kulisse bieten können. Heute jedoch bleibt es bei einer schönen Erinnerung und einem einzelnen Bild. Der Ort war – bei Sonnenschein und am Sonntag – komplett überlaufen. Alle Parkbuchten entlang der E10 waren belegt, und um überhaupt parken zu können, hätten wir bis ans Ende von Reine fahren müssen, um dort einen kostenpflichtigen Parkplatz zu nutzen.
In dieser Kombination hat es uns einfach nicht angesprochen. Es war zudem die falsche Uhrzeit für gute Lichtverhältnisse und schöne Fotos. Ob wir noch einmal zurückkehren würden, wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht. Jetzt, im Rückblick, können wir sagen: Wir haben Reine für unseren nächsten Besuch auf den Lofoten vorgemerkt.
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🧭 Tipp: Aufstieg zum Reinebringen
Bei gutem Wetter lohnt sich der Aufstieg auf den Reinebringen – ein Berg direkt neben Reine. Er ist einer der bekanntesten Aussichtspunkte der Lofoten und bietet einen spektakulären Blick auf Reine, Sakrisøy, Hamnøy und den Reinefjord. Trotz seiner relativ geringen Höhe von 448 m ist der Aufstieg nicht zu unterschätzen.
🥾 Aufstieg über die Sherpa-Treppe:
Seit 2016 wurde der ehemals stark erodierte Pfad durch eine von nepalesischen Sherpas gebaute Steintreppe ersetzt. Diese besteht aus 1.978 Stufen und führt bis kurz vor den Gipfel. Der letzte Abschnitt ist ein kurzer, unbefestigter Pfad, der bei Nässe sehr rutschig sein kann.
⏱️ Dauer & Schwierigkeit
• Strecke: ca. 2,8 km (Hin- und Rückweg)
• Höhenunterschied: ca. 448 m
• Dauer: 1,5–3 Stunden (je nach Fitness und Aufenthaltsdauer)
• Schwierigkeit: mittel bis anspruchsvoll – die vielen Stufen erfordern gute Kondition und Trittsicherheit
Wir haben uns dazu entschlossen, den Aufstieg wegen des stürmischen Wetters nicht zu wagen.

Karibische Gefühle an den Stränden der Lofoten
Auf dem Weg nach Norden folgen wir der E10. Beim Verlassen des tiefen Südens der Lofoten öffnet sich die Landschaft spürbar. Besonders auf der Westseite der Inseln erstrecken sich weite Täler, die mit einem unerwartet schönen Anblick überraschen: weiße Sandstrände, eingerahmt von einem beeindruckenden Bergpanorama.
Es gibt wahrscheinlich nicht viele Orte auf der Welt, an denen Berge schneebedeckte Spitzen direkt ins Meer abfallen – und gleich daneben einladende Sandstrände zum Spazierengehen oder, in ein paar Wochen, vielleicht sogar schon zum Baden. Dieser Kontrast macht die Lofotenlandschaft so besonders und einzigartig.
Wir machen einen Abstecher zum Sandbotnen-Strand und halten entlang der E10 auch an den bekannten Stränden von Ramberg und Flakstad. Der weiße Sand, der sich in das Meer hineinzieht, verstärkt das Gefühl von exotischen Stränden. Besonders bei Sonnenschein entsteht durch das flache Wasser eine intensive türkisfarbene Färbung, die den Küstenabschnitt zum Leuchten bringt. Es wirkt beinahe wie aus der Südsee – nur dass uns die Wassertemperatur schnell wieder daran erinnert, dass wir uns oberhalb des Polarkreises befinden.

Auf der Pirsch nach Elchen
Den dritten Tipp, den wir am Vormittag erhalten hatten, wollten wir am Abend in die Tat umsetzen. Nach einer längeren Pause starten wir gegen 19 Uhr zu einer Pirschfahrt im Bereich von Leknes. Entlang der E10 sowie auf einigen Nebenstraßen tauchen hier wieder die bekannten Warnschilder für Elchwechsel auf. Besonders in den Bereichen zwischen Leknes, Haukland und Leitebakken soll man mit etwas Glück Elche beobachten können.
Wie immer kommt es auf Jahreszeit, Tageszeit – und natürlich eine Portion Glück an, wenn man diese beeindruckenden Tiere sehen möchte. Wir waren an zwei Abenden in der Region unterwegs und hatten einmal tatsächlich Erfolg: Eine Gruppe von drei Elchen ließ sich beim Fressen und Trinken beobachten. Direkt daneben befand sich eine kleine Bucht, an der wir unser Auto abstellen und die Tiere ganz in Ruhe aus dem Auto heraus fotografieren konnten.
Rund 30 Minuten lang durften wir die Elche begleiten – sie ließen sich auch von vorbeifahrenden Autos nicht stören. Erst als eine Radfahrerin direkt an der Straße anhielt, und mit dem Handy einige Bilder machen wollte, zogen sich die drei Tiere langsam hinter das angrenzende Waldstück auf eine entfernte Lichtung zurück.
📌 Hinweis: Bitte habt Verständnis, dass wir keine genauen Standorte für Tierbeobachtungen veröffentlichen. Zum einen, weil Wildtiere selten am exakt gleichen Ort anzutreffen sind. Zum anderen, weil Ruhe und Rücksichtnahme essenziell sind, damit solche Begegnungen auch in Zukunft möglich bleiben. Wir wünschen euch ebenfalls wunderschöne und respektvolle Begegnungen mit Elchen – vielleicht ja sogar in genau dieser Gegend rund um Leknes.
Gegen 21:00 Uhr erreichen wir dann unseren Parkplatz für die Nacht. Ein gelungener Tag mit unglaublich vielen Eindrücken neigt sich zu Ende und wir sind gespannt darauf, was uns auf den Lofoten noch erwartet.
Großer Parkplatz an der E10 mit Toilette und in der Nacht sehr ruhig.

Das Fischerdorf Nusfjord
Für uns geht es heute noch einmal ein Stück südwärts, da wir gestern aus Zeitgründen das Dorf Nusfjord ausgelassen hatten. Nusfjord ist eines der ältesten und am besten erhaltenen Fischerdörfer Norwegens. Malerisch eingebettet zwischen steilen Felswänden liegt es an der Südküste der Insel Flakstadøya auf den Lofoten. Mit seiner reichen Geschichte und authentischen Atmosphäre zieht es jährlich zahlreiche Besucher an.
Im Grunde handelt es sich um ein Museumsdorf, das jedoch einen sehr guten Einblick in die Geschichte des Fischfangs bietet – insbesondere zum Stockfisch und auch zum Walfang. Es gibt einen gut erhaltenen historischen Ortskern, mehrere zugängliche Gebäude, ein Fischereimuseum und ein kleines Walmuseum. Trotz Regen haben wir in Nusfjord fast drei Stunden verbracht – was sicherlich auch an der ausgezeichneten Fischsuppe im Restaurant Karoline lag. Das Restaurant ist stilvoll eingerichtet, direkt hinter einem kleinen Laden mit regionalen Spezialitäten und Souvenirs untergebracht.
💡 Hinweis: Der Besuch des historischen Ortskerns kostet 100 NOK (Stand Mai 2025). In den frühen Morgenstunden oder am Abend ist das Häuschen zum Bezahlen oft unbesetzt – dann ist der Zugang in der Regel kostenlos.
Ein Besuch in Nusfjord ist wie eine kleine Zeitreise und bietet einen authentischen Einblick in das Leben der Fischer auf den Lofoten. Ob für einen kurzen Abstecher oder einen längeren Aufenthalt – dieses charmante Dorf ist definitiv einen Besuch wert. Wir hatten natürlich auch Glück, da wegen dem Regen und der Jahreszeit mit nur wenigen anderen Touristen im Dorf unterwegs waren.
Auf dem Rückweg zur E10 hatten wir das Glück, dass zwischen den Regenschauern immer wieder kurze Sonnenstrahlen die Landschaft verzauberten – sogar ein kleiner Regenbogen über den Bergen war dabei.

Fotomotiv „Devil’s Eye“ – ein verstecktes Naturkunstwerk
Nach unserem Besuch in Nusfjord machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Norden – mit einem ganz besonderen Fotomotiv im Visier: dem sogenannten „Devil’s Eye“.
Dabei handelt es sich um eine flache Felsformation mit einem kleinen Wasserloch in der Mitte in der ein runder großer Stein liegt. Je nach Licht wirk es wie ein Auge – eben das
„Auge des Teufels“. Umgeben von der dramatischen Küstenlandschaft der Lofoten entsteht hier ein faszinierender Kontrast: dunkler Fels, schäumendes Meer, und mittendrin dieses scheinbar perfekt
geformte Naturdetail.
📍 Lage: Das Devil’s Eye befindet sich in der Nähe von Valberg an der Nordküste von Vestvågøy, nicht weit von der Straße Fv815. Es liegt etwas versteckt in den Felsen an der Küste und ist nur zu Fuß über einen kurzen, aber teils unwegsamen Gelände erreichbar. Bei Nässe ist Vorsicht geboten – der Fels kann sehr rutschig sein. Das ist der Link zu GoogleMaps. Leider muss der Parkplatz über eine Webseite bezahlt werden. Wenn ihr wollt könnt ihr dort sogar übernachten.
📸 Tipp für Fotograf:innen: Das Motiv wirkt besonders eindrucksvoll bei seitlichem Licht, also am besten am Vormittag oder späten Nachmittag.
Dieser Ort ist unter Fotograf:innen inzwischen recht bekannt und wurde schon oft fotografiert. Doch die Jahreszeit, die Lichtstimmung, das Wetter und der persönliche Blickwinkel lassen immer wieder ganz neue Bilder entstehen.

Abendstimmung bei Unstad
Bei einer wunderschönen Lichtstimmung machen wir uns langsam auf den Weg nach Unstad. Dort haben wir uns einen kleinen Parkplatz ausgesucht, der maximal vier Vans Platz bietet – erreichbar nur über eine unbefestigte Straße mit einigen Schlaglöchern - dafür aber wunderbar ruhig.
Unterwegs fällt uns auf einem kleinen See ein Ohrentaucher auf – in schönster Prachtfärbung. Und dann entdecken wir sogar den ersten Eistaucher dieser Reise! Leider ließ er sich nicht fotografieren, dafür war der Ohrentaucher umso entspannter. Eine ganze Weile schwimmt er auf uns zu und bleibt in unserer Nähe. Ist es nicht das Schönste, wenn Tiere sich so wohlfühlen, dass sie neugierig ein Stücken näherkommen und verweilen?
Später erleben wir zum ersten Mal seit Tagen einen fast klaren Sonnenuntergang. Am 13. Mai verschwindet die Sonne erst nach 23 Uhr hinter dem Horizont. Es sind nur noch wenige Tage bis zur Mitternachtssonne, doch auch jetzt schon ist das Licht fast durchgehend präsent. Für uns ist das immer wieder verwirrend – wir verspüren kaum Müdigkeit, bis der Körper schließlich doch irgendwann doch auf Schlaf besteht.
🅿️ Parkplatz am Meer: 200 NOK in bar, keine Infrastruktur – aber dafür mit Meeresrauschen inklusive und für uns sogar eine stürmische Nacht.
Ein Tag zum Ausharren – Sturm, Regen und Arbeit
Am Morgen fahren wir direkt los und suchen uns einen etwas windgeschützteren Platz, an dem wir die nächsten 24 Stunden verbringen können. Regen und Sturm machen eine Erkundungstour heute wenig sinnvoll – die Landschaft verdient es schließlich, dass man sie auch erleben kann.
Wir nutzen die Gelegenheit für einen ausgedehnten Arbeitstag – bei warmem Tee, dem prasselndem Regen auf dem Dach und dem beruhigenden Wissen, dass draußen gerade ohnehin nicht viel zu verpassen ist.
🅿️ Parkplatz: etwas abseits, ohne Infrastruktur, aber immerhin einigermaßen windgeschützt – was heute das Wichtigste ist.

Zwischen Moor und Meer – unterwegs auf Gimsøya
Am nächsten Morgen ist es zwar trockener, aber weiterhin stürmisch. Von unseren ersten beiden Zwischenstopps hatten wir uns ursprünglich mehr erhofft – doch weder Eggum noch Kvalnes luden zum Verweilen ein. Gerade Eggum, direkt um die Ecke zu unserem Schlafplatz, und auch Kvalnes sind eigentlich bekannt für ihren Artenreichtum, insbesondere Kvalnes für die Möglichkeit, Seeadler zu beobachten. Doch da wir an diesem Tag noch einige Kilometer vor uns hatten, wollten wir hier nicht lange verweilen und auf Tierbegegnungen warten - zumal sich das Wetter im Laufe des Tages bessern sollte und noch einige Punkte auf uns warteten.
Allein wegen der Küstenlandschaft lohnt es sich unserer Meinung nach trotzdem, diese kleinen Abstecher von der E10 zu machen. Und ganz ohne Beobachtungs-Highlight war der Morgen auch nicht: Wir konnten unsere ersten Singschwäne in Norwegen – und auf den Lofoten – entdecken.
Unser Weg führt uns weiter nach Gimsøymyrene, einem offenen Feuchtgebiet auf der Insel Gimsøya. Hier wirkt die Landschaft plötzlich ganz anders: keine steilen Felswände, keine dramatische Küstenlinie – stattdessen flache Moore, kleine Seen, weite Horizonte. Ein Ort, der im direkten Kontrast zum rauen Süden der Lofoten steht. Die Landschaft lässt sich am besten entlang der Fv861 erkunden – ideal für Naturfreunde und Vogelbeobachter, aber auch gut für spontane Entdeckungen. Die Region hält definitiv die eine oder andere Überraschung parat.
Das Gebiet ist besonders im Frühling und Frühsommer für seine Vogelvielfalt bekannt. Am Straßenrand entdecken wir sogar unsere ersten Moor-Schneehühner, und kurz darauf erleben wir eine überraschende Begegnung mit einem Elch, der seelenruhig vor uns die Straße überquert und anschließend auf einer Wiese zu grasen beginnt.
Ein weiterer bekannter Ort auf der Insel ist die Gimsøy Kirke – eine wunderschön gelegene, klassische Langkirche aus Holz. Sie ist ein beliebtes Fotomotiv und wird vermutlich auch deshalb in vielen Reiseberichten erwähnt.
Wir bleiben hier nicht lange, aber der Zwischenstopp tut gut – ein ruhiger Ort mit einer ganz eigenen Atmosphäre - und genau das macht ihn so besonders.

Henningsvær – ein fotogener Fußballplatz oder mehr?
Nach den stillen Weiten von Gimsøya fahren wir nun wieder in einen Ort: Henningsvær steht als nächster Stopp auf dem Plan. Schon die Anfahrt führt entlang einer wunderschönen Küste mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser – ein echtes Postkartenpanorama.
Henningsvær verteilt sich über mehrere kleine Inseln, verbunden durch Brücken, und gilt als eines der fotogensten Fischerdörfer Norwegens. Wir wollten sehen, ob das wirklich stimmt.
Unser erster Eindruck: bunt gestrichene Häuser, Boote im Hafen, dahinter schroffe Felsen – schön, aber irgendwie springt der Funke nicht über. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns mit den bekannten Highlights wie der KaviarFactory – einer modernen Kunstgalerie in einem ehemaligen Fischverarbeitungsbetrieb – im Vorfeld nicht ausreichend beschäftigt haben. Möglicherweise sind wir also einfach an vielem ahnungslos vorbeigelaufen.
Sicher ist: Der Stockfisch, und damit der Kabeljau, spielt in Henningsvær weiterhin eine zentrale Rolle. Noch heute ist die Stockfischproduktion ein wichtiger Wirtschaftszweig, und überall im Ort sieht man die typischen Holzgestelle, auf denen der Skrei während der Saison luftgetrocknet wird.
Im Hafenbereich lassen sich einige schöne Fotomotive finden, besonders mit den dramatischen Bergkulissen im Hintergrund. Und dann ist da natürlich noch das berühmte Fußballfeld auf der kleinen vorgelagerten Felseninsel – spektakulär gelegen, umgeben von Meer und Bergen. Ein klassisches Drohnenmotiv, auf das wir uns schon gefreut haben.

Blick auf die Sildpollnes kirke – Postkartenidylle am Fjord
Unser nächster Halt haben wir auch schon einige Zeit geplant: Ein Aussichtspunkt mit Blick auf die Sildpollnes kirke, eine kleine weiße Kirche auf einer Landzunge im Austnesfjord. Eingebettet zwischen Fjord und Bergen, wirkt sie fast wie aus einem Norwegen-Bildband herausgeschnitten. Einer dieser Szenen, die bei besonderem Licht wahrscheinlich magisch wirken, denn selbst wir am frühen Abend, waren begeistert von dem Anblick.
Parkplatz: Wir halten an einem kleinen Parkplatz direkt an der E10 – von hier hat man einen perfekten Blick auf die Kirche, die malerisch im Wasser liegt und bei ruhigem Wetter sogar ein fast perfektes Spiegelbild im Fjord erzeugt.
Hintergrund: Die Sildpollnes kirke ist eine Kapelle aus dem Jahr 1890 und wurde ursprünglich als Privatkapelle errichtet. Heute ist sie ein beliebter Ort für Hochzeiten, Taufen und – wenig überraschend – Fotografen. Wer will, kann auch hinunter zur Kirche fahren, aber schon der Ausblick von oben hat etwas Besonderes: Weite, Ruhe und diese typische nordnorwegische Erhabenheit.
Ein kurzer Stopp – aber einer der sich lohnt.
Bootswrack am Straßenrand
Ein deutlich weniger bekanntes Fotomotiv liegt nur wenige 100 Meter später an der E10. Dort gibt es im Hafen von Sildpolltjønna Bootswrack. Das Wrack ist besonders bei Ebbe gut sichtbar, da es dann teilweise aus dem Wasser ragt. Die Kombination aus dem verfallenen Holzboot, dem klaren Wasser und der umliegenden Berglandschaft macht es zu einem schönen Fotomotiv. Vor allem in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag, wenn das Licht weich ist, entstehen hier eindrucksvolle Aufnahmen.
Wegen der Nässe laufen wir nicht zum Wrack, sondern nehmen die Drohne zur Hilfe. Daher entscheide ich mich für eine andere Motivvariante, als die man typischerweise online finden würde.

Grunnfør - eine Fahrt durch stille Küstenlandschaft
Nach dem kurzen Stopp beim Bootswrack in Sildpolltjønna, fahren wir weiter in Richtung Grunnfør. Die Route führt uns zunächst wieder ein Stück über die E10, dann biegen wir auf die kleinere Fv888 ab – eine schmale Straße, die sich durch eine überraschend offene und ruhige Landschaft zieht.
Die Gegend wirkt weniger dramatisch als viele andere Teile der Lofoten, aber genau darin liegt ihr Reiz. Weite Moore, niedrige Küstenhügel, vereinzelte Birken – die Landschaft wirkt auf uns wunderschön. Links und rechts der Straße immer wieder kleine Buchten, still daliegende Seen und ein weiter Blick bis zur Küstenlinie von Austvågøya.
Im Vergleich zu den belebteren Orten weiter südlich ist es hier ruhig, fast menschenleer. Die Fahrt ist entspannt, das Tempo wird automatisch langsamer – was auch gut so ist, denn die Straße ist stellenweise schmal und nicht für Eile gemacht. Gleichzeitig erreichen wir das späte Abendlicht – gegen 21 Uhr steht die Sonne noch erstaunlich hoch, taucht die Landschaft aber in ein wunderbar weiches, stimmungsvolles Licht.
🕶️ Tipp: Verbringt die Abendstunden auf der Westseite der Lofoten – genau dann wirkt die tiefstehende Sonne am schönsten auf die Landschaft. Was mittags noch flach und unscheinbar
wirkt, bekommt plötzlich Tiefe, Struktur und Atmosphäre. Was vorher schön war, wird jetzt beeindrucken.
Voraussetzung: Ihr seid bereit je nach Jahreszeit sehr spät unterwegs zu sein, für uns im Mai war das meist nach 19 bis 22 Uhr. Es lohnt sich!
Kurz vor Grunnfør öffnet sich die Landschaft noch einmal: Wir sehen den Grunnførfjord und schließlich die kleine, versprengte Siedlung. Hinter dem Ort Grunnfør steuern wir unser heutiges Ziel an: Rolf’s Bar. Der Name lässt zunächst anderes vermuten, doch tatsächlich handelt es sich um einen kleinen, charmanten Stellplatz mit Blick aufs Meer, einem windgeschützten Unterstand, der gerne von Radfahrern genutzt wird und einem Aussichtspunkt. Wir erleben eine fast schon greifbaren Ruhe. Ein einfacher, aber sehr schöner Platz – perfekt, um den Tag ausklingen zu lassen.
Am nächsten Morgen entdecken wir auf den angrenzenden Moorflächen sogar wieder Schneehühner – und auch ein Goldregenpfeifer im Prachtkleid lässt sich blicken.
🅿️ Kostenloser Stellplatz an Rolf’s Bar - ohne Versorgung aber sehr zu empfehlen.
Für uns ist es die letzte Nacht auf den Lofoten. Morgen fahren wir weiter in den Norden der Inselgruppe – ein letzter Blick zurück auf die dramatischen Küsten, das wechselhafte Wetter und die magischen Lichtstimmungen. Dann setzen wir unsere Reise fort und wechseln hinüber auf die benachbarte Insel Andøya. Ein neuer Abschnitt beginnt – mit neuen Landschaften, neuen Eindrücken und hoffentlich ebenso besonderen Momenten.

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